Zur Erinnerung
boon ist ein Bezahlsystem für das Handy, ganz ähnlich wie die von den österreichischen Banken entwickelten Handy-Bezahllösungen. Bei der ERSTE-Bank heißt das System BankCard-Mobil, bei der BAWAG Kontokarte mobil. Beim Clubabend „Elektronische Bezahlsysteme“ haben wir boon vorgestellt und Wolfgang hat bereits damals einige Probekäufe getätigt. [Die Marke boon wird eigentlich mit einem Punkt hinter den vier Buchstaben geschrieben. Das habe ich in diesem Beitrag vernachlässigt.]
Der letzte Monat war ein sehr intensiver boon-Testmonat. Einerseits hatte das boon-System einige Schwächen bei einer Neuinstallation (Handy wurde nicht erkannt), anderseits konnte man die Pinnummer nicht ändern und auch die Neuvergabe des Passworts hat nicht geklappt und es gab Fehler bei der Kontostandsanzeige. Wolfgang, der Entdecker dieses Bezahlsystems, und ich haben nicht locker gelassen und boon mit Telefonanrufen und Mails über kleinere und größere Mängel informiert (und wir werden nicht die Einzigen gewesen sein) und tatsächlich hat man bei boon alle diese Fehler durch Updates der Handy-App behoben und derzeit ist es ein Spaß geworden, damit einzukaufen. Umso mehr, als man in der laufenden Woche für jede Bezahlung mit boon 5% der Kaufpreises gut geschrieben bekommt, offenbar als eine Art entschuldigende Kompensation für die Unannehmlichkeiten davor. Morgen bin ich wieder bei unserem neuen Hofer an der Ecke und werde versuchen auf das derart geförderte Einkaufsmaximum von 250 Euro zu kommen.
Warum ist boon besser als die österreichischen Handy-Bezahl-Lösungen?
- boon ist keine Bank-Karte oder eine Handy-Version einer Bankkarte, boon ist eine Geldbörse. Da die Geldbörse mit einem PIN „verschlossen“ ist, kann man den aufgeladenen Geldbetrag eigentlich nicht verlieren.
- boon hängt nicht mit einem Konto zusammen; boon kann von jedem beliebigen Konto kostenfrei (und von einer Kreditkarte mit einer Aufladegebühr) aufgeladen werden
- boon kostet (wie die anderen Handy-Bezahlsysteme auch) etwa 1,- Euro pro Monat ABER: boon ist während der ersten 10 Monate kostenfrei (durch ein 5,- Euro Startguthaben und durch eine Einkaufsgutschrift von 5,- Euro für die erste Aufladung). Dazu kommt die aktuell laufende Aktion mit einer 5%-Gutschrift. Bei einer Einkaufssume von (bei mir) 200 Euro sind das weitere 10 Monate, die boon nichts kostet
- boon arbeitet derzeit (wie die anderen Handy-Bezahlsysteme auch) mit Android-Handies. Da es aber in England bereits eine iPhone-Version gibt, kann man annehmen, dass es in Zukunft auch bei uns eine iPhone-Lösung geben wird
- boon hat eine freundliche deutsche Hotline (stationiert in Berlin). Alle E-Mail-Anfragen wurden beantwortet und alle gemeldeten Fehler wurden in einigen eingespielten Updates behoben.
- boon kann auch über eine Kreditkarte aufgeladen werden, allerdings fallen dann Ladegebühren an. 1% der Summe, mindestens 1 Euro. Es lohnt sich daher, die Geldbörse regelmäßig vom Giro-Konto nachzuladen, um diese Kosten zu vermeiden. Diese Nachladefunktion über die Kreditkarte kann aber freundlicherweise auch abgeschaltet werden, um eben Kosten vermeiden zu helfen.
- boon hat aber auch ein Fach „unterm Hund“, wenn also die Geldbörse eigentlich schon „am Hund“ – also leer – ist, denn man kann bei gleichzeitig hinterlegter Kreditkarte das Nachladen von der Kreditkarte mit einem Schalter aktivieren und bleibt dadurch liquid.
