Leo, 1998

Die Teilnehmer an unseren Clubabenden der letzten Jahre kennen Leo nicht, weil Leo nicht mehr TGM sondern an der HTL-St.Pölten unterrichtet hat und nicht so leicht nach Wien kommen konnte. Aber für unsere Mitglieder der ersten Stunde waren die Lehrer der Nachrichtentechnischen Werkstätte am TGM eine beliebte Anlaufstelle wenn es um Fragen rund um den PC ging. Zu diesen Lehrern gehörte auch Leo Zehetner.

Dass sich unser Computer-Club so gut entwickeln konnte, verdanken wir dem Engagement von Robert S., Franz T., Paul O. und eben Leo Zehetner. Damals wurde der Druck der PCNEWS von Banken gesponsert. In diesen Anfangsjahren wurden die gedruckten Exemplare ins TGM gebracht und von der Werkstätte postfertig etikettiert und gebündelt. Es waren mehrere Tausend Stück, doch wenn 40 Schüler zusammenarbeiten, bestens organsiert von den Lehrern, ist diese Arbeit rasch erledigt. Damals wurde Fotografie noch nicht so inflationär angewendet und ich habe daher nur ein einziges Bild von Leo aus dieser gemeinsamen Zeit aus dem Jahr 1998.

Wir hatten durch die Organisation des PCC-TGM ein selbständiges Projekt, das unsere Abteilung und besonders unsere Werkstätte im Kreise der TGM-Lehrer aber auch weit darüber hinaus zu einer Drehscheibe in Sachen PC gemacht hat. Die gewonnene Expertise fand natürlich auch um Unterricht Anwendung, ein wichtiger Synergieeffekt.

Titelseite des TGM-Jahrbuchs 1994/95 von Leo Zehetner

Leo ist damals täglich von Koplarn bei Amstetten nach Wien gependelt, etwas, das damals schon große Bewunderung bei mir ausgelöst hat. Erst viel später erkannte ich den Grund über seine Homepage. Er lebte in Koplarn in einem Paradies; in einem uralten Vierkanthof auf den Hügeln nördlich von Amstetten; im Norden mit Blick auf die Donau, im Süden mit Blick auf den Ötscher. Sein Hof war nicht nur seine Wohnung, er war auch unter dem Namen „Kulturhammer Koplarn“ im Umland als Veranstaltungsort für Theateraufführungen, Vernissagen, Bergrettungs-Heuriger und Kunsthandwerksmarkt bekannt.

Diese Beziehung zur Kunst zeigte Leo durch zahlreiche Aquarelle. Ein von ihm gemaltes Bild des TGM zierte viele Jahre lang die Titelseite des TGM-Jahrbuchs.

Aus den ersten Tagen als Lehrer im TGM bezieht sich die folgende Erinnerung des damaligen Werkstättenleiters Wilhelm Hajny:

Es fällt mir noch immer schwer, die richten Worte über das Geschehene zu finden.
Nun, Leo begann bei uns im Schuljahr 81/82 im 15. Stock als Lehrer zu unterrichten. Er musste sich auch den strengen „Einsteiger-Regeln“ bei uns im 15ten Stock unterwerfen.
Dies geschah Mitte Mai 1982 in Form einer Einladung von Leo in den Familien-Vierkanthof der Familie Zehetner, der aber schon an den Bruder des Leo –  Ernst Zehetner – übergeben war.
Unvergessen sind diese zwei Tage: Allein die feucht fröhliche Fahrt mit dem Zug von Wien Westbahnhof bis Amstetten mit unseren Altvorderen Karl und Toni und allen dazugehörenden Kollegen. Dann der Empfang vor dem Bahnhof, Leo erwartete uns mit einer Pferdekutsche für den Transport nach Koplarn zum Vierkanter. Er musste zweimal fahren. Im Hof war alles für uns hergerichtet. Die Eltern waren da, der Bruder mit seiner Frau und dem kleinen Sohn, der mit seinem Dreiradler zwischen den aufgestellten Bänken unermüdlich seine Runden zog. So etwas hatte ich noch nie erlebt!
So verging der Samstag mit Essen und Trinken und ehe der Hahn zum Aufstehen krähte, legten wir uns nieder. Nachdem wir den Sonntag mehr oder weniger zur Kenntnis nahmen, mussten wir mit dem Zug die Heimreise antreten.
Zwei oder drei Wochen später verstarb völlig überraschend Ernst Zehetner. Seine Witwe war nun mit ihrem Kleinen allein auf dem Hof.
Leo erwarb einen Vierkanter neben seinem Geburtshof, den er über Jahre hinweg ausbaute und erneuerte. Daneben kümmerte er sich fürsorglich um den „Kleinen“, aus dem nach Matura und Studium ein tüchtiger, voll im Leben stehender Mann wurde.

Es wird um das Jahr 2000 gewesen sein, dass Leo vom TGM in die HTL-St.Pölten wechselte, was seinen Weg zur Arbeit deutlich verkürzt hat. Doch unserem Club blieb er weiterhin verbunden. Er betrieb bei uns seine sehenswerte Homepage http://zehetner.com, die sowohl seinen Hof als auch die Veranstaltungen illustriert.

Leos Vierkanter, der „Kulturhammer Koplarn“

2016 wurde sein St.Pöltner Kollege Daniel Mitglied bei ClubComputer und betreibt seine Webprojekte auf unseren Servern. http://sindl.com/

Leos Frau Maria war Direktorin der Informatik-Mittelschule in der Torricelligasse und Leo hat sie davon überzeugt, dass wir ein guter Hosting-Partner wären. Sie waren beide bei einem Clubabend zu Gast, und wir vereinbarten die Details dazu. Seit dieser Zeit wird das Web dieser Schule auf unseren Servern betrieben. http://torricelligasse.at/

2018 veranstalteten Leo und Maria ein Familientreffen mit etwa 150 Personen in seinem Kulturhammer Koplarn. Von diesem Fest stammt das folgende Bild:

Leo und Maria bei einem Familienfest, 2018

2019 war das letzte Arbeitsjahr von Leo in der HTL-St.Pölten, er freute sich trotz toller Jahre im Unterricht auf die bevorstehende Freiheit als Pensionist.

Im Dezember 2019 vermittelte uns Leo einen neuen Vortragenden aus seinem Kollegenkreis in der HTL-St.Pölten. Zum dem Vortrag kam es corona-bedingt noch nicht, aber Dr. Asch wird uns nach Corona über E-Mobilität und Energiesysteme der Zukunft berichten.

Dann kam der Jänner 2020 mit einer Hiobsbotschaft: Leos Frau Maria war an Krebs erkrankt. Leo begleitete sie bei einer Fahrt zu einer Chemotherapie nach Wien und wir trafen uns ein letztes Mal beim Reinthaler in der Dorotheergasse. Leo schien mir zu jenen Personen zu gehören, an denen das Alter spurlos vorüber geht. Er war voll Sorge aber auch voll Zuversicht.

Im April wurde es zur Gewissheit, Leo schrieb:

Im September berichtete sein Kollege Daniel von der HTL St.Pölten, dass Leo mit einer Herzerkrankung ins Wiener AKH eingeliefert wurde. Ich schrieb ihm eine SMS: „Lieber Leo! Ins AKH komme ich wegen Corona nicht, aber ich versichere Dir, dass unsere Gedanken bei Dir sind und bei einem zukünftigen Treffen im Reinthaler – in alter Frische! Mach’s gut! Franz, seit drei Wochen in einer ersten Chemo-Phase“

Gestern schrieb Daniel: „Leo ist jetzt bei Maria.“

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