Futsch
Da ich auch schon länger neben der EDV im Securitybereich tätig bin, möchte ich hier einige Gedankenansätze widergeben.
Smartphonediebstähle gibt es bei uns zuhauf. Das sollte klar sein. In den Sommermonaten häufen sich jedoch speziell jene, welche mit einem Motorroller durchgeführt werden. Mal schauen, wann das bei uns in Mode kommt.
Heißt, zwei Mann am Roller, wobei der hintere das exponierte Smartphone in der Hand des Opfers im Vorbeifahren an sich reißt. Funktioniert sehr gut, benötigt aber immer auch eine gewisse Mithilfe des Opfers. Dazu später mehr.
Was natürlich solch eine Art von Diebstählen begünstigt, ist die Bauform der Smartphones. Flach, relativ breit und in der Regel nur mit drei Fingern bequem zu halten. Manche schaffen es auch mit vier. Jedoch wird dieser Griff immer nur am letzten, jeweiligen Fingerglied durchgeführt.
Bei den älteren Handys war das zwar auch so, wobei aber die Fingerspanne entschieden kleiner und deshalb weit ungünstiger für die andere Seite war. Die Hand war definitiv mehr geschlossen und das Handy mehr geschützt.
Gleichzeitig waren sie ja Dank des monochromen Displays und dem Entwicklungsstand auch wesentlich kleiner und von der Ferne nicht so leicht zu identifizieren. Sprich, ob das ein Billighandy war oder etwas hochwertigeres.
Bezüglich Mithilfe der Opfer
Hier liegt glaube ich das größte Missverständnis vor. Ja, viele Smartphonebenutzer haben Kopfhörer oder ähnliches auf. Deshalb bekommen sie relativ wenig von ihrer Umwelt mit. Es gibt jedoch auch so genug Erdenbürger, welche ohne Kopfhörer wenig bis gar nichts mitbekommen. Sei es, weil sie körperlich eingeschränkt sind, abgelenkt, kognitiv zu früh abgebogen oder was weiß ich.
Der springende Punkt bei aufgesetzten Kopfhörern ist jedoch, dass man permanent der Umwelt mitteilt, dass man von ihr nichts mitbekommt. Das heißt, diese Leute signalisieren jede Sekunde der anderen Seite, dass sie ein ideales Opfer sind.
Bei einer tauben Person ist das in der Öffentlichkeit nicht gleich ersichtlich. Außer sie kommuniziert in Gebärdensprache am Smartphone.
Bedeutet für die andere Seite demnach, dass diese sich einen Haufen Arbeit für die Selektion erspart.
Der fünfundvierzig Grad gesenkte Blick auf das erleuchtete Display beim Gehen (selbst über die Straße) tut da nur sein übriges. Dadurch ist es den Opfern auch nicht möglich zu erkennen, dass sie gerade selektiert worden sind. Wenn man jedoch nicht mit gesenktem Blick durch die Gegend geht, merkt man sofort, ob eine Selektion statt gefunden hat.
Zusammenfassend kann man somit konstatieren, dass die Smartphones dank ihrer ungelenken Bauart für menschliche Greifwerkzeuge ideal zum Entwenden sind. Die große Fingerspannweite beim Telefonieren und vielleicht noch Kopfhörer erleichtern einfach nur den Diebstahl.
Ausschlaggebend ist jedoch immer, dass die Opfer nicht merken, dass sie gerade selektiert worden sind. Das ist der springende Punkt.
Weil wenn das Opfer merkt, dass es selektiert worden ist, wird es bestimmt Aktionen setzen, welche einen Diebstahl verunmöglichen oder zumindest erschweren. Die andere Seite wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein anderes Opfer suchen müssen.
Kopfhörer, Ohrstöpsel und gesenkter Blick auf das Display begünstigen lediglich den Selektionsprozess. Entscheidend ist jedoch immer, dass dieser von den Opfern nicht wahrgenommen wird.
So, Klugscheißermodus aus.
Bei uns in Österreich ist das mit dem Motorroller zwar noch nicht so in Mode, aber das kann ja noch kommen.
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