4GB RAM

Das einzig Gute in der Obstabteilung ist der anscheinende Konsens, dass Bananen immer die Taste ein bei der Waage haben. Hier herrscht schon seit Jahren erstaunliche Einigkeit, welche auch schlaftrunkenen Einkäufern haptisch mit der ersten Taste links oben entgegenkommt. Der weitere Weg durch den Supermarkt führt mich auch manchmal an den verschließbaren Glasvitrinen vorbei. Meist mit Restposten bestückt, die zwar billig, dafür aber genauso schlecht rüberkommen. Der gemeinsame Nenner, vor allem bei angepriesenen Laptops offenbart sich jedoch in deren Hardware-Ausstattung-4GB RAM, und das fest verlötet. Die Aufrüstoptionen können somit getrost als überschaubar eingestuft werden.

Bei hochwertigen Firmen-Geräten ist das vorrangig dem Sicherheitsaspekt geschuldet, wodurch Hardwaremanipulationen unterbunden werden. Wie ist das aber bei Billigprodukten zu rechtfertigen? Wieso werden heutzutage noch immer so viele Rechner mit 4GB RAM auf den Markt geworfen, welche zudem nicht mehr aufrüstbar sind?

4GB RAM sind doch eine Katastrophe. Schon seit Jahren ist bei den Semiprofis 16GB RAM deren persönlicher Mindeststandard. Speziell bei Browseraktivitäten mit ein paar Dutzend offener Tabs fängt das Gerät mit 8GB RAM schon merklich zu swappen an, oder geht gleich in die Knie. Zumal heute noch virtuelles Geraffel im Hintergrund werkelt, welches die persönliche Cloud am Rechner versorgt.

Auch Chrome-Books werden meist nur mit 4GB Ram angeboten, während die Windows-Versionen mit 8GB RAM aufwarten können. Erst 2023 ist eine Nachfolgeversion der Chrome-Books mit 8GB RAM angedacht.

Inzwischen weiß jeder seriöse Herstellervertreter diese Verkaufspolitik auch zu begründen. Natürlich führen diese genauso ihre Konsumstudien durch, deren Ergebnisse sich weiters in den Verkaufsvitrinen der Supermärkte widerspiegeln.

Welche Kundschaft des unteren Preissegmentes merkt einen Unterschied zwischen vier oder 8GB RAM? Geschweige denn, dass sie den Unterschied überhaupt verstehen. Das Gros der Rechner in diesem Preissegment wird gegenwärtig für YouTube und Pornos benutzt. Das allfällige Word Dokument kann dann notfalls im Webbrowser über die verschiedenen Office-Suiten bearbeitet werden.

Klar hätte es vor 10 Jahren bessere Rechner derselben Marke gegeben, welche unkompliziert aufrüstbar waren. Klappe auf, aufrüsten und fertig. Wer in diesem Preissegment installiert ein Betriebssystem neu oder rüstet gar das Gerät auf?

Selbstredend haben auch das Marketing-und Produktmanagement darauf reagiert, indem die Produkte billig bleiben und gerade noch die Videos flüssig in HD anzeigen können. Die SSD darf wiederum nicht zu klein sein, um Pornos, Musikdateien und Raubkopien darauf unterzubringen. SSDs mit 64GB Platz habe ich schon eine Ewigkeit nicht mehr wahrgenommen. Aber 256GB Speicherkapazität mit 4GB RAM eine Menge. Darum wird auch heute noch das untere Preissegment durch Rechner mit 4GB RAM geflutet.

Man schließt immer unwillkürlich von sich auf andere. Das ist das Hauptproblem. Die mit stolzgeschwellter Brust hinausposaunte Überzeugung, dass 16GB RAM unabdingbar sind, zeichnen nur einen Teilaspekt auf.

Sieh Dir einmal die Webseite an, wo Du gerade diesen Artikel liest. Wie viele Leute sind da online oder besuchen diese regelmäßig? Ich bin zu faul, um jetzt nachzuschauen. Aber mehr als ein paar Tausend werden es nicht sein. Und deren Meinung muss jetzt gegen die 4GB RAM Kunden dagegenhalten. Mit drei Tankfüllungen haben diese Konsumenten ein brauchbares Gerät, das in spätestens drei Jahren sowieso wieder ersetzt wird. Klimagedöhns hin oder her.

Genauso ist es mit der Datensicherung. Keine Chance. Trotz mehrmaliger Aufforderung meinerseits, diese zu beherzigen. Affe tot. Das einzig Gute daran ist, dass sie noch nicht annähernd begriffen haben, dass wirklich alle Daten weg sind. Inklusive Mail, Steuererklärung und Urlaubsfotos.

Jeder soll das so handhaben, wie er will. Das haben auch die Supermärkte gecheckt und dementsprechend ihre Vitrinen an die Kundenwünsche angepasst. Die naheliegende Frage offenbart sich nun darin, wann jetzt billigere Bananen in die Glasvitrine kommen.

Man liest sich, Gruß Günter

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