{"id":162992,"date":"2023-11-20T23:36:41","date_gmt":"2023-11-20T22:36:41","guid":{"rendered":"https:\/\/clubcomputer.at\/?p=162992"},"modified":"2023-11-20T23:36:45","modified_gmt":"2023-11-20T22:36:45","slug":"ip-ein-persoenliches-datum","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/clubcomputer.at\/2023\/11\/20\/ip-ein-persoenliches-datum\/","title":{"rendered":"IP, ein pers\u00f6nliches Datum?"},"content":{"rendered":"\n

IP, ein pers\u00f6nliches Datum?<\/h1>\n\n\n\n

Anwalt Marcus Hohenecker<\/strong> versendete im Auftrag seiner Mandantin Frau Eva Z<\/strong>. Zehntausende Abmahnschreiben mit einer Forderung \u00fcber 190,- \u20ac an Betreiber von Internet-Seiten, weil Frau Z.<\/strong> einen „Gef\u00fchlsschaden“ bekommen haben soll, weil ihre IP – und das sei ein pers\u00f6nliches Datum – bei Google gelandet sei, weil alle diese Seiten Google-Fonts von der Google-Seite eigebettet haben sollen.<\/p>\n\n\n\n

Der Fall ging durch die Medien (siehe Links) und es gab bereits erstinstanzliche Urteile gegen diese Vorgangsweise von Eva Z.<\/strong> Die Causa schaffte es bis zum B\u00fcrgeranwalt im ORF. Clubmitglieder finden einen Mitschnitt der Diskussion im cc|drive (siehe Links).<\/p>\n\n\n\n

Da ich selbst auf allen meinen Webseiten ebenfalls Google-Fonts benutze, w\u00e4re ich ein potenzielles Angriffsziel von Frau Z.,<\/strong> und daher interessierte mich die Argumentation des Gerichts. Mich hat die Behauptung von Frau Z.,<\/strong> irritiert, die IP ihres PCs w\u00e4re ein pers\u00f6nliches Datum, das unerlaubterweise bei Google gespeichert wird, ein Umstand, der ihr „Unwohlsein“ verursachen w\u00fcrde. <\/p>\n\n\n\n

Diese Behauptung, die IP Ihres PCs w\u00e4re ein pers\u00f6nliches Datum, wurde in keinem der Berichte angezweifelt, und daher soll das an dieser Stelle geschehen. Die Frage, die wir uns stellen wollen, ist, ob eine IP, die einem Endger\u00e4t zugewiesen worden ist, ein privates Datum ist, das so pers\u00f6nlich ist, dass man es zum Beispiel auf eine Visitenkarte drucken k\u00f6nnte. Au\u00dferdem wollen wir das Konzept der EInbettungen betrachten.<\/p>\n\n\n\n


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Personenbezogene Daten<\/h2>\n\n\n\n

Was personenbezogene Daten sind, erf\u00e4hrt man auf einer Seite der Europ\u00e4ischen Kommission: https:\/\/commission.europa.eu\/law\/law-topic\/data-protection\/reform\/what-personal-data_de<\/a><\/p>\n\n\n\n

Eine IP-Adresse ist da enthalten. Nach meiner Ansicht hat aber eine IP ein ganz andere Wertikeit als zum Beispiel das Geburtsdatum. Eine IP-Adresse ist so wie die Nummer eines K\u00e4stchenschl\u00fcssels, den man sich f\u00fcr die Dauer eines Aufenthalts in einem Bad ausgeborgt hat. Details siehe sp\u00e4ter.<\/p>\n\n\n\n

Einbettungen<\/h2>\n\n\n\n

Jede moderne Webseite bettet externe Inhalte ein. Das kann sein Bild, Video, Audio, Werbung und eben auch Fonts, zum Beispiel von Google. Zum Beispiel kann ein WordPress-Thema eine Einbettung von Fonts enthalten, und man kann das als Anwender gar nicht \u00e4ndern. Bei jedem Aufruf einer Webseite mit externen Einbettungen wird die aufrufende IP dem Hoster des externen Inhalts bekannt und automatisch in Protokolldateien f\u00fcr eventuelle sp\u00e4tere Recherchen gespeichert. Diese Speicherung f\u00fchrt jeder Webserver automatisch aus. <\/p>\n\n\n\n

Man kann vieles auch am eigenen Server hosten, aber das entspricht nicht dem Konzept von Internet. W\u00fcrde man zum Beispiel eine komplexe Resource wie es die Google-Fonts sind, am eigenen Server hosten, muss man auch f\u00fcr regelm\u00e4\u00dfige Aktualisierungen sorgen, etwas, das man sich erspart, wenn man sie von der Quelle holt. <\/p>\n\n\n\n

