Wo sind die Zeiten, als man noch eine Kassette einlegte, auf Aufnahme drückte, die laufende Sendung aufgezeichnet hat und danach die DVD-Kassette in den Schrank gestellt hat – um sie nie wieder anzuschauen. Jetzt sind die Kästen voll mit Kassetten und die Frage ist, was mit diesen „Schätzen“ geschehen soll.

Bei uns zu Hause wurde seit dieser Zeit der Video-Bänder nichts aufgezeichnet, alles Digitale ist handhabungstechnisches Neuland. Aber die Aufarbeitung der Video-Bestände und der Wunsch, fallweise verschiedene Sachthemen zu archivieren, haben mich veranlasst, das Problem „Aufzeichnung analoger und digitaler Videosignale“ für verschiedene Anwendungsfälle zu lösen.

Wenn Du diese Zeilen liest und eine andere, bessere Lösung kennst, bitte schreibe uns Deine Lösung, damit wir sie hier unseren Mitgliedern weitergeben können.

Walter Marzinger hat uns in zwei Beiträgen erklärt, wie er mit Fernsehaufzeichnungen umgeht:

In telefonischer Zusammenarbeit mit meinem langjährigen Weggefährten Klaus Eckl entstand eine weitere Beschreibung zu einem Aufzeichnungsszenario.

Wo denn das Problem sei, meinten viele Spezialisten, die die Aufzeichnung über einen eigenen Media-PC mit eigenen TV-Einschüben durchführen. Das sehr praktische Microsoft Media-Center gibt es nicht mehr und einen eigenen PC abzukommandieren, ist mir einfach zu kompliziert. Ich beschreibe Euch hier meinen Weg zur Aufzeichnung analoger und digitaler Bildsignale.

Moderne Fernseher sind ein Rückschritt

Unsere Fernseher werden zwar immer größer, können aber nicht, was ich will: aufzeichnen. Ja, man kann eine Festplatte anschließen und dann Sendungen aufnehmen aber man kann diese Sendungen ausschließlich auf demselben Gerät wiedergeben. Menschen mit einem Zweitwohnsitz oder mit der Wunsch nach einem Archiv haben keine Freude mit dieser unflexiblen Lösung. Wir besitzen einen tollen Philips-Fernseher mit einem DVB-T, -C und -S-Tuner aber dieser Fernseher besitzt keinen Ausgang und daher keinen Zugang zu dem empfangenen Signal.

Gewünscht ist daher eine Aufzeichnungs-Infrastruktur für eine Festplatte mit einem gängiges Dateiformat, z.B. MP4 und die Möglichkeit, verschiedene Quellen wie Fernsehen, Internet, Android, Kamera, DVD, BluRay, Spielkonsole, Alexa Fire-TV-Stick und einen alten Video-Recorder als Quelle anschließen zu können.

Ich habe mir folgende Komponenten angeschafft (die Links führen zur Amazon-Beschreibungsseite)

Tuner, Recorder und Player bieten auch zusätzliche Möglichkeiten, auf die hier nicht eingegangen wird. Hier geht es ausschließlich um die Aufnahme der verschiedenen HDMI- und Analog-Kanäle.

Bis auf eine Kleinigkeit ist mir die Inbetriebnahme ohne Handbuch gelungen. Die Kleinigkeit war, dass der Festplattenrecorder nicht auf die Fernbedienung angesprochen hat, klar ich habe den dafür vorgesehenen Infrarot-Sensor in der Schachtel übersehen. Die Anzahl der Fernbedienungen am Tisch ist beachtlich: TV, Recorder, Tuner, Player-1, Video-Player, HDMI-Switch, Alexa Fire-TV-Stick.

Anordnung

Tuner, DVD-Player und Recorder verfügen alle über einen Netzwerkanschluss und zu der gezeigten Anordnung kommen daher noch die Netzwerkverbindungen dazu. In einem späteren Beitrag wird über diese zusätzlichen Möglichkeiten berichtet werden.

Umsteckerei

Schon beim Experimentieren nervt das ständige Umstecken des Eingangskanals zum Recorder. Ich habe mir daher einen preiswerten HDMI-Switch gekauft, mit dem man drei Eingangskanäle auf einen Ausgangskanal umschalten kann. Aber es gibt auch Umschalter mit Fernsteuerung, mit denen bis zu 5 Kanäle umgeschaltet werden können:

Kopierschutz

Das kryptografische Protokoll HDCP (High-bandwidth Digital Content Protection) ist dafür verantwortlich, dass Streams mit diesem Protokoll nur auf dafür eingestellten Endgeräten abspielbar sind. Das sind Fernseher und DVD-Player. Gelangt zum Beispiel der Stream eines DVD-Players an einen Recorder, kann dieser Stream nicht aufgezeichnet werden.

