Ich kaufte im Jänner ein HighSpeed-Internet-Kastl*) und es funktioniert seither zufriedenstellend. Auch in unseren Katakomben in Simmering kommt es zum Einsatz und ist deutlich leistungsfähiger wie sein Vorvorgänger.

Ja, der Zugang ist deutlich schneller als mein bisheriger aber nein, man erreicht die angekündigten Maximalwerten nicht einmal annähernd. Die gemessenen Maximalwerte sind etwa ein Drittel des Werbetextes und man erreicht sie nur punktuell; im Tagesmittel muss man froh sein, wenn man 10% des Maximalwertes erreicht; in meinem Fall etwa 15 MBit/s, der Werbetext spricht von bis zu 150 MBit/s.

Im vorliegenden Beitrag geht es um die Inbetriebnahme einer solchen portablen Huawei-Internetbox mit SIM-Karte. Ein Erlebnisbericht und eine leichte Kritik an den beigelegten Handlungsanweisungen für Einsteiger. Der Bericht ist provider-unabhängig, denn für einen echten Vergleich müsste man fairerweise die Beipacktexte aller Anbieter vergleichen.

Nach dem beschönigenden Beipacktext zu schließen, ist die Inbetriebnahme ganz einfach. Man erwartet sich, das Kästchen anzustecken und die Sache läuft. Na ja, nach Eingabe des aufgedruckten WiFi-Keys.

Wenn es so wäre, müsste man darüber kein Wort verlieren.

Aber so war es nicht. Der Beipacktext beschrieb etwas anderes als der Auslieferungszustand war.

Nun ist „einem Inscheniör nichts zu schwör“ und man hilft sich. Aber was ist mit den vielen anderen Leidensgenossen, die nicht so ganz genau wissen, auf was es bei einem solchen Netzwerk ankommt? Ich betreue als Einäugiger einige PC-Patienten in den Nachbarwohnungen und staune, dass dort überhaupt etwas funktioniert und vielen meiner Clubkollegen wird es ähnlich ergehen. Wenn man also annimmt, dass jemand die Megabits kauft und mit so einem Gerät nach Hause kommt, landet er unweigerlich bei irgendeinem „einäugigen“ Helfer oder er schmeißt dem Verkäufer das Zeug wieder auf das Pult.

Für einen routinierten PC-User, ist es fast Ehrensache, den Beipacktext nicht zu lesen und einfach loszulegen; beginnen wir also intuitiv.

Intuitive WLAN-Inbetriebnahme

Man hat einen Router mit WLAN-Access-Point gekauft, also eine Art privates Internet-Cafe. Und man erwartet, dass sich das Gerät genauso verhält wie auch in einem Internet-Cafe. Man schaltet den Rechner ein, sucht das Netz, man gibt den WiFi-Key ein, fertig.

Man öffnet also am Rechner die Netzwerkeinstellungen ein und betrachtet die verfügbaren Netze. Jetzt schaltet man den Router ein und schaut, ob ein Netz  mit hoher Signalstärke dazu kommt. Und da ist es schon.

Man klickt auf „Verbinden“ und schon ist man im Internet. Perfekt, oder?

Wenn man nicht genau hinschaut, hat man den Eindruck, als würde alles funktionieren. Dabei hätte man aber einen fatalen Fehler gemacht. Denn das Netz, mit dem man sich verbunden hat, ist ein offenes Netz ohne irgendeine Absicherung; man musste ja nicht einmal einen Key eingeben, es funktionierte einfach so. Aber so ist es eben, wenn etwas out-of-the-box funktionieren soll.

Der nächste Schritt ist die Konfiguration des Routers

Die Router-Adresse ist die Gateway-Adresse und über diese Adresse kann man normalerweise einen Webserver aufrufen, mit dem man den Router konfigurieren kann. Ein Blick auf das Etikett am Router sagt, dass dessen IP-Adresse 192.168.1.1 wäre. Gut, diese in den Browser eingegeben liefert: nichts. Man kann sich zwar mit dem Netz verbinden, aber man kann den Router über dessen Adresse nicht konfigurieren.

Warum kann man sich nicht mit dem Router über den Browser verbinden? Ganz einfach, das WLAN arbeitet in einem anderen Netz! Schauen wir uns um, welches Netz das eigentlich ist. Ein IPCONFIG gibt uns Auskunft über die automatisch zugewiesene IP-Adresse.

Eigene IP: 192.168.250.2 (zugewiesen vom DHCP-Server im Router)
Netzmaske: 255.255.255.0
Gateway: 192.168.250.1

Aber auch die Browser-Verbindung mit 192.168.250.1 misslingt.

Was ist falsch?

Wenn man den Netznamen genauer untersucht, sieht man, dass die am Geräteetikett aufgedruckte SSID nicht mit dem am PC angezeigten Netznamen übereinstimmt. In den Namen hat sich ein „guest“ eingeschlichen. Weiters wurde der aufgedruckte WiFi-Key gar nicht benötigt, das Netz ist frei zugänglich.

Man ist im Internet, allein durch Anwählen dieses „Gast“-Netzes. Toll, nicht?