- boon kann bis zu 5 Mal ohne Netzverbindung bezahlen. Das kann auf Schihütten ein Vorteil sein.
- boon erlaubt die Eingabe des PIN-Code am Handy. Man muss nichts auf einem fremden Terminal eingeben. Das war für Wolfgang eine ganz wesentliche Bedingung für den Einsatz.
- boon arbeitet mit jeder beliebigen SIM-Karte zusammen, während die Lösung der österreichischen Banken (offenbar eine Gemeinschaftsentwicklung, ähnlich wie eps) nur mit SIM-Karten von A1, Drei oder T-Mobile aber nicht mit deren Sub-Providern arbeitet.
- boon braucht keine NFC-fähige SIM-Karte wie die anderen Handy-Bezahlsysteme der Banken.
- den Nachteil der passiven NFC-Bankomatkarten, dass man mit entsprechender Hard- und Software einen Bezahlvorgang auch über größere Distanzen auslösen kann, hat die Handy-Lösung nicht, weil das ausgeschaltete Handy den NFC nicht bedient.
- Man hat durch eine Miniatur-Buchhaltung in der App immer einen kompletten Überblick über alle getätigten Einkäufe und Aufladungen von boon
- Man bezahlt zwar (aus der Sicht der Bankomatkassa) mit einer Kreditkarte aber man hat gar keine Kreditkarte mit, diese ruht zu Hause in der Lade. Der Verkäufer oder seine Kassa bekommen keine Kartendaten zu sehen, denn die (optional) hinterlegte Kreditkarte dient lediglich zum Aufladen, nicht zum Bezahlen.
Nachteile von boon
- Hinter der mobilen Bankomatkarte der österreichischen Banken steht das mehr oder weniger gefüllte und auch zu einem (für die Bank) gewinnbringenden Überziehungskredit fähige Bankkonto. Diese „Elastizität“ besitzt boon nicht. boon ist eine Geldbörse. Ist die leer, dann ist sie eben leer. Dennoch bietet auch boon durch die automatische oder manuelle Nachladefunktion von der Kreditkarte eine „eiserne“ Reserve. Tipp: Bei Beträgen unter 100 Euro ist es vorteilhafter, statt der automatischen Nachladefunktion, vor der eigentlichen Bezahlung einen Betrag manuell von der Kreditkarte nachzuladen (immer mindestens 100 Euro) und dann erst zu bezahlen.
- boon eignet sich bestens für tägliche Besorgungen. Für größere Einkäufe eignet es sich nicht, weil man boon in dem Modus „BASIC“ nur mit 500 Euro wöchentlich aufladen kann und da man aus Kostengründen mit Banküberweisung aufladen sollte, muss man immer eine Ladezeit von einigen Tagen einberechnen. Besonders einschränkend ist aber die maximale Aufladung von nur 2500 Euro pro Jahr, das wären also nur etwa 50 Euro pro Woche. Warum ist das so? In dieser Betriebsart BASIC ist man mehr oder weniger anonym aber der Preis sind eben Begrenzungen der Einzahlungen. Um diese Grenzen zu erhöhen, muss man auf boon PLUS upgraden. Dieser Upgrade kostet nichts, erfordert aber Angabe zur Person: Identitäsnachweis und Adressnachweis. Das ist mein nächstes Projekt, denn das Bezahlen mit boon mach Spaß; man braucht praktisch keine Karte mehr. Man kann zwar auch das Handy verlieren aber ein Finder kann nicht bezahlen, weil ja jeder Bezahlvorgang durch die PIN-Nummer geschützt ist und nach dreimaliger Falscheingabe die App gesperrt wird. Und nachdem man sich ein neues (Android)Handy besorgt hat, kann man die App neu installieren und das große Geld ist wieder da.
- Ein größerer Nachteil ist wahrscheinlich, dass es derzeit nur einen Handy-Client gibt, aber keinen Web-Client, in dem man eventuell mehr Funktionen zur Kontoführung hineinpacken könnte.
