Eigentlich sollte der OneDrive wartungsfrei vor sich hin synchronisieren und grüne Hackerln anzeigen, wo alles erledigt ist. Und das tat der OneDrive auch bis vor einigen Tagen. Dann verschwand das Wolken-Symbol aus der Taskleiste und auch alle grünen Hakerln. Interessanterweise enthalten weder die “Einstellungen” noch die alte “Systemsteuerung” irgendwelche Einstell- oder Wartungsmöglichkeiten für den OneDrive, diese findet man nur über das Kontext-Menü des Taskleistensymbols, und genau das ist sang- und klanglos verschunden.

Ich berichte hier von Windows 10 Pro, Version 1803, Build 17.134, installiert am 21.4.2018. Nein, diese Installation ist nicht konkret dafür verantwortlich, denn die hat zumindest drei Wochen lang zufriedenstellen funktioniert.

Nun ist der OneDrive nicht ein Programm wie andere. OneDrive ist Teil des Betriebssystems. Das mag ein gewisser Vorteil sein, aber aus der Sicht der Fehlerbehebung ist das ziemlich mühsam, weil man das Programm nicht so einfach neu installieren kann. Wenn das Symbol verschwindet, dann ist eben OneDrive nicht verfügbar. In der Systemsteuerung -> Verwaltung -> Ereignisanzeige sieht man zwar eine kryptische Fehlermeldung, was aber fehlt ist ein einfacher Satz: “bei der Verarbeitung der Datei xy ist es zu einem Fehler gekommen, ich kann nicht mehr”. Das wäre schön. Man müsste sich nur um die fehlerhafte Datei kümmern und OneDrive könnte seine Arbeit nach einem Neustart fortsetzen.

Welche Fehler könnten das sein? Etwa könnte das Dateisystem beschädigt sein, oder der Dateiname könnte zu lang sein oder die Datei könnte zu groß sein. Die maximale Länge des Pfadnamens wurde einmal auf 244 Zeichen angegeben, die man aber bei verschachtelten Hierarchien rasch erreichen kann. In diversen Meldungen konnte man aber lesen, dass diese Begrenzung durch eine  maximale Länge nicht mehr länger besteht. Die Dateigröße ist nach wie vor ein Hindernis für die Synchronisation, aber zu einem Absturz sollte das eigentlich nicht führen, aber was weiß man, irgendeiner dieser Gründe wird es schon gewesen sein.

Die Sollfunktion

In den meisten Fällen ist wohl der OneDrive bei jedem PC aktiviert aber nicht in allen Fällen enthält der OneDrive-Ordner auch Daten, die in der Cloud synchronisiert werden. Bei mir schaut der Ordner OneDrive im Explorer so aus:

Die Ordner, die mit einem grünen Hakerl gekennzeichnet sind, sollte alles synchronisiert sein, bei den Ordnern mit den kreisförmigen Doppelpfeilen, wird gerade synchronisiert. Dieses “sollte synchronisiert sein” bedeutet, dass es vorkommt, dass auf dieser höchsten Ebene “alles synchronisiert” gemeldet wird, dass aber in einem tiefer gelegenen Verzeichnis noch gearbeitet wird. Üblicherweise wird diese Information bis an die oberste Ebene weitergereicht, doch passieren diese Aktualisierungen nicht unmittelbar sondern zeitweise und daher kann es zu temporären Darstellungsfehlern kommen.

Die Konfiguration des OneDrive erreicht man über das Kontextmenü des Taskleisten-Symbols:

Auch bei diesem Symbol gibt es verschiedene Versionen. Dieses hier zeigt, dass eine Synchronisation im Gange ist; wäre die Synchronisation beendet, würde man auch beidem Wolken-Symbol ein grünes Hakerl sehen.

Klickt man nun mit der rechten Maustaste auf dieses Symbol, kommt man zum Kontext-Menü. Hier ist die Information des Kontext-Menüs und rechts, bei den drei Punkten geht es dann zu den Einstellungen:

Schaut auf den Text links unterhalb des blauen Balkens: “314.417 Änderungen werden verarbeitet”. Man sieht, OneDrive ist nicht gerade unterbeschäftigt. Eine so große Zahl ist ziemlich ungewöhnlich, denn im Arbeitsalltag werden immer nur einige wenige Dateien aktualisiert. In diesem Fall aber ist de OneDrive abgestürzt und musste “wiederbelebt” werden, und in dieser Situation müssen eben alle Dateien kontrolliert werden. Die Zahl bedeutet nicht, dass alle diese Dateien up- oder downgeloadet werden müssen aber kontrolliert werden sie auf jeden Fall.

In den Einstellungen gibt es die ganz grundsätzliche Einstellung “Dateien bei Bedarf (on demand)”, die angibt, ob die Dateien am Gerät gespeichert sind oder, ob sie nur auf Abruf (mit bestehender Internet-Verbindung) verfügbar sind. Auf einem Hauptgerät wie dem häuslichen Stand-PC mit vielen Terabyte Speicherplatz wird man diese Online-Daten auch immer offline verfügbar haben wollen, dagegen wird auf Tablets, Handys, eventuell auch Notebooks diese Speicherung nicht gewünscht oder gar nicht möglich sein.