Eigene Videos werden gerne auf YouTube gehostet. Das hat zwei Vorteile. Einerseits kann das Video nicht nur auf der eigenen Webseite, sondern auch auf YouTube gefunden werden. Anderseits muss der eigene Hoster keine gro\u00dfen Datenmengen verarbeiten. Technisch gesehen ist die Einbettung von YouTube viel einfach als bei einer Speicherung am eigenen Server. Auch bei YoutTube-Videos wandert die eigene IP in die Protokolldatei des anbietenden Servers, also zu Google.<\/p>\n\n\n\n

Wenn sich jemand unwohl f\u00fchlt, wenn eine Seite solche Einbettungen enth\u00e4lt, m\u00fcsste er konsequenter Weise alle solche Inhalte beanstanden und nicht nur die relativ leicht auffindbaren Google-Fonts. Bei Seiten, die auch Werbung zeigen, wird das besonders komplex, weil diese Inhalte sich dynamisch ver\u00e4ndern. Wenn man solche Einbettungen als unzul\u00e4ssig anprangert, prangert man eigentlich das Konzept des Internets an sich an, und daher sollte man das Internet \u00fcberhaupt meiden, weil das „Unwohlsein“ unertr\u00e4glich gro\u00df werden kann. <\/p>\n\n\n\n

Was ist eine IP-Adresse? <\/h2>\n\n\n\n

Eine IP-Adresse (im Folgenden immer kurz als IP benannt), ist eine Zahl, die jeder Kommunikationspartner im Internet ben\u00f6tigt, und die auf dem Internet Protokoll (IP) basiert. Es ist eine 32-Bit-Zahl, die aus Gr\u00fcnden der einfacheren Notation in vier, durch Punkte getrennte Dezimalzahlen (0…255) notiert wird. Mein PC hat derzeit die IP 77.117.141.253 – diese IP ist dynamisch und \u00e4ndert sich von Zeit zu Zeit, der Server, der diese Internet-Seite anzeigt, hat die IP 194.50.115.163 – diese IP ist statisch und unver\u00e4nderlich. Wer sich in die Details dieser Nummerierung vertiefen will, kann den sehr anschaulichen und bebilderten Artikel von Christian Zahler<\/strong> „Internet-Grundlagen<\/a>“ lesen.<\/p>\n\n\n\n

Telefonieren und Surfen<\/h2>\n\n\n\n

Kommunikation mit einem Telefon ist \u00e4hnlich zur Kommunikation im Internet, es gibt aber auch Unterschiede. <\/p>\n\n\n\n

In beiden F\u00e4llen m\u00fcssen die Verbindungssysteme eine „Teilnehmernummer“ beider Kommunikationspartner kennen. Im Telefonnetz sind das die beiden Rufnummern und im Internet sind es die IPs des Users und der von ihm aufgerufenen Ressource. <\/p>\n\n\n\n

Jedes Endger\u00e4t, PC, Tablet oder Handy ben\u00f6tigt f\u00fcr die Kommunikation im Internet eine IP. Diese IP kann privat oder \u00f6ffentlich, statisch oder dynamisch sein. Die allermeisten IPs von Endger\u00e4ten sind privat und daher nicht im Internet sichtbar. F\u00fcr die Sichtbarkeit im Internet ist ein Router zust\u00e4ndig, eine Art Zampano f\u00fcr Internet-Verbindungen. Ein solcher Router besteht aus einer Vielzahl von Komponenten, die in den fr\u00fchen Zeiten des Internets jede f\u00fcr sich ein eigener Computer waren. Heute sind Router in jedem Haushalt. Der Router ersetzt die private und im Internet nicht geroutete Adressen eines gesendeten Datenpakets durch eine dynamische aber \u00f6lffentliche Adresse und sorgt bei einem empfangenen Datenpaket f\u00fcr den umgekerten Vorgang.<\/p>\n\n\n\n

Der Unterschied zwischen dem Telefonieren und dem Internet-Dialog ist, dass die Telefonnummer mit einer Person fest verbunden ist, und dass man daher die Telefonnummer auf eine Visitenkarte drucken kann, w\u00e4hrend genau das bei einer IP nicht m\u00f6glich ist, weil die IP nicht statisch, sondern dynamisch ist und daher bei jeder Sitzung eine andere sein kann.<\/p>\n\n\n\n

Definitionen privat – \u00f6ffentlich, statisch – dynamisch<\/h2>\n\n\n\n

Privat<\/strong> ist ein Netz, wenn die IP des Endger\u00e4ts aus einem der folgenden Adressbereiche stammt: <\/p>\n\n\n\n