Jahrelang habe ich mit folgender Internetanbindung gearbeitet:

3,4 MBps download
0,3 MBps upload

Diese Geschwindigkeiten sind sogar für Handy-User leicht zu übertreffen. Aber es hat nicht besonders gestört, dass der Upload gar so langsam war. Im Laufe der Jahre habe ich mit dieser Geschwindigkeit sogar etwa 150GB Volumen auf den OneDrive upgeloadet. Nicht auf einmal, aber in kleinen Portionen, einfach durch den täglichen Gebrauch. Sogar meine Büchersammlung ist da schon dabei.

Um diesen OneDrive besser nutzen zu können, kam ich auf die Idee, unsere MP3-Sammlung in den OneDrive zu verschieben. Das sind etwa 500 GB. Jetzt war Endstation. Die Beeinträchtigungen waren massiv. Während des Uploads waren Zugriffe auf das Internet nur mehr eingeschränkt möglich. Manche Dienste funktionierten gar nicht, etwa der Remote Desktop zur Serverwartung. Ich musste daher die OneDrive-Synchronisation temporär aussetzen. Irgendwie unpraktisch. Und das hat noch nichts mit der Breitbandmilliarde zu tun, die paar MegaByte mehr pro Sekunde, die gibts jetzt schon an jeder Ecke. Eine Überschlagsrechnung hat gezeigt, dass es ein Jahr dauern würde, bis die Daten am OneDrive sind.

Da ich an meiner Telefonleitung nichts ändern kann und wir kein Telekabel nutzen, kam nur eine drahtlose Lösung infrage. Besonders angesprochen hat mich der Slogan „Mehr Gigabyte, mehr Heiterkeit“ obwohl in meinem Fall das Tempo und nicht das Volumen die Heiterkeit auslöst. Daher der Titel dieses Beitrags, leicht modifiziert.

Das „Kästchen“

Vom Provider bekommt man ein Modem, mit Zweijahresbindung, versteht sich. Diese drahtlosen Huawei-Modems werden von T-Mobile und Drei gleichermaßen angeboten. Der Unterschied ist die lediglich Farbe. Auch der Preis ist gleich. Daher ist dieser Beitrag firmenneutral. A1 bietet einen Net Cube Internet an, wird wohl ähnlich sein, kostet aber um 15 Euro mehr.

So schaut der Kasten aus, den man bekommt:

Ich habe kurzerhand einen 2-Jahresvertrag abgeschlossen und dann das Modem gleich in Betrieb genommen. Dass das nicht ganz trivial war, erzähle ich an anderer Stelle. Und dass man das Ganze auch billiger haben kann, ebenfalls. Und auch über den Anlass, den OneDrive wird später berichtet werden. Hier soll es nur um die Geschwindigkeit gehen. Da in diesem Fall die Geschwindigkeit mit der Empfangsfeldstärke zu tun hat, dachte ich, dass es eine gute Idee wäre, auch gleich eine Antenne zu kaufen. Man sieht in der Abbildung oben, dass man zwei Antennen anstecken kann. Ich sag’s gleich: die Antennen haben die Wirkung, dass die Geschwindigkeit und ein Drittel oder manchmal bis auf die Hälfte zurückgeht, das ist also eine Fehlinvestition gewesen. Und es ist völlig unklar, ob die Antennen zur Verbesserung der Empfangsfeldstärke für das Funknetz oder zur Verbesserung der WLAN-Feldstärke dienen sollen, denn in der beigelegten Kurzbeschreibung und auch in anderen Beschreibungen, die man im Internet findet, steht nichts darüber. Meine Vermutung: es geht um die bessere Verteilung des WLANs in der Wohnung, weil es zwei solcher Antennen gibt und man sie weit voneinander anordnen kann. Wenn aber ein besseres WLAN mit einer Halbierung der Datenrate einher geht, dann ergeben die Antennen keinen Sinn. Hat denn das niemand ausprobiert?

Das Versprechen

So etwa schauen die Tarife aus:

Tarif 1 Tarif 2 Tarif 3 Tarif 3
€ pro Monat 18 25 35 45
Datenvolumen
Download MBit/s 10 30 50 150
Upload MBit/s 4 10 20 50
LTE ja ja ja

Das Kästchen, das man mit diesen Tarifen mit nach Hause nimmt, ist immer dasselbe, egal, welchen Tarif man wählt. Mit den langsamen Varianten geben wir uns gleich gar nicht ab, wir gehen aufs Ganze: vierte Spalte, 150MBit/s Download und 50MBit/s Upload. Im Originalprospekt steht ein „bis zu“ und es stellt sich heraus, dass das die wohl wichtigste Angabe ist.

Wie viel ist „unlimitiert“?

Mich interessiert hauptsächlich der Upload, da alle Veränderungen am OneDrive den Upload betreffen.