Bezahlvorgang mit boon
- Voraussetzung ist natürlich, dass das Bankomat-Terminal eine NFC-Funktion hat. Das ist mittlerweile bis auf wenige Ausnahmen der Fall; zum Beispiel ist die Spar-Filiale in der Troststraße in Favoriten noch ohne diese Funktionalität
- Noch während des Anstellens kann man boon aktivieren und erfährt von der Anwendung den „Pegelstand“ und weiß sofort, ob man den Einkauf mit boon überhaupt bezahlen kann
- Beim Bezahlen tippt man auf den Kreis in der Mitte des Displays und wird um die Eingabe des PIN-Codes aufgefordert. Nachdem man den Code eingegeben hat, hält man das Handy auf das Terminal. Dazu hat man 60 Sekunden Zeit. Es ist so, als würde man die Bankomatkarte drauflegen. Die Kassa bestätigt den Zahlungseingang und der Kassier / Kassierin wundert sich, weil er/sie das noch nie gesehen hat.
Zahlungen mit boon
In den allermeisten Fällen funktioniert die Bezahlung mit boon wie mit einer NFC-Bankomatkarte (mit + angemerkt), die Ausnahmen sind dokumentiert. Auf allen Belegen steht, dass die Bezahlung mit „MasterCard“ oder mit „MasterCard kontaktlos/contactless“ erfolgt ist.
+ Mac (Hadikgasse) + Mac (Loosdorf) - BP-Tankstelle (Hadikgasse) 1) + Rapid (1140) + Madonnenapotheke (Keplerplatz) 2) + Spar (Gudrunstraße) + DOM-Buchhandlung (Favoritenstraße) + Hofer (Gudrunstraße) + Hofer (Scheibbs) + Billa (Scheibbs) + Apotheke (Scheibbs) - Griessler (Scheibbs) 3)
1) Bei diesem Terminal muss man bei Kreditkartenbenutzung vorher eine Sprache wählen. Es kann sein, dass dieser Dialog die Bezahlung über das Handy verhindert. Es kann auch sein, dass der Kassier die Bezahlart auf „Kreditkarte“ einstellen hätte müssen. Es war sehr zeitig in der Früh. Ich werde das wiederholen.
2) Diese Terminal hat zunächst die Bezahlung abgelehnt, wenn man aber die Kassa auf „Kreditkarte“ umschaltet, funktioniert die Bezahlung. In diesem einzigen Fall musste ich einen Beleg unterschreiben.
3) Dieses Terminal war von der Sorte, bei dem man zuerst den Betrag eingeben muss und dann erst bezahlt. Hat nicht funktioniert. Möglicherweise muss man auch hier das Terminal auf „Kreditkarte“ umstellen und die Kassierin wusste nicht, wie das geht.
Fazit
Die Gewöhnung an boon hat etwa einen Monat gedauert. Die Kassierin beim Hofer schaut nicht mehr so misstrauisch wie am ersten Tag. Gerade die kleinen Fehler und deren Behebung waren es, die eine gewisse Vertrautheit erzeugt haben. Mittlerweile bin ich schon so routiniert beim Einkaufen mit boon, dass ich mich trauen würde, ganz ohne irgendeine Bezahlkarte und Bargeld, allein mit boon am Handy einkaufen zu gehen. [Ein paar zusätzliche Euro für eine Heiße beim Bitzinger oder am Fußballplatz können aber nicht schaden. So groß wie etwa in Frankreich oder Schweden ist bei uns die Dichte an Bankomat-Terminals doch noch nicht.]
Links
- BankCard-Mobil (ERSTE), bei der BAWAG
- Kontokarte mobil (BAWAG)
- Clubabend „Elektronische Bezahlsysteme“
- boon-Homepage
- boon-FAQ
- boon-Gebühren
Franz war pensionierter HTL Lehrer (TGM), Präsident von ClubComputer, Herausgeber der Clubzeitung PCNEWS und betreute unser Clubtelefon und Internet Support. Er war leidenschaftlicher Rapid Wien Fan. Er ist leider Anfang Jänner 2024 nach langer schwerer Krankheit verstorben.
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