Mein MacBook-Pro, das mir bisher recht gute Dienste geleistet hat, ist leider etwas in die Jahre gekommen. 2012 angeschafft, ist es heute in Technikmaßstäben gemessen schon einigermaßen betagt, sodass es von Apple kein aktuelles Betriebssystem-Update mehr bekommt. Der Akku ist auch schon ein wenig ausgelutscht und damit konnte ich mit meinem Gewissen halbwegs vereinbaren, mir wieder einmal was Neueres zu gönnen.

Die meisten aktuellen Laptops folgen leider einem Trend der letzten Jahre, wo Speicher, Festplatte, Akkus etc. verlötet, Gehäuse und Tastaturen verklebt werden und so ein späteres Upgrade oder eine Reparatur erschweren oder gar unmöglich machen. Vielleicht muss man das so machen, damit die Abmessungen auf ein Minimum reduziert werden können, aber ich fürchte, dass das nur der Profitoptimierung und somit einem maximalen Gewinn der Hersteller dient.

Und dann bin ich über Notebooks der Firma framework aus Kalifornien gestolpert, deren Philosophie mich begeistert hat. siehe http://frame.work

framework notebook

Die Kernidee liegt im modularen Design. So wie man das von herkömmlichen Stand-PCs kennt, ist das Notebook aus Standard-Komponenten aufgebaut. Damit stellt eine Aktualisierung von Einzelkomponenten (Speichererweiterung, Akkutausch o.ä.) in Zukunft kein großes Problem dar.

Aber framework geht sogar einen Schritt weiter. Das Aufschrauben und Hand anlegen wird nicht nur ermöglicht, sondern sogar aktiv gefördert (bzw. gefordert). D.h. neben vorgegebenen Konfigurationen, wo das Laptop fix und fertig geliefert wird, gibt es eine zweite, spannendere Variante. Diese DIY-Variante kann frei konfiguriert werden und wird dann in Einzelteilen geliefert. Schraubenzieher inklusive 😉 Sowas gefällt natürlich dem Technikerherz.

Der Zusammenbau ist normalerweise recht zügig erledigt. Aber damit das auch bei Mitmenschen klappt, wo die rechte Hand eher wie die Linke aussieht, sind auf allen Komponenten QR-Codes aufgedruckt, deren eingebetteter Link auf Erklärungsseiten und Einbauvideos leitet.
Das Notebook kommt ohnehin schon großteils assembliert, d.h. nur noch SSD und Speicher mussten in meinem Fall eingebaut werden.

Bez. der technischen Daten ist der 13,5 Zoll Bildschirm (einziges Wermutströpfchen ist, dass er spiegelt – hier sollte der engagierte Techniker selbst eine Folie anbringen), ein Fingerprint-Sensor-Einschaltknopf und ein großzügiges Trackpad vorgegeben. Ich habe noch eine deutsche Tastatur, core i7, 32GB Speicher und 1TB SSD gewählt.

Als weiteres Alleinstellungsmerkmal kann die Wahl der Schnittstellen angesehen werden. Man kann sich bei diesem Notebook nämlich nicht nur die Speichergröße, den Prozessor, etc. aussuchen, sondern man kann auch wählen, welche Buchsen sich seitlich befinden sollen. Das wird natürlich nicht über zig Varianten des Motherboards gelöst, sondern über kleine Einschiebmodule an der Unterseite des Gehäuses. Intern Richtung Motherboard kommt einheitlich USB-C zum Einsatz.
Man kann sich also 4 Buchsen aus dem Pool USB-C, USB-A, DP, HDMI, SD aussuchen, oder mit einer Art Speicherstick belegen. Man fragt sich, warum noch kein anderer Hersteller an solche Flexibilität gedacht hat. Die leidigen Adapterkabel, die nie zur Hand sind, wenn man sie gerade dringend braucht, sind in Zukunft unnötig. Einfach die Module aussuchen, die man am häufigsten verwenden will (bei mir USB-A, HDMI und 2 * USB-C).
Kommt man später darauf, dass man doch gerne einen anderen Anschluss hätte, gibt es diese Einschubmodule um relativ kleines Geld und kann sie einfach tauschen, ohne das Gehäuse öffnen zu müssen.

Einschieben der Schnittstellenmodule

Die Firma framework ermutigt auch andere Hersteller weitere solche Einschübe herzustellen. Es ist also damit zu rechnen, dass es bald weitere Einschübe mit seriellen oder gar GPIO-Anschlüssen, Arduinos etc. geben wird.

Aber um so ein „Technikernotebook“ komplett zu machen, gehört auch ein Betriebssystem. Man könnte natürlich einfach MS-Windows bei der Bestellung dazuklicken, aber in meinem Fall habe ich endlich Günters mahlenden Mühlen zumindest ein wenig nachgegeben und ein Linux in Form von Kubuntu installiert. Wenn man die Computerei als Hobby sieht, braucht man ja auch neue Aufgaben. Also fad ist mir derzeit nicht…

Meine Bestellung ging recht prolemlos über die Bühne. Ich habe Anfang März bestellt und die Auslieferung wurde in Tranchen verschickt. Meine charge wurde 2 Wochen später aus Asien verschickt und 3 Wochen nach Bestellung hat der freundliche Paketdienst bei mir geklingelt.

Dass man andere Hersteller zur Mitarbeit ermutigt, habe ich schon erwähnt. Neuerdings gibt es das Motherboard auch alleine zu beziehen. Ich glaube, dass auch Pläne über Abmessung etc. veröffentlich wurden, sodass man Gehäuse für Mini-Desktop-PCs oder gleich zur Integration mit Monitoren zu All-in-One-Geräten entwerfen könnte. Möglicherweise ergeben sich dadurch spannende neue Geräte.

Mein Resumee nach 4 Wochen Gebrauch: Abgesehen davon, dass meine Linuxinstallation noch ein paar Kanten aufweist, wo noch ein bisserl nachgeschliffen werden muss. Aber im Großen und Ganzen habe ich ein Gerät wie ich es erhofft habe.
Vielleicht ist die Bauhöhe nicht auf den letzten Zehntel-Millimeter optimiert, aber dem gegenüber überwiegen die Vorteile deutlich. Ich denke, ich habe jetzt ein Gerät, dass nicht schon übermorgen zum alten Eisen gehört, weil vielleicht eine „Montags“-SSD ausfällt oder der Akku schwächelt, sondern mich wieder viele Jahre wird begleiten können.

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