Ganz so toll ist das nicht, denn wenn jemand tatsächlich den Access-Point – so wie ich zunächst – intuitiv in  Betrieb nimmt, und an dieser Stelle lossurft, der wird bald Zaungäste bekommen und sich wundern, dass irgendwann alles langsamer läuft als man das anfangs gewohnt war. Denn es kann sich jeder, ohne jede Anmeldung in das Netz einwählen.

Diese Angaben von IPCONFIG haben mich verblüfft, denn am Etikett steht, dass die Router-Adresse 192.168.1.1 und nicht 192.168.250.1 hat. Und das steh auch in der ziemlich dürftigen Kurzanleitung, die dem Router beiliegt.

Jetzt habe ich einen Router, man kann sich verbinden aber man kann den Router nicht konfigurieren.

Daher: im Beipacktext nachschauen. Der Beipacktext enthält einen schwerwiegenden Mangel. Es steht nicht explizit dort, dass man für die Konfiguration eine LAN-Verbindung braucht. Es steht dort nur der Satz da: „Schließen Sie die Kabel an.“ Gut, aber was sind die Kabel eines WLAN-Access-Points? Keine!

Der Beipacktext stammt von einer früher vertriebenen Router-Familie, denn damals war dieser Umstand egal, weil der Router so konfiguriert war, wie am Beipacktext angegeben. Sowohl für LAN als auch für WLAN. Beide Netztypen taten dasselbe.

Bei dem vorliegenden Router verteilt das WLAN im Auslieferungszustand ein offenes Gast-Netz und das LAN das am Beipacktext und am Etikett angegebene gesicherte Netz.

Weder mein modernes Tablet noch mein Laptop haben mehr einen Ethernet-Anschluss, alles läuft über WLAN. Aber um den Router zu konfigurierten, braucht man ein LAN-Kabel, denn nur über das LAN verhält sich der Router wie am Etikett versprochen. Nur am LAN wird das Netz 192.168.1.0 verteilt, nicht im WLAN.

Hätt‘ ich mir nur ein HOFER-Laptop gekauft, das hat noch einen LAN-Port!

Da auch mein Stand-PC nur auf WLAN hört, musste ich den dortigen LAN-Port aktivieren und tatsächlich bekam ich über diese Verbindung die korrekte Adresse 192.168.1.2 zugewiesen und bekam damit eine Verbindung zum Administrationsinterface über 192.168.1.1.

Jetzt erst bekommt man einen Überblick über die Netzwerksituation:

Wie man an der Abbildung sieht, gibt es insgesamt vier WLAN-Netze, je ein gesichertes und ein ungesichertes, für das 2.4 GHZ- und das 5 GHz-Band. Im Auslieferungszustand sind die beiden Gast-Netze aktiv und die gesicherten Netze inaktiv. Da ich auch frühere Versionen dieses Modems besitze, weiß ich, dass bei allen diesem Modems die aufgedruckte IP sowohl für das LAN als auch für das WLAN dieselbe war und daher gab es keinen Zweifel über die Konfiguration.

Für meinen Betrieb verwende ich derzeit nur das gesicherte 2.4 GHz-WLAN-Netz, alle anderen sind abgeschaltet. Der Netzname „Mustafa“ dient eigentlich nur zur Verwirrung der Nachbarn. Normalerweise erkennt man am Netznamen den Netzbetreiber, also A1, Drei, UPC oder T-Mobile. Das will ich nicht, Wenn man nun den eigenen Namen eingibt, besteht eine Zuordnungsmöglichkeit (wenn der Name stimmt), was auch nicht so gut ist. Ich habe mir daher einen in unserer Gasse sicher sehr häufigen türkischen Namen ausgesucht, um meine Nachbarn ein bisschen in Angst und Schrecken zu versetzen, die hinter solchen Namen auch gleich Terroristen vermuten.

Kritik

Es ist ziemlich irreführend, wenn das verbreitete WLAN-Netz nicht den Angaben am Router-Etikett entspricht.

Dass im Auslieferungszustand ein Gastnetz konfiguriert wird, das vermutlich bei vielen Usern unverändert beibehalten wird, weil es ja auf Anhieb funktioniert, ist eher sonderbar. Auch fehlt der Hinweis, dass es unbedingt notwendig ist, diese Konfiguration zu ändern. Es wird nicht darauf hingewiesen, dass man das Passwort für den Administrationszugang ändern sollte.

Da heutzutage sehr viele, wenn nicht die meisten Endgeräte über kein drahtgebundenes LAN verfügen, können alle diese Käufer das Gerät überhaupt nicht konfigurieren, weil das im Auslieferungszustand aktivierte Gast-Netz keine Verbindung zum Server-Router erlaubt.

Die Funktion der optional erhältlichen Antennen ist völlig unklar. An keiner Stelle der Beschreibung steht, welche Aufgabe sie haben. Es kann sowohl einer bessere Verteilung des WLAN-Netzes in der Wohnung dienen als auch eine Feldstärkenerhöhung für das Funknetz. Ich tippe zwar auf das WLAN aber in der Explosionszeichnung schaut es eher anders aus. Schließt man die Antennen an, geht die erreichbare Geschwindigkeit um zumindest ein Drittel zurück.

Links

*) Ich dürfte einer der letzten gewesen sein, die diese Bauform bekommen haben. Die derzeit angebotenen Geräte schauen äußerlich ganz anders aus.

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