börn, bebi börn

Da war er wieder. Der soziale Hilferuf einer verirrten, waidwunden Seele näherte sich mir unscheinbar von der Seite und bestellte sogleich ein Obi gespritzt für mich.

Meine inneren Alarmglocken trieben meinen Ruhepuls auf 68 und so harrte ich der Dinge. Ich meine, wer lädt mich schon freiwillig auf ein Getränk ein? Abgehalfterte Waffenhändler, welche ihre angestaubten Scud-Raketen bei Ebay loswerden wollen? Irgendein Ferialpraktikant, der mir ein Tageszeitungs-Abo aufschwatzen will? Eine vorsichtige Seitwärtsbewegung meines müden Augapfels offenbarte jedoch ein, sagen wir mal Gesicht was nur die eigene Mutter lieben kann. Erwin, ein alter Weggefährte fragte um Unterstützung an. Alter Laptop seiner Mutter – ist langsam – braucht ihn nur für Facebook und Surfen – was machen?

Der Klassiker, mit einem unsupporteten Win7 drauf. Wobei der Internetzugang noch mit einem Surfstick bewerkstelligt wurde. Was da an Schrott noch auf der Festplatte herumlungerte, darauf will ich jetzt gar nicht eingehen. Mich wunderte es ehrlicherweise, dass Win7 da überhaupt noch startete.

Tja, Win10 wird mit 2GB RAM wahrscheinlich die Grätsche machen und so bügelte ich dem Mitglied aus der vulnerablen Gruppe einfach ein Linux Mint drauf. Die Hardware ließ mir da sowieso nicht viel Spielraum. Außerdem gab es keine aktuelle Einwahlsoftware. Siehe Bild 1 und 2.

In Ermangelung geeigneter RAM-Riegel peppte ich zumindest die Festplatte auf. Immerhin konnte ich so die pädagogisch wertvollen Katzenvideos auf 7200 RPM beschleunigen. Außerdem war der neu eingebaute Datenträger aus der untersten Lade erst 12 Jahre alt. Da lass ich mich nicht lumpen und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Siehe Bild 3.

Bild 3

Irgendwie ließ sich der Laptop jedoch nicht von einem USB-Stick starten, worauf ich kurzerhand eine CD brannte und mein Glück damit versuchte. CD? 2022? Das haben ja schon bei Raumschiff Enterprise in den 80ern die Klingonen müde belächelt. Was soll’s, rein damit und börn bebi, börn. Siehe Bild 4.

Bild 4

Okay, die Silberscheibe wurde fehlerfrei mit dem digitalen Geraffel vollgepumpt, um danach im internen CD-Laufwerk nicht zu starten. Seufz. Das Trumm schau ich mir nicht genauer an und so wurde das externe Laufwerk erfolgreich bemüht. Siehe Bild 5.

Bild 5

Okay, bis das Ganze durch war, hat man mal einen gepflegten Tinnitus zu verarbeiten, den das immer wieder neu anstartende CD-Laufwerk anscheinend auch mit Absicht auskostete.

So, das System war zumindest auf der Festplatte oben, womit man sich nun der Internetverbindung zuwenden kann. In Linux sind die Werkzeuge und Treiber schon im Kernel inkludiert, sodass es nur einer kurzen digitalen Abnickerei bedurfte. Externe Software zum Einwählen ins Netz ist in der Regel nicht notwendig. Siehe Bilder 6 bis 8a.

Das Ganze noch mit deutschen Sprachpaketen versorgt und umweltfreundlich mit einer hellen Arbeitsfläche aufgehübscht. Dann noch die automatischen Updates aktiviert und sogleich getestet. Von Hartlauer war weiters so eine Fotoalbum-Geschichte zu installieren, was auch problemlos von statten ging.

Hartlauer? War das nicht der mit der Wette, wenn es zu Weihnachten schneit und so? Egal, hab’ da sowieso nie mitgemacht. Für die Fernwartung – falls es einmal dazu kommen sollte – entschied ich mich für Anydesk. Teamviewer ist da eindeutig zu ressourcenintensiv, speziell bei der schwachen Hardware. Das wars. Siehe Bilder 9 und 10.

So, zwischendurch noch auf mein Eisenschwein gesetzt und klimaneutral die Donauinsel bestreift, wurde so ein damenfester E-Scooter noch missbilligend am Radweg wahrgenommen. Wo ich diese abgestellten E-Boliden schon überall gesehen habe, sagenhaft. Siehe Bild 11.

Bild 11

Zurück zur digitalen Herausforderung. Das Endergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Die 15 Jahre alte Kiste ratterte störungsfrei mit passabler Geschwindigkeit vor sich hin, wobei auch keine zusätzlichen (Grafik)Treiber zu installieren waren. Alles Intel-Geschichten und somit kein Mehraufwand. Der Akku war natürlich völlig durch, wobei das Gerät sowieso nur stationär verwendet wurde und so nicht ins Gewicht fiel.

Natürlich war der Laptop für Highspeed-Transaktionen im Börsenumfeld ungeeignet, aber absolut surftauglich, was ihm ein wohlverdientes Gnadenbrot bescherte. Die Wahl zwischen dem digitalen Gut Aiderbichl und der MA48 wurde somit noch zu Ungunsten der orangen Brigade entschieden. Not today, motherf***ers!

Als viertelwegs in der EDV Beheimateter holte ich so das Optimum heraus, ohne das Budget mit zusätzlich gekauften Hardwaretrümmern zu belasten. Und auch die Supportanrufe blieben bisher aus. Was will man mehr? Passt.

Warum wurde der Artikel geschrieben? Erstens ist Saure-Gurken-Zeit und man muss nehmen, was kommt. Und viel wichtiger, wurde so Franz, meinem Chefredakteur eine sinnvolle Aufgabe zugeschanzt. Dessen dröges, dystopisches Umfeld mit Rapid, Simmering, Solarpaneelen und seiner E-Karre sind meiner Meinung nach nicht für seinen Gesundheitszustand förderlich, weshalb ihm dieser Artikel als Leuchtfeuer der Genesung dienen soll.

Damit will ich diesen Artikel nach der von Franz so oft zitierten Schwejk-Art schließen: »Wir treffen uns nach dem Krieg um 6 beim Wirtn«. Alles Gute Franz!

Man liest sich. Gruß Günter.

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