Mbit/s Bit/s (50%) Bit/Tag Byte/Tag kByte/Tag MByte/Tag GByte/Tag
4 2000000 1,728E+11 17280000000 16875000 16479 16
10 5000000 4,32E+11 43200000000 42187500 41199 40
20 10000000 8,64E+11 86400000000 84375000 82397 80
50 25000000 2,16E+12 216000000000 210937500 205994 201

In der ersten Spalte steht die versprochene Geschwindigkeit in MBit/s, in der zweiten Spalte umgerechnet auf Bit/s und reduziert auf die Hälfte, dann wird mit 86.400 (Anzahl der Sekunden pro Tag) multipliziert, um auf das tägliche Datenvolumen zu kommen. Die Byte/Tag-Spalte ist ein Zehntel der Bit/Tag-Spalte. Dann wird in drei aufeinander folgenden Spalten jeweils durch 1024 dividiert, um schließlich die GByte/Tag zu sehen, das Datenvolumen, das man pro Tag im ununterbrochenen Betrieb mit halber versprochener Geschwindigkeit uploaden kann, denn wie wir gleich sehen werden, erreicht man die „bis zu“-Angaben nicht. (In einem Forum hat jemand berichtet, dass er die 150 MBit/s erreicht habe. Ich werde dort ein bisschen stöbern, ob es Hinweise gibt, wie er das bewerkstelligt hat.)

Auf der Suche nach den Megabits

Die Geschwindigkeit nach der ersten Inbetriebnahme war ziemlich ernüchternd und daher ging ich mit dem Kästchen durch die Räume, den PC immer mit Kabel verbunden, damit nicht auch noch das WLAN die „Messung“ beeinflusst. Meine Messung hat ergeben:

 down   up  Standort des Modems
   MBit/s
11.49 23.76 Arbeitszimmer Fenster
10.18 22.23 Arbeitszimmer Zentrum
29.07 08.72 Arbeitszimmer Zentrum, an der Wand
11.59 07.82 Flur
29.51 29.55 Schlafzimmer Fenster
41.96 11.31 Fernsehzimmer Fenster
31.74 11.47 Fernsehzimmer Fernseher

Download am besten im Fernsehzimmer beim Fenster, Upload am besten im Schlafzimmer beim Fenster. Das Arbeitszimmer bietet aber einen annehmbaren Kompromiss für Up- und Download, insbesondere konnte ich durch drehen, höher stellen und abschatten das Ergebnis im Arbeitszimmer deutlich steigern.

Die gezeigten Messergebnisse hängen natürlich auch von der augenblicklichen Netzbelastung zusammen. Ich habe mich bemüht, die Messungen möglichst rasch durchzuführen, damit sich in dieser kurzen Zeit nicht all zu viel ändert. Leider ist ein einmal gefundener Spitzenwert etwa so wie ein Olympiasieg, man kann ihn nicht so leicht wiederholen. Sowohl die „Anzahl der Stricherln“ am Modem als auch die gemessene Geschwindigkeit (gemessen mit der kostenlosen App Network Speed Test aus dem Windows Store) schwanken sehr mit der Tageszeit, was aber mehr mit der Netzbelegung zu tun hat.

Das beste Ergebnis

Das Modem steht nunmehr im Arbeitszimmer, daher müssen keine störenden Kabels durch die Wohnung gezogen werden. Die Anzeige am Modem zeigt vier von fünf Strichen; mehr geht nicht, obwohl wir hier in Inner-Favoriten sicher von Sendemasten umzingelt sind.

Das folgende Messergebnis war das absolut beste. Dabei steht das Modem etwa 50 cm vor dem Fenster und hinter dem Modem ist ein Pappkarton-Ordner aufgestellt.

Bemerkenswert ist, dass Upload und Download-Geschwindigkeit fast gleich sind; erwarten würde man, dass der Upload langsamer ist. Aber es genügt, das Modem nur wenig näher an die Wand zu rücken und die Upload-Geschwindigkeit geht rasant zurück.

Die im Prospekt angekündigten „Bis zu“ 150 MBit/s erreiche ich im Download nicht, dafür ist aber der Upload mit 30 MBit/s gar nicht so schlecht.

Erstaunlich ist, dass es ziemlich gleichgültig ist, ob man das Modem zur Fensterfront gegen Westen oder gegen Osten aufstellt. Man könnte ja meinen, dass man in Richtung zum Sender eine höhere Feldstärke und damit vielleicht auch eine höhere Bitrate erzielen kann.

Auch wenn ich nicht den Wert aus der Werbung erreiche, dann erreiche ich im Upload das Hundertfache meiner vorigen Internet-Lösung.

Die Folge

Der OneDrive war in wenigen Tagen aktualisiert. Es waren waren etwa 3 Tage für 500 GB wie die obige Tabelle sagt. Alles läuft wie geschmiert. Mehr „Megabit, mehr Heiterkit„, wie die Werbung sagt (leicht abgewandelt, denn in der Werbung geht’s ums Volumen, mir ging’s um die Geschwindigkeit.) Auch den Clubaktivitäten tut der neue Geschwindigkeitsrausch gut, der Bilderupload ist sagenhaft schnell geworden.

Es wird ziemlich egal sein, ob man sich einen solchen Zugang von Drei, von T-Mobile oder von A1 kauft. Wenn man ein Pech mit der lokalen Netzbelegung hat, dann kann das praktisch bei jedem Provider punktuell ungünstig oder günstig sein.

Dass man dasselbe auch billiger haben kann, das war erst die Erkenntnis aller dieser Versuche und Recherchen. Darüber wird später berichtet.

Zur Werkzeugleiste springen