Ein Beitrag von Walter Marzinger


Ein moderner Fernseher hat jede Menge Eingänge aber keinen Ausgang. Ja, einen, den SCART-Ausgang, aber der wird nur aus Kompatibilitätsgründen zu bestehender älterer Video-Infrastruktur eingebaut, und dieser SCART-Ausgang ist nur analog, daher in vergleichsweise minderer Qualität. Im Beitrag PC-Aufnahmen vom Fernseher (analog) habe ich beschrieben, wie man über SCART alles aufnehmen kann, was am Fernseher gezeigt wird, aber eben mit der Einschränkung dass es eine geringere Qualität ist.

Es wurde in dem ersten Beitrag auch erwähnt, dass die Möglichkeit moderner Fernseher, eine externe Festplatte anschließen zu können, für Archivierer völlig ungeeignet ist, weil diese Aufzeichnungen in einem Fremdformat erfolgen und dieses Format von Firma zu Firma und sogar von Gerät zu Gerät unterschiedlich ist und vor allem ist es auf einem PC nicht lesbar und daher kann man eine Aufzeichnung nur wieder am selben Gerät wiedergeben aber in keiner Weise archivieren, denn wenn die Festplatte voll ist, wird der Anfang wieder überschrieben.

Auch ein Festplattenrecorder ist keine Lösung, denn der erlaubt auch keine Weiterverarbeitung des aufgezeichneten Materials.

Moderne Fernseher sind mit mehreren Tunern ausgestattet. Egal, ob man über Satellit, Kabel oder Antenne empfängt, der Fernseher kann das Signal verarbeiten. Aber der eigentliche signaltechnische Übergang zwischen dem Tuner und dem eigentlichen Fernseher ist nicht nach außen geführt. Was man aus der Audio-Welt als Line-In und Line-Out kennt, gibt es beim digitalen Fernsehen als „Digital-In“ in Form der HDMI-Eingänge aber nicht als „Digital-Out“.

Wer nun auf die diversen Tuner im Fernseher verzichtet und sich einen externen Tuner besorgt, hat plötzlich die Schnittstelle, die normalerweise im Fernseher versteckt ist in Form des (HDMI-)Kabels zwischen Tuner und Fernseher im Zugriff. Über diese Verbindung werden wir noch in einem späteren Beitrag sprechen.

Während also beim Kauf eines Fernsehers der Tuner eine nicht weiter veränderliche Größe ist (weil eingebaut), kann man bei einem externen Tuner aus einer sehr großen Anzahl von Geräten wählen. Es gibt Tuner mit eingebautem Video-Streaming, es gibt solche mit zwei Empfangskanälen, es gibt solche mit eingebauten DVD-Recordern und – das ist mein Punkt – es gibt solche mit einem USB-Ausgang zu einer externen Festplatte, ganz ähnlich, wie das derzeit bei den meisten Fernsehern der Fall ist.

Gut, aber da haben wir doch gesagt, dass man dieses Format nicht lesen könne? Das stimmt nun nicht für die Tuner so ganz allgemein, denn mein Tuner zum Beispiel erzeugt auf einer Festplatte, die mit FAT-32 formatiert ist, einzelne Dateien, die zwar ohne weitere Behandlung nicht direkt lesbar sind aber bei einiger Recherche kann man sie doch konvertieren. Und darum geht es in diesem Bericht.

Der Tuner

Mein Tuner ist ein Thomson THS811 und kostete im April 2015 110,- Euro.

Jetzt zitiere ich aus der Features-Liste:

  • HDTV Receiver für frei empfangbare digitale Programme über Satelliten
  • Smartkarten-Einschub für den Empfang österreichischer PAY TV-Programme
  • 4 vorinstallierte Kanallisten inkl. HD Austria Senderliste
  • 3 Monate gratis Freischaltung des HD Austria Pakets
  • USB-Port: Aufnahme von TV-Programmen, Abspielen von Multimedia-Dateien, Updates der ReceiverSoftware via externes USB-Speichermedium
  • Timeshift: TV-Programme anhalten und zeitversetzt wiedergeben
  • Aufnahme über Timer (täglich/wöchentlich/ wochentags/wochenends) und per Tastendruck d Elektronisches TV-Programm (EPG) mit Programminformationen und Vorschau bis zu 7 Tagen
  • Sendungen über EPG programmieren und bearbeiten
  • Infrarotempfänger für beliebige Positionierung des Receivers und maximale Reichweite
  • 6 Favoritenlisten für TV- und 2 für Radioprogramme
  • 4000 Programmspeicherplätze
  • 20 Timerfunktionen für Aufnahme oder Ansehen einer Sendung
  • Kindersicherung mit Menüsperre und Alterskontrolle
  • Teletext mit Unterseitenfunktion über Eingabe mit der Fernbedienung
  • Audiosprache und Untertitel wählbar
  • Viele Bearbeitungsfunktionen für Satellit, Transponder, TV- und Radiosender
  • Dolby® Digital Plus
  • Unterstützt DiSEqC 1.0
  • Anschlüsse: SAT IN, SAT OUT, HDMI, TV SCART, S/PDIF koaxial, IR IN, USB Port, Netzadapter, Netzschalter
  • Zubehör: Fernbedienung, 2 x AAA Batterien, Netzadapter, IR Empfänger

Uns interessiert der hervorgehobene Punkt „USB-Port“.