Diese Einstellung ist neu. Wenn man sich früher eine lokal nicht gespeicherte Datei auf den Rechner holen wollte, musste man sie downloaden. Sie landete dann im Download-Ordner und von dort musste man sie auf den eigentlichen Bestimmungsort kopieren. Das funktioniert also jetzt automatisch.

Wenn man den OneDrive in Betrieb nimmt, dann ist die Einstellung “bei Bedarf”, d.h. man kann mit der Datei nur arbeiten, wenn eine Internet-Verbindung besteht: Das äußert sich dann im Dateisystem so:

Man bekommt in einer eigenen Spalte den Synchronisationszustand von Ordnern und Dateien angezeigt. Dass ich dieses Bild überhaupt zeigen kann, liegt daran, dass sich der Zustand unwissentlich nach einer Neuinstallation eingestellt hat und ich gra nicht gefragt wurde. Erst nach einer Schrecksekunde bin ich drauf gekommen, was diese Symbolspalte bedeutet und habe rasch die Checkbox “Dateien bei Bedarf” abgeschaltet, mit dem Effekt, dass einerseits diese Spalte verschunden ist und die Hackerln und Pfeile sich über die Ordner und Dateien gelegt haben – wie im folgenden Bild:

Sind also Hakerln und Pfeile über dem Ordner/der Datei angeordnet, sind diese Dateien und Ordner am lokalen Rechner verfügbar. In den Ordner mit dem Pfeilen wird daher derzeit munter downgeloadet. Nach einiger Zeit stellt sich wieder Synchronität ein und die Pfeile werden zunehmend zu grünen Hakerln:

“Nach einiger Zeit” hängt natürlich vom Volumen dieser Ordner ab.

In der Grundeinstellung startet OneDrive automatisch beim Start von Windows, man kann ihn aber die Synchronisierung jederzeit über die Einstellungen im Kontextmenü des Taskleistensymbols für 2, 4 oder 8 Stunden anhalten oder mit dem letzten Menüpunkt beenden. Ein vorzeitiger Start funktioniert auch über die Taskleiste.

Will man es nicht, dass der OneDrive bein Start von Windows automatisch seine Arbeit aufnimmt, schaltet man eben die allererste Checkbox “OneDrive beim Anmelden bei Windows automatisch starten” aus und startet den OneDrive über die Taskleiste manuell.

Im Fehlerfall

So, wie oben beschrieben soll also der OneDrive funktionieren und bei den meisten wird das auch keine Probleme machen. Bei mir war das auch so, bis vor einigen Tagen. Christian hat mit dem verzweifelten Hilferuf auf einen Fehler hingewiesen: “Wo san die Büda?”

Im Normalfall speichere ich die nachbearbeiteten Bilder eines Foto-Nachmittags in einem neuen Ordner und verlasse mich darauf, dass OneDrive für einen unverzüglichen Upload der Dateien sorgt. Christian schaut sich diese Bilder gerne an und kontrolliert damit – ohne es zu wissen – die korrekte Funktion des OneDrive.

Ein Blick auf den OneDrive-Ordner zeigte nach Christians “Fehlermeldung” den Fehler gleich: alle grünen Hakerln waren weg, und ein Blick auf die Taskleiste zeigte, dass auch das OneDrive-Symbol verschwunden war.

Das Hauptproblem von OneDrive ist, dass es weder in den (neuen) Einstellungen noch in der Systemsteuerung irgendetwas gibt, das mit dem OneDrive zu tun hat. Die optimistischen Programmierer bei Microsoft meinen offenbar, dass es keine Fehler geben kann.

Die Ereignisanzeige zeigt folgendes:

Windows -> “sys” -> Systemsteuerung -> Verwaltung -> Ereignisanzeige -> Windows-Protokolle -> Anwendung

Rechte Spalte: Aktuelles Protokoll filtern -> Kritisch und Fehler auswählen.

Man findet dann rasch die Fehlermeldung betreffend den OneDrive mit der FehlerID 1000. Aber was das alles bedeutet, steht dort nicht, auch nicht im Kleingedruckten. Alles, was man weiß ist, dass der OneDrive beim Start von Windows kurz hoch kommt und sich dann mit eben dieser Fehlermeldung verabschiedet.

Bei meinem jetzt schon jahrelangen Umgang mit dem OneDrive habe ich schon so mache Verzweiflungsaktion gestartet und in meinem OneNote als heißen Tipp gespeichert. Diese Tipps sind leider nicht versionsunabhängig und haben sich im Laufe der Jahre auch verändert. Bitte diese Liste daher mit großer Vorsicht anzuwenden.

Wo ist “der OneDrive”?

