Man wird ja in jedem sozialen Netz mit Werbung konfrontiert. So wurde mir heute in Facebook eine Uhr für Mathematiker angeboten. Ich brauch’s nicht, ich habe ein Handy, aber man will ja wissen, wie es mit der eignen mathematischen Bildung bestellt ist, und so überprüfte ich alle Formeln deren Ergebnis die jeweilige Zahl von 1 bis 12 ergibt. Zwei davon waren mir unklar. Man muss bedenken, dass die Formeln auf dieser Uhr ganz einfache Gebilde sind; nach „oben“ geht es da fast beliebig weiter.

Jetzt ist man aber verblüfft. Wäre das ein gewöhnlicher Text, wären da zwei unklare Worte und nach wenigen Augenblicken wäre die Unklarheit durch einen Blick in die Wikipedia beseitigt. Nicht so in der Mathematik. Denn wo genau sollte man nachschauen? Und wenn man das Symbol auch irgendwo gefunden hätte, ist immer noch nicht geklärt, wie es wirkt! Diese eigentümliche Eigenschaft der mathematischen Formelsprache war mit vorher nicht wirklich bewusst.

Einfach ist es, wenn man einen Mathematiker kennt. Georg ist ein Mathematiker und er hat soeben sein Studium erfolgreich beendet, zu dem wir ihm herzlich gratulieren! Seine Antwort kam schneller als jede Recherche in Wikipedia.

Links oben „11“

In der oberen Formel steht eine große Vereinigung über die Mengen {0},{1},{2},{3},… Das ergibt die Menge {0,1,…,10}. Die Betragsstriche stehen für die Mächtigkeit, also die Anzahl der Elemente. Und die ist 11.

Links unten „7“

Die untere Formel ist seltsam, weil eigentlich niemand ein x für eine Multiplikation schreibt. Das ist dem Vektorprodukt vorbehalten. Ich glaube, das x ist eine ganz normale Multiplikation und die Runden Klammern stehen für den Binomialkoeffizienten, „8 über 2“.

Und die anderen Formeln?

Diese Uhr ist irgendwo ein Gradmesser dafür, wie weit man einem Mathematiker folgen kann. Ich kannte zwei nicht, Georg kennt alle und noch viel mehr, andere vielleicht weniger.

Wie findet man ganz allgemein ein Formelzeichen?

Für andere unklare Formeln bietet Georg folgenden Weg an:

Ein erster Schritt ist es, überhaupt einmal ein unbekanntes Symbol beschrieben zu bekommen. Eine mögliche Antwort ist ein Verzeichnis alle Zeichen des Mathemtikprogramms LaTeX.
http://www.ctan.org/tex-archive/info/symbols/comprehensive/

Eine weitere Möglichkeit ist „detextify“
http://detexify.kirelabs.org/classify.html

Man schreibt ein  Formelzeichen in das Grafik-Feld. Detextify schlägt dazu passende LaTeX Symbole vor.

Die angegebenen Mnemonics sind wieder Texte, die man im LaTeX-Verzeichnis suchen kann.

Ein gefundenes Symbol löst aber auch nicht wirklich das Problem, weil zum Beispiel runde Klammern einfach als Klammern gelten können, oder einen Vektor begrenzen, oder als Binomialkoeffizient interpretiert werden. Aber andere Notation lässt sich sicher über den Namen des LaTeX Symbols herausfinden.

Kurz: Um mathematisch schreiben und lesen zu können, ist es besser Mathematiker zu sein!

Danke, Georg!

 

 

 

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