Man kann einwenden, dass es einen solchen USB-Port ohnehin auch am Fernseher gibt und dort könne man auch nicht portabel aufnehmen. Und vielleicht stimmt das auch bei anderen Tunern.

Aber bei diesem Thomson ist das anders. Einerseits wird die Festplatte nicht vom Tuner formatiert und muss eine gewöhnliche FAT-32-Platte sein. Das wieder hat die Folge, dass man den Inhalt auf der Festplatte mit dem PC einfach lesen kann. Dann aber kann man mit handelsüblichen Freeware-Konvertern das Format in etwas „Handlicheres“, wie zum Beispiel .mp4 umwandeln.

Auf der Homepage des Sat-Receivers Thomson THS811 kann man sich auch ein Manual downloaden aber das Manual ist bezüglich der Datenaufzeichnung nicht besonders hilfreich. Es werden lediglich die vom Fernseher ohnehin bekannten Funktionen angegeben.

Das aufgezeichnete Format

Ein Blick auf den Inhalt einer solchen Aufzeichnung zeigt uns das Format der Aufzeichnung. Der Video-Strem wird in Blocken zu 2 GB (2*1024*1024*1024) aufgezeichnet, die mit diversen Indexdateien zu einem einzigen Stream verbunden werden.

Und so schaut das im Windows-Explorer aus:

Die Platte heißt CRBLADE-120 (N:). Jede Aufzeichnung ist in einem Ordner mit dem fortlaufend nummerierten Namen rec.. Der gerade betrachtete Ordner ist rec51.

Beachtet bitte auch die Ordner mit der Bezeichnung erec.., über die wir noch sprechen werden.

Die Dateien in dem Ordner haben denselben Namen wie der einschließende Ordner, beginnen daher mit rec51. Die erste Video-Datei hat den Namen rec51.trp. Wenn die Länge der Aufzeichnung 2 GB übersteigt, werden weitere Video-Dateien angelegt rec51.001, rec51.002, rec52.003, rec51.004 und rec51.006. Die letzte Datei ist immer etwas kleiner als alle anderen. Interessant ist weiters die Datei rec51.epg, die einen Textinformation über den Film enthält und die man für Archivzwecke gut brauchen kann. Damit sie am PC lesbar wird, muss man sie nur in .txt umbenennen.

Über den Tuner wiedergegeben sieht man einfach einen kontinuierlichen Film, auch wenn dieser Film aus mehreren Einzeldateien besteht.

Video-Konverter

Um diese Dateien am PC in ein gängigeres Format umzuwandeln, benötigt man einen Video-Konverter. Ich habe zwei Konverter in Verwendung:

wobei aber das Programm XMedia Recode den Nachteil hat, dass man die durchnummerierten Dateien auf .trp umbenennen muss, bevor man sie konvertiert. In der Folge wird daher das Programm AVC demonstriert. Aber XMedia Recode hat seine Vorzüge in Fällen, wo es Probleme mit der Tonspur gibt. Manchmal sind nämlich die mit AVC zusammengefügten Filme ohne Ton und in allen diesen Fällen hilf XMedia Recode, wenn es dann auch in Handhabung ein bisschen komplizierter wird.

AVC Audio-Video-Konverter

Die Installationsdatei ist ca. 50 MB groß. Achtung: bei der zweiten Seite der Installation wird gefragt, ob man den „WinZip Driver Updater“ installieren will. Das kann man getrost wegklicken, obwohl es so ausschaut als wäre es eine obligatorische Enbenutzerlizenzerklärung.

Der AVS ist ein erstaunlich einfach zu bedienendes und praktisches Programm, das genau unsere Aufgabe, nämlich die einzelnen Filmabschnitte zu einer einzigen Filmadatei zusammenzufügen und dabei das Format zu konvertieren, lösen kann. Das folgende Bild zeigt genau die oben angeführten Dateien, die hier alle rec51 heißen.

Die ersten fünf Teilfilme dauern 34 Minuten, der letzte dauert 21 Minuten. Das Zielformat ist .mp4 und wird rechts oben eingestellt. Man kann dort aus einer großen Zahl von Formaten und Ausgabemedien wählen. Rechts unten wird der Ausgabeordner eingestellt. Ganz unten, unterhalb der Filmliste gibt es einen Schalter „Alle Dateien zusammenfügen“. Klickt man den an, werden die Teilfilme zusammengefasst und bekommen den Namen des ersten Filmstreifens.

Man kann die Teilfilme durch einfaches Ziehen in die richtige Reihenfolge bringen.

Nachbearbeitung

Zur Nachbearbeitung des Films verwende ich das Programm

meist ist das das Zuschneiden am Anfang und am Ende sowie das Entfernen von Werbung.

Wo ist der Haken?

Der Haken sind alle mit Kopierschutz HDCP versehenen Sender und Sendungen, zu denen auch die ORF-Kanäle zählen. Alle solche Aufzeichnungen kommen nämlich nicht in einen Ordner mit Namen rec.. sondern in einen erec..-Ordner. Und alle diese Aufzeichnungen lassen sich auf die hier beschriebene Art nicht bearbeiten. Leider! Aber immerhin ist die Zahl der offenen Sendungen doch sehr groß. Für die ORF-Sendungen bleibt nur der Weg über bereits beschriebene SCART-Aufzeichnung oder über das (leider auch eingeschränkte) 7-Tages-Archiv der TvThek.

Aber auch dazu wird es in dieser Artikelfolge in Kürze einen hilfreichen Beitrag geben.

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