Alle Quellen ohne den Kopierschutz HDCP können mit der obigen Anordnung problemlos kopiert werden. Aber bei Kauf-DVDs und ORF-Kanälen geht das nicht. Der Recorder bringt eine Fehlermeldung, dass es sich um ein kopiergeschütztes Medium handelt und er die Aufzeichnung verweigert:

Wenn man sich also eine solche DVD im MP4-Format auf einen Laptop kopieren und mitnehmen will, ist an dieser Stelle Endstation. Der Absender eines kopiergeschützten Video-Streams benutzt das HDCP-Protokoll und nur, wenn das Endgerät auf die Anfragen die richtigen Antworten weiß, kommt es zu einer Übertragung. Fernseher und DVD-Player sind korrekte Endgeräte und können diese Streams wiedergeben. Würde der zugekaufte Recorder den geschützten Stream aufzeichnen, dürfte er gar nicht in den Handel gelangen. Allerdings merkt die Beschreibung des Recorders auf der letzten Seite an, dass man mit einem so genannten „HDMI-Splitter“ auch kopiergeschützte Streams aufzeichnen kann – allerdings nur, wenn man dazu durch eine Lizenz befugt ist.

HDMI-Verzweigungen

Es gibt zwei Möglichkeiten, ein HDMI-Kabel zu verzweigen: Ein Ausgang auf viele Eingänge mit einem Switch oder einen Eingang auf zwei (oder mehr) Ausgänge mit einem Splitter.

Der Switch wird in der obigen Konfiguration dafür verwendet, mehrere HDMI-Eingänge auf einen Ausgang zu schalten. Da immer nur ein Eingang auf einen Ausgang geschaltet wird, gibt es kein logisches Problem, denn aus der Sicht der Datenübertragung ist das so, also würde man den Eingang händisch mit einem Ausgang verbinden. Alle anderen Eingänge des Switch spielen bei der Verbindung nicht mit.

Bei einem Splitter wird ein HDMI-Eingang gleichzeitig auf zwei Ausgänge geschaltet, damit man das Signal gleichzeitig an zwei Wiedergabegeräten anschließen kann wie zum Beispiel an einen Beamer und an einen Monitor. Grundsätzlich könnte man dazu einfach alle Pins der HDMI-Ausgänge parallel schalten. Das würde aber nur dann ohne zusätzliche Logik funktionieren, wenn die Signalrichtung ausschließlich vom Eingang zum Ausgang gerichtet wäre. Wenn aber auf dem HDMI-Kanal ein Protokoll mit Rückmeldungen abläuft muss eines der Endgeräte dieses Protokoll bedienen, das andere darf sich daran nicht beteiligen, sonst würde ein unerlaubtes Nebeneinander verschiedener Reaktionen geben. Daher ist in einem Splitter immer auch eine entsprechende Logik erforderlich, die für eine korrekte Abwicklung des Protokolls sorgt.

Wenn die HDMI-Verbindung ein HDCP-Protokoll erfordert, muss der Splitter oder einer der beiden Ausgänge die Protokollantworten übernehmen, andernfalls kann er gar nicht als Splitter bezeichnet werden und die Verbindung würde nicht funktionieren. Wenn aber der Splitter auf das DHCP-Protokoll antwortet, gaukelt er dem Sender ein zugelassenes Endgerät vor. In der obigen Anordnung würde man den Splitter zwischen den Switch und den Recorder schalten; ein Ausgang des Splitters bleibt frei.

Ein ordentlich gebauter Splitter**) entfernt also die HDCP-Protokollinformation und erlaubt, dass tatsächlich zwei Ausgänge mit einem Eingang verbunden werden können. Darf er das? Nun, es ist technisch möglich, und eben für diesen Betriebsfall mehrerer gleichzeitiger Endgeräte sogar erforderlich. Mit einem solchen Splitter, der zwischen der jeweiligen Datenquelle und dem Eingang des Recorders eingeschaltet wird, sind alle Arten von Aufnahmen möglich, weil der Splitter die HDCP-Protokoll bedient und einen ungesicherten Stream weitergibt. Erlaubt dürfte ein solcher Splitter nur dann sein, wenn der Anwender vom Lizenzgeber dazu die Erlaubnis bekommen hat (das ist aber auch nur die Ansicht eines juristischen Laien).


*) Ich habe den DVD/BluRay-Player bei Saturn gekauft und dieses Gerät hat den Endbuchstaben „B“, also BDP-S6700B und bietet über eine Internet-Verbindung auch die Möglichkeit, Android-Programme zu laden oder sich direkt mit YouTube zu verbinden. Diese Möglichkeiten sind bei den bei Amazon angebotenen Geräten nicht explizit angegeben.

**) Ganz so einfach ist dieses „ordentlich“ nicht, denn immerhin muss der Splitter über Schlüssel verfügen, die vor einiger Zeit bekannt worden sind.

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