Zufall und Evolution

2007 propagierte Kardinal Schönborn in den USA die Idee des „Intelligent Design“ Bei einem Interview in der Heimat sagte er, dass er sich nicht vorstellen könne, dass das alles nur ein Werk des Zufalls sein sollte. 2009 nahm er seine Aussage bei einer Darwin-Tagung aber wieder zurück. (Link)

Im Grunde ist es aber nicht falsch, wenn man meint, dass Zufall allein nicht sehr viel kann. Was allein wir wissen, wie oft wir den Zufall herausfordern müssen, um eine Antwort zu bekommen.

Lotto

Beim Lotto 6-aus-45 braucht man etwa 8 Millionen Versuche (Tipps), um die richtigen Zahlen zu erraten, Und dabei geht es nur um 6 Zahlen in beliebiger Reihenfolge. Wie groß sind die Chancen auf einen Lotto-Sechser? (DerStandard)

Gedicht

Wenn wir dagegen fragen, wie lange ein Zufallsprozess braucht, um den „Zauberlehrling“ aus dem Ärmel zu schütteln, sieht man bald, wie unbeholfen doch der Zufall ist. Es ist völlig unmöglich, dass Zufall allein, auch nur ein Gedicht zustande bringen kann, auch wenn es dafür eine endliche Wahrscheinlichkeit gibt.

Buchstabenautomat

Ein ultraschneller Buchstabenautomat erzeuge 1.000.000.000 = 1E9 Buchstaben pro Sekunde!

  • Ein Tag hat 60*60*24=86400 s
  • Ein Jahr hat 86400*365 = 11.510.640.000 = 11,5E9 s und es werden 11,5E18 Zeichen generiert.
  • Unser Universum besteht 13,7E9 Jahre, und in dieser Zeit hätte der Buchstabenautomat 13,7E9*11,5E18=157E27 Zeichen generieren können.

Der „Zauberlehrling besteht aus Klein-, und Großbuchstaben und einigen Sonderzeichen, sagen wir der Wertevorrat wäre 60 Zeichen. Die Textlänge ist 2531 Zeichen. Um den Text zu finden, benötigt der Zufallsgenerator 60^2531= 6,9e+2551 Versuche.

Der Automat benötigt 6,9e+2551 / 157E27 = 4,4e+2522 Universen, um die richtige Buchstabenfolge zu finden

Der Grund für diese faktische Unmöglichkeit liegt darin, dass Zufall kein Gedächtnis hat und auch keinen Mechanismus kennt, der sagen würde, was gut und was weniger gut ist. Und genau das leistet Evolution.

Zufall in der Evolution

Der Zufall spielt in der Evolution tatsächlich eine wichtige Rolle, aber immer im Zusammenhang mit den Umgebungsbedingungen. Solange sich die Umgebungsbedingungen nicht ändern, kann eine Art über Jahrmillionen ihr Aussehen beibehalten. (Pfeilschwanzkrebse, Quallen)

Wenn aber zum Beispiel Falter auf Bäumen Schutz vor Fressfeinden suchen, dann gelingt ihnen das nur, wenn ihre Farbe der Farbe des Holzes entspricht, zum Beispiel braune Falter auf braunen Fichten. Wird nun der Fichtenbestand abgeholzt und bleiben nur weiße Birken stehen, haben die Falter plötzlich keinen Sichtschutz mehr und werden gnadenlos von den Fressfeinden dezimiert. Jene Falter aber, die aus einer Laune der Natur eine helle Flügelfarbe haben, bleiben über, und es dauert nur wenige Generationen, bis die Falter ihre Farbe von braun auf weiß geändert haben – zum Preis einer gnadenlosen Selektion der nicht angepassten Falter mit dunkler Flügelfarbe.

Evolution

Rupert Riedl, 1925-2005

Rupert Riedl lernte bei Hans Hass, Konrad Lorenz und verallgemeinerte Darwins Bild von Evolution durch die Evolutionäre Erkenntnistheorie. Hoimar von Ditfurth (1921–1989) attestiert Riedl, die dritte kopernikanische Wende eingeleitet zu haben durch die Evolutionäre Erkenntnistheorie, wie er sie vertritt: „Für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug.“

In seinem populärwissenschaftlichen Buch „Strategie der Genesis: Naturgeschichte der realen Welt“ erweitert Rupert Riedl den Evolutionsbegriff vom Darwinschen Modell der Biologie auf „alles, was davor und danach geschah“. Damit ist die Entstehung des „Zauberlehrling“ ein geradezu notwendig erscheinender kreativer Vorgang eines Dichterfürsten der Weimarer Klassik.

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