Günter Hartl
Smol dog
A bisserl was geht immer. Eine Prepaidkarte für Mobilfunk zu einem Preis von 9, 99 Euro pro vier Wochen. Hab‘ ich irgendwo im Netz aufgeschnappt, diese Meldung. Bei einer jährlichen Nutzung dieses Angebotes zahlt man somit für 13 und nicht für 12 Monate. (52/4). Also effektiv um 10 Euro mehr im Jahr. Die Hündin liegt in der Abrechnung alle vier Wochen begraben, und nicht pro Monat. Simpel, aber korrekt.
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Die Fahrräder haben sich nicht so durchgesetzt. Außerdem instrumentalisierte man hiermit die in den Donaukanal geworfenen Drahtesel als Hindernisse für die Berufsschifffahrt.
Jetzt ist es an den Elektrorollern (Leihscootern), sich ihren Platz am Gehsteig zu erobern. Ohne Smartphone und App geht da gar nichts mehr. Ich glaube, die Holländer waren eine der Ersten, die regulierend die Motorleistung und Parkmöglichkeiten extern steuerten. In der Praxis bedeutete dies, dass manche Straßen nur mit gedrosselter Geschwindigkeit passierbar und in bestimmten Bereichen die Scooter nicht abstellbar waren. Alles kein Problem heute.
In den USA ist so etwas schon an der Tagesordnung. Dort sind es eben nicht mehr die E-Scooter, sondern mittlerweile auch die Teslas. Bei Tornados, Brandkatastrophen oder ähnlich gelagerten Situationen wird temporär die Reichweite aller Tesla-Fahrzeuge erhöht, damit die Leute aus den betroffenen Gebieten fliehen können.
Jeder zeitgemäße Neuwagenkauf mit verschiedenen Motorleistungsversionen unterscheidet sich großteils nur mehr durch die verbaute Firmware. Das ist Fakt. Das gleiche Fahrzeug zu unterschiedlichen Preisen ergibt sich aus der verbauten Software, welche die entsprechenden Leistungsklassen dann konfiguriert.
Rückschließend kann man beruhigt konstatieren, dass bei den Teslas zentral gesteuert wird, wohin und wie weit man damit fahren kann.
Staatliche Kontrolettis müssen sich angesichts der Möglichkeiten vorkommen wie ein Zehnjähriger, welcher im Zuckerlgeschäft eingeschlossen wurde.
Damit bleibt Bankräubern nur mehr die Reaktivierung eines Mercedes /8 mit analogem Doppelvergaser übrig, um die Früchte ihrer mechanischen Eigentumsübertragung autonom nach Hause zu fahren.
Wie werden in Zukunft Autoverfolgungsjagden cineastisch wiedergegeben werden? Auch „Bullitt“ musste in den Sechzigern dem damaligen Zeitgeist in Form eines angelegten Sicherheitsgurtes Rechnung zollen. Siehe Bild 1.
Eigentlich hat sich ja nur der Böse angeschnallt. Genützt hat es ihm letztendlich auch nichts. Und über den unbotmäßigen CO2-Abdruck wollen wir jetzt unaufgeregt den Mantel des Schweigens legen.
Schön langsam setzen sich weiters Konzepte durch, die nicht auf das Besitzen, sondern Teilen ausgerichtet sind. Zuerst die Autos, dann Scooter, Fahrräder und E-Roller – alles kann mittels App angemietet werden.
Solche Argumente prallen an mir und meinem pedalbetriebenen 19 Kilo Zerstörer (ich nenn ihn zärtlich Scooterhunter) wie eine Schmeißfliege an einer ungewaschenen Windschutzscheibe ab.
Täglich wird die StVO wertschätzend zwischen Autofahrern, Fußgängern, E-Scootern, Radfahrern, Skateboardern, Mopeds, Rollatoren, Hoverboards, Dreirädern, Rollerblades, Trolleys, Segways, Tretrollern, Fahrradrikschas, Fiakern, Bussen, Rollstuhlfahrern, Tramways, Tandems und Motorrädern auf Augenhöhe neu ausverhandelt.