Der Speicherort für aufrufbare Dateien ist:

%localappdata%\Microsoft\OneDrive

Gibt man diesen String in die Adresszeile des Browsers ein, erweitert er sich zu:

C:\Users\<benutzer>\AppData\Local\Microsoft\OneDrive

benutzer ist der eigene Benutzername.

Alle folgenden Befehle können auf zwei Arten eingegeben werden:

  • über eine Eingabeaufforderung
  • über den “Ausführen”-Dialog, erreichbar mit der Tastenkombination Windows-R.

Die in der Folge angegebenen Befehle werden daher auf eine der beiden Arten abgesetzt.

Diese Befehle bewirken nicht, dass lokale oder entfernte Daten gelöscht werden, das Programm OneDrive kümmert sich um die Synchronität zwischen den beiden Speicherorten.

OneDrive starten

Wie startet man den OneDrive, wenn er sich aus der Taskleiste verabschiedet hat? (Dieser Befehl wird den Fehler nicht beheben, weil er beim Starten von Windows auch ausgeführt wird und danach eben zu einem Fehler führt.)

%localappdata%\Microsoft\OneDrive\onedrive.exe

Der Befehl macht gleichzeitig zwei Dinge:

  • Start von OneDrive
  • Start eines Explorer-Fensters mit dem OneDrive-Ordner

Wenn man nicht will, dass sich gleichzeitig der OneDrive-Ordner öffnet, muss man den Befehl wie folgt ändern:

%localappdata%\Microsoft\OneDrive\onedrive.exe /background

OneDrive beenden

%localappdata%\Microsoft\OneDrive\onedrive.exe /shutdown

OneDrive rücksetzen

%localappdata%\Microsoft\OneDrive\onedrive.exe /reset

Für die Versionen 7, 8 und 8.1 von Windows gibt es einen Reparaturprogramm, aber bei WIndows 10 dürfte diese Reset-Funktion an dessen Stelle getreten sein.

Nach einem solchen Reset sollte das Symbol in der Taskleiste verschwinden und nach einigen Minuten wieder erscheinen. Sollte das Symbol nicht wieder erscheinen, startet man OneDrive wie oben angegeben. Nach meinen Erfahrungen bewirkt dieser Reset, dass OneDrive alle Verbindungen zur Cloud löscht und neu aufbaut – und das kann – je nach Größe des OneDrive auch einmal länger dauern, also auch mehrere Tage.

Deinstallation des OneDrive

Achtung: Wenn man den OneDrive deinstalliert, hat man danach ein Problem, denn bei der Deinstallation wird auch die Installationsdatei entfernt und danach geht nichts mehr. Ich musste mir bei einem solchen Aktion von einem zweiten Rechner die erforderlichen Dateien kopieren, und danach konnte ich den OneDrive wieder installieren. Mein Tipp: man stellt vor dem Löschen eine Kopie des Verzeichnisses %localappdata%\Microsoft\OneDrive her, um danach die dortige Datei update/OndeDriveSetup.exe aufrufen zu können. Man braucht auch nicht das ganze Verzeichnis, diese Datei genügt.

Bei der Deinstallation kommt es auf die Betriebssystemversion an.

64 Bit

taskkill /f /im onedrive.exe
%SystemRoot%\SysWOW64\OneDriveSetup.exe /uninstall

32 Bit

taskkill /f /im onedrive.exe
%SystemRoot%\System32\OneDriveSetup.exe /uninstall

Nach meinem Eindruck ist aber der Befehl

%localappdata%\Microsoft\OneDrive\update\onedrivesetup.exe /uninstall

unabhängig von der Version des Betriebssystems, weil im Verzeichnis %localappdata%\Microsoft\OneDrive\update\ sich immer die richtige Datei befindet. Aber so ganz verlässlich ist das nicht. Muss man probieren.

Neuinstallation des OneDrive

Sollte man vorher gerade den OneDrive deinstalliert haben, ist es ratsam, den Rechner neu zu starten.

%localappdata%\Microsoft\OneDrive\update\onedrivesetup.exe

Bei den Dialogen im Zuge der Installation wird man nach dem Microsoft-Konto gefragt und danach, ob man den OneDrive wirklich neu installieren will oder, ob man ein bestehendes Verzeichnis dazu verwenden will. In der Regel wird man das bestehende Verzeichnis wählen, weil dann der Download aller Dateien entfällt und nur die Synchronität geprüft wird.

Mein Eindruck

Ich finde, dass diese im Fehlerfall wichtigen Befehle rund um den OneDrive in den Einstellungen zu finden sein sollten, damit man nicht andauernd im Internet danach suchen muss.

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Franz Fiala

Ehemaliger Präsident Clubcomputer / Herausgeber PCNEWS bei ClubComputer.at
Franz war pensionierter HTL Lehrer (TGM), Präsident von ClubComputer, Herausgeber der Clubzeitung PCNEWS und betreute unser Clubtelefon und Internet Support. Er war leidenschaftlicher Rapid Wien Fan. Er ist leider Anfang Jänner 2024 nach langer schwerer Krankheit verstorben.

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