Ein Erlebnisbericht

Immer ist es irgendein „aktueller Anlass“, der uns veranlasst, Änderungen in der Handhabung unserer PC-Installationen vorzunehmen. Einerseits war es dieser Verschlüsselungsvirus, der die Windows-Gemeinde verunsichert hat, und anderseits ein ganz persönliches Erlebnis.

Bisher habe ich etwa im Abstand von einem Monat meine Daten-Festplatte mit ROBOCOPY auf eine gleich große Backup-Platte gespiegelt (Option /MIR). Dieses Spiegeln ist aber genau genommen kein Backup, weil man in keinem Fall auf eine weiter zurück liegende Datei zugreifen könnte, immer nur auf die letzte Version.

Gleichzeitig befinden sich alle wichtigen Daten in Cloud-Speichern. Wenn etwas in diesem Bereich versehentlich gelöscht wird, kann man es vom Papierkorb des Cloud-Speichers 30 Tage lang zurückholen; allerdings betrifft das nur Löschungen aber keine Modifikationen einer Datei.

Gebraucht habe ich diese Quasi-Backups sehr selten, ein vollständiges Restore war bisher nicht erforderlich. Bis vor einigen Tagen.

Mir schien es wie der Virus Herbstlaub aus den Anfangstagen des PC, als plötzlich vor meinen Augen alle Dateien der Reihe nach vom Desktop verschwunden sind. Die Alarmglocken haben geklingelt, aber es war zu spät. Durch eine unachtsame Anwendung von ROBOCOPY, das im Hintergrund gelaufen ist, wurde eine externe Platte auf die interne Datenplatte repliziert und nicht – wie ich das beabsichtigt hätte in ein Verzeichnis dieser Datenplatte. Ich vergaß den Ordnernamen einzugeben. Und das hatte zur Folge, dass auf der Zielplatte alles gelöscht wurde, was nicht auf der externen Platte enthalten war. Und da sich die Daten meines Desktops ebenfalls auf der Datenplatte befunden haben, wurden auch diese vom versehentlichen Löschen nicht verschont.

Schweißperlen, aber gleich danach Entwarnung, ich habe ja ein Backup! Die Rettung. Alles wurde in der Nacht von der Backup-Platte wieder auf die Datenplatte kopiert und schon war der PC wieder vollständig betriebsfähig.

Bis auf eine Kleinigkeit, den Desktop. Denn ich verbinde diesen Desktop nicht mit der Cloud (von wo man ihn – wegen des dort immer aktiven Papierkorbs – hätte wiederherstellen können). Der Grund ist, dass der Speicher schneller ist, wenn er nicht im Bereich der OneDrive-Replikation befindet. Und am Desktop befanden sich zwei Dateien die nicht im Backup enthalten waren und die unwiederbringlich weg waren.

Ein Backup muss – und das war die Lehre aus dem Erlebnis – ganz automatisch erfolgen und nicht „von Zeit zu Zeit“. Hätte ich nach vielen einschlägigen Vorträgen von Pauli wissen müssen, habe ich auch gewusst und hätte ich immer jedem geraten… Aber die Gewohnheit…

Die Suche nach einer praktischen Backup-Lösung begann – und ist immer noch im Gange.

Paragon Backup & Restore 16

In diversen Vergleichs von Backup-Software schneidet das Paragon Backup & Restore gut ab, und es ist auch nicht sehr teuer. Ich habe es mir gekauft und habe versucht, es zu installieren, bin aber zunächst gescheitert, weil die Installation aus einem unbekannten Grund nicht vollständig erfolgt ist und danach die Deinstallation nicht möglich war. Nach einem Tipp von Georgie ist es mir gelungen, mit dem Programm Total Uninstall (Test-Version) das Backup-Programm wieder zu entfernen. Siehe voriger Bericht über die Deinstallation ohne Deinstallationsprogramm mit Total Uninstall. Die nochmalige Installation war dann erfolgreich, und ich erstellte sogleich eine Notfalls-CD für den Fall eines Systemabsturzes. Als Nächstes wurde eine Einmalsicherung angelegt. Mit der automatischen Sicherung gab es Probleme; diese wurde unmittelbar nach der Einrichtung wegen „eines Fehlers“  abgebrochen und 24 Stunden vertagt.

Das Problem dieser lokalen Backups ist, dass der Sicherungs-Datenträger im System angeschlossen ist und sollte es zu einer Verschlüsselung der Daten durch einen Virus kommen, wäre das Backup ebenfalls davon betroffen. Man müsste daher genaugenommen das Backup auf einen externen Datenträger erstellen und diesen anderswo aufbewahren. Aber das ist dann wieder nicht automatisch.

Backblaze

Das Angebot an Cloud-Backup-Lösungen ist mittlerweile ziemlich groß und ich suchte nach einer preiswerten Lösung. In diversen Reviews kristallisierte sich das Programm Backblaze als ein sehr intuitives und wartungsfreies Programm heraus:

  • Unbegrenztes Datenvolumen
  • 5,- $ / Monat bei monatlicher Zahlung oder 4,- $ / Monat bei einer Vorauszahlung für zwei Jahre.
  • Sehr einfaches Interface, Programm läuft unbemerkt im Hintergrund ohne weiter aufzufallen
  • Man kann über die Einstellungen dem Backup-Prozess – etwa über Nacht – eine höhere Priorität einräumen
  • Die Bedienungssprache kann auf Deutsch umgeschaltet werden aber es handelt sich um eine automatische Übersetzung die oft schwerer verständlich ist als das englische Original.

