2,5 Millionen Österreicher starren jeden Abend in der ZIB-1 auf die immer gleiche Kurve, deren Verlauf sich nicht zu ändern scheint und jeder Zuschauer stellt sich die Frage, wo denn da eine Trendumkehr stattfinden soll, denn man erwartet sich natürlich, dass die Kurve irgendwann einmal beginnt, sich zu verflachen und dann nach unten zu bewegen.
Zweiteres wird sie nie tun, weil die Kurve alle bisher registrierten Corona-Infektionen darstellt und diese Zahl kann nie kleiner werden. Auch im vielzitierten Südkorea gibt es kein Ende des Wachstums aber einen deutlichen Knick beim Start der Isolationsmaßnahmen. Allerdings ist dieser Knick erst in der langzeitlichen Darstellung als solcher erkennbar und vielleicht werden auch unsere Kurven in einigen Wochen ein ähnlihces Verhalten zeigen.
Die vom ORF gewählte Darstellung ist nicht dafür geeignet, Abweichungen des Anstiegs erkennen zu können. Dabei ist ein Erfolg der kollektiven Isolation sehr wohl zu beobachten und zwar dann, wenn man nicht die kumulierten Zahlen sondern die täglichen Steigerungsraten betrachtet.
Betrachten wir die täglichen Zuwachsraten, sieht man einen deutlich sichtbaren Trend nach unten. Waren es am Beginn 40-50% tägliche Steigerung, wurden gestern erstmals 10% unterschritten und das ist doch beachtlich.
Natürlich äußert sich die Abnahme der täglichen Steigerungsrate auch in der so genannten Verdoppelungszeit, also die Anzahl der Tage, in denen sich die Anzahl der Infizierten verdoppelt.
Betrug die Verdoppelungszeit am Anfang noch zwei Tage, ist sie heute auf etwa sechs Tage gestiegen. (Der besonders optimistische Wert des letzten Tages verringert sich nach einigen Tage, weil noch weitere Fälle dazu kommen werden.)
Unsere Prognose am Beginn der Einschränkungen am 17.3. für die Zahl der Infektionen am Palmsonntag zeigte drei Szenarien:
Prognose für Palmsonntag 30% 107.490 rot 20% 35.051 gelb 10% 10.367 grün
Unter der Annahme einer weiterhin 10%igen täglichen Steigerungsrate werden wir wohl am Palmsonntag irgendwo bei 16.000 Infizierten landen. Heute zählen wir 8395, also ergeben sich nach 7 Tagen 8395*1.1^7 = 16.359, also bezogen auf die Prognose vor einer Woche zwischen der grünen und gelben Prognoselinie. Wir liegen deshalb über der grünen 10%-Linie, weil am Beginn die Steigerungsraten noch zu hoch waren und erst in den letzten Tagen auf 10 % abgesunken sind.
Anmerkungen
- Der ORF verwendet für seine täglichen Darstellungen immer den Wert um 15:00, aber im Laufe der folgenden Stunden bis etwa 5 Tage danach wird dieser Wert noch ziemlich nach oben korrigiert, weil das Ergebnis der Testungen in diesem Zeitraum noch nachgetragen werden. In den Bildern der ZIB sind die späteren Werte in Klammern gesetzt.
- Die ersten Tage vom 26.2. bis 1.3. werden wegen der geringen Zahl der Infektionen und der damit verbundenen große Streuung nicht dargestellt.
- Die Werte der ersten 14 Tage sind wegen der geringen Anzahl der Fälle noch sehr schwankend.
- Der rote Stern symbolisiert den Beginn der Maßnahmen
- Die Trendlinie suggeriert, dass der Rückgang der Steigerungsraten seit Beginn der Testungen stattfindet. Betrachtet man aber nur die ersten 14 Tage, würde man ein Absinken noch nicht vermuten. Es ist leider nicht möglich, diese Linie für zwei Bereiche zu ziehen.
Franz war pensionierter HTL Lehrer (TGM), Präsident von ClubComputer, Herausgeber der Clubzeitung PCNEWS und betreute unser Clubtelefon und Internet Support. Er war leidenschaftlicher Rapid Wien Fan. Er ist leider Anfang Jänner 2024 nach langer schwerer Krankheit verstorben.
Neueste Kommentare