Gepaart mit den sommerlichen Temperaturen ergibt dies meist einen klimaneutralen Cocktail aus angeregten Monologen, inklusive hervortretenden Halsadern (erinnert mich immer an die südamerikanischen Landkarten mit ihren Amazonaswindungen) und fest umklammerten Lenkungseinrichtungen. Für solches Gedöhns fehlt es mir schlicht und ergreifend an Verve. Masse vor rechts ist schon mal ein probater Ansatz, um dem mechanischen Duktus im Land der Windräder und Nachtspeicheröfen etwas mehr Raum zu widmen. Siehe Bild 2.
Keine Angst, mir ist nichts passiert. Welcher andere? Gleichsam wurde meine Vormachtstellung am Gehsteig zwar anfangs etwas widerwillig, aber letztendlich auch vom Lithium Ionen Akku akzeptiert. Durchs Reden kommen d‘ Leut‘ z‘samm…
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Teamviewer hat auch schon reagiert. Indische Scammer werden gar nicht mehr zugelassen. Das sind jene, die von einem Callcenter aus unbedarfte Endanwender telefonisch kontaktieren, um Zugriff auf dessen Computer zu bekommen. Meist mit der üblichen „. ju häf ä wirus. “ Masche. Zum überwiegenden Teil kommen diese Aktionen nachweislich aus dem indischen Raum.
Darum verlangen diese Scammer neuerdings auch immer, dass die Angerufenen sich per Teamviewer auf die Maschine in Indien einwählen. Teamviewer lässt keine Erstverbindungsaufnahme mehr aus dem indischen Raum zu.
Was mich an der ganzen Sache erstaunt, ist dieser gelebte Generalverdacht, der hier so nonchalant über ein Milliarde Leute ausgebreitet wird; einfach so. Mir geht da ein bisschen das allgegenwärtige „..oba ned olle.. „ ab.
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Mal schauen, vielleicht rufe ich aus Protest betreffend dieser ausgrenzenden Attitüde eine Theatergruppe ins Leben. Flankiert von einem Hashtag (#india is calling) könnte ich damit nachdrücklich meine Rolle als Autor mit Haltung unterstreichen.
Weiters fragten mich einige Leser, warum ich nicht für andere Computerzeitschriften schreibe. Das ist einfach erklärt, da dies mit einer Einschränkung meines Wortschatzes einhergehen würde. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Verlage großteils bei unseren deutschen Nachbarn beheimatet sind.
Ich glaub, vor drei Jahren habe ich mich letztens bei einer Zeitschrift als Autor angetragen. Nach postalischer Zusendung des Autorenvertrages fiel mir die Entscheidung nicht schwer.
Der „Entnazifizierungsparagraph“ darin besagte, dass man bestimmte Worte a la „… ausführen… Rampe… (die anderen hab ich vergessen)“, oder die eine Assoziation mit der damaligen Lage herstellen könnten, vermeiden müsste. Als ob alle sich andienenden Autoren sicherheitshalber dem schwelenden Generalverdacht der NS-Apologetik geziehen werden sollen. Seufz.
Mir war schon klar, dass ich den hier so jovial geprägten Schreibstil in einer reinen Fachzeitschrift nicht auf den Bildschirm klatschen kann. Aber das?
Auch ein telefonischer Rückruf meinerseits bestätigte den erwähnten Vertragsinhalt. Auf meine Frage hin, ob es denn ein Problem sei, wenn ich Veganer wäre, verneinte mein deutscher Ansprechpartner. Mein zögerlicher Einwand in Form von: „aber Hitler war doch auch einer. Mach ich mich da letztendlich nicht auch mit seiner Sache gemein?“ ließ mich mit einem krackenden, leeren Äther etwas ratlos zurück.
Somit konnte ich nichts Substanzielles zur Festigung der bilateralen Beziehungen beitragen und hege seitdem noch trotziger mein Cordoba Widerstandsnest.
Falls wer Fachverlage ohne besagten Paragrafen kennt, bitte bei mir melden.