Was Backblaze nicht kann – andere Cloud-Backup-Programme aber können – ist, dass das Client-Programm ausschließlich in die Cloud sichert, es aber keine Möglichkeit gibt, die Daten auch auf einem lokalen Datenträger zu sichern. Gut, dafür verwende ich weiterhin ROBOCOPY.

Installation

Man lädt sich das Installationsprogramm von der Homepage von Backblaze und dabei werden die Strukturen der angeschlossenen Laufwerke erfasst. Das wird für jedes Laufwerk wiederholt und kann einige Zeit dauern. Dieser Vorgang erfolgt aber nur ein einziges Mal.

Was muss man unbedingt einstellen?

Wenn man mit den Default-Werten startet, werden alle Laufwerke des Rechner in das Backup einbezogen. Das ist bei mir nicht wünschenswert, und man sollte daher auf der ersten Seite der Einstellungen die gewünschten Festplatten auswählen. Aber sonst muss man nichts weiter einstellen. Das Backup erfolgt kontinuierlich aber man kann es auch auf einmal täglich oder auf manuell einstellen. Die Daten können auch mit einer Passphrase verschlüsselt werden.

Das Erst-Backup ist naturgemäß zäh. Nach einem Betriebstag habe ich 1,3 von 2,2 Millionen Dateien upgeloadet also es wird noch einige Zeit dauern, bis ein Backup in der Cloud ist.

Es gibt eine 15-tägige kostenlose Versuchsphase, in der ich mich gerade befinde und dem Programm bei der Arbeit zuschaue.

Wie macht sich das Programm bemerkbar?

Backblaze ist pflegeleicht. In der Default-Einstellung startet es mit dem Rechner und führt seine Backup-Aufgabe im Hintergrund aus. Man kann die Konsole anschauen, die auch den Zugang zum Wiederherstellen der Sicherungen ist. In dieser Konsole erfährt man, wie weit der Backup-Vorgang gediehen ist. In meinem Fall waren anfangs 2,2 Millionen Dateien zu verarbeiten und zum Zeitpunkt des Screenshot waren noch 1, 3 Millionen Dateien zum Upload angemeldet.

Man sieht, dass noch 13 Tage Testzeit verbleiben; bis dahin sollte der Upload geschafft sein.

Wie kommt man zu den archivierten Daten?

Einzelne Dateien und Verzeichnisse sind kein Problem, die kann man in einem Online-Dialog anklicken und als ZIP-Archiv downloaden. Was das Programm nicht macht, ist eine Wiederherstellung am ursprünglichen Speicherort. Man muss das downgeloadete ZIP-Archiv an den gewünschten Ort entpacken.

Wie lange eine vollständige Wiederherstellung einer Platte dauern würde, hängt natürlich von der eigenen Internet-Anbindung ab. Für große Datenmengen kann man sich einen USB-Stick (128 GB für 100,-$) oder eine Festplatte (4 TB für 189,-$) zusenden lassen.

Backups werden 30 Tage lang aufbewahrt. Sollte sich also sich also eine Datei täglich ändern, kann man die letzten 30 Versionen wiederherstellen. Dieser Zeitraum lässt sich auch mit einer Aufzahlung nicht verlängern.

BackBlaze als Cloud-Speicher

Beim Studium der Homepage stellt man fest, dass man bei Backblaze nicht nur Backup-Speicher sondern auch Cloud-Speicher erwerben kann. Und dieser Cloud-Speicher wird als der billigste am Planeten angepriesen. Aber natürlich hat alles seinen Preis. auch wenn es sehr billig ist. Man darf sich nicht den Bedienungskomfort eines OneDrive oder Google Drive oder der Drop Box vorstellen, dass es also genügt, ein Verzeichnis anzulegen und danach repliziert sich dieses Verzeichnis automatisch in die Cloud. Den Cloudspeicher von Backblaze steuert man über eine Kommandozeile in der Sprache Python aber man kann auch eigene Anwendungen programmieren, denn die zweite Möglichkeit den Up- und Download zu steuern sind die gut dokumentierten API.

Für Experimente stehen 10 GB Datenspeicher kostenlos zur Verfügung und können täglich 1 GB ohne weitere Kosten downgeloadet werden. Darüber hinaus kostet die Speicherung von einem Terabyte 5,- $ pro Monat und der Download 20,- $ pro Terabyte.

Links

Der Vorteil dieser Cloud-Backups ist sicherlich, dass man sich um keine Hardware kümmern muss, der Nachteil sind die langen Uploadzeiten und dass die Wiederherstellung großer Datenmengen eine Zeit- oder Kostenfrage ist. Einige Tage kostet die Wiederherstellung so oder so. Ich werde an dieser Stelle berichten, wie sich diese Backup-Lösungen bei längerem Gebrauch bewähren.

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