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Bild 3 zeigt das heraufbeschworene, und von mir befürchtete Dilemma in seiner ganzen Pracht.
Dank des Wildwuchses in der Rechtschreibreform, verbunden mit dem mittlerweile ubiquitären Genderansatz dürfen wir jetzt die Ergebnisse äußerlich gelassen entgegennehmen. Ein kurzer Blick auf die Angebote ließ mich meine Kaffeetasse jedoch unverhofft abstellen; ein gutes Stück neben der Untertasse.
Ich find‘s etwas befremdend, dass eine Organisation nach Bundesland und Geschlecht differenziert, welche Personen bei ihnen übernachten dürfen. Ich wusste gar nicht, dass dies überhaupt erlaubt ist. Man lernt eben nie aus.
Eine Teilschuld will ich der gegenwärtigen verfahrenen, unübersichtlichen Situation bezüglich wosaimma nicht absprechen, nur könnte man das nicht zumindest hausintern abstimmen? Entweder ganz oder gar nicht. Die österreichische Lösung a la „… wos was i… “ gewann anscheinend die Oberhand.
Es sei hier nur angemerkt, dass dies kein Einzelfall ist. Erklär das mal Bekannten aus dem angelsächsischen Raum.
Ergänzend machen sich derzeit ein paar Sprachpolizisten über die Programmiersprache Python her. Den Fachtermini „Master“ und „Slave“ soll es an den Kragen gehen, da diese eine rassistische Einstellung fördern würden. Inzwischen sind solche Aktionen in allen Arbeits-, und Freizeitbereichen angekommen.
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Astroturfing, Framing und das Overton Window. Diese drei Begriffe repräsentieren die derzeit gebräuchlichsten Werkzeuge in der digitalen Medienwelt.
Bei Astroturf handelt es sich in der Regel um Kunstrasen, der großteils in Stadien Verwendung findet. Astroturfing steht demzufolge für öffentlichkeitswirksame Aktionen, die koordiniert im Ganzen ausgerollt werden. Mittlerweile übernehmen großteils Agenturen dieses Geschäft, da jene über eine stattliche Manpower und entsprechende Ressourcen verfügen.
Ziel ist es, Nachrichten und Meinungen so zu streuen, als ob es an verschiedenen Stellen gleichzeitig an die Oberfläche kommt. Wichtig dabei ist nur, dass der Eindruck einer spontanen, an mehreren Stellen gleichzeitigen Aktivität erweckt werden soll. Das kann man mittlerweile über den Globus geografisch steuern, welche Themen gerade relevant sind. Mit vorgeblich von unten gewachsenen Bewegungen, YouTube-Videos und Veröffentlichungswellen.
Mit Framing kann die Öffentlichkeit schon etwas mehr anfangen. Framing kommt vom „Rahmen“, oder „einrahmen“. Moralisch aufgeladene Begriffe in Umlauf zu bringen, gehört da ebenfalls zum Repertoire. Sachverhalte kann man somit als beliebig dekonstruierbar ausgeben. Ziel sollte ein „Deutungsrahmen“ sein, der die öffentliche Meinung.- und Diskussion bestimmt.
Die Wahrnehmung von Medienkonsumenten kann man großteils aus den Spänen beliebiger Phrasenhobel rekrutieren. So werden Zweifel zu Ängsten umgedeutet, das Substantiv Abgehängtheit verdrängt die Unzufriedenheit, Skepsis labelt man zu Besorgtheit um, Kritik wird zur Phobie erklärt, abweichende Meinungen als intolerant ausgewiesen und wenn‘s hilft, ein Mob zu Aktivisten stilisiert.
Als Nachbrenner, falls die Stimmung doch kippen sollte, kann man immer noch recht medienwirksam eine Statistik ausgraben, welche die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getro….seufz.
Bezeichnend dafür wäre auch das Hinaufstufen der Dieselfrage zu einer Angelegenheit auf Leben und Tod, während die „innere Sicherheit“ als „gefühlte Gefahr“ im Treibsand der Belanglosigkeiten verschwindet. Die suggestive Wortwahl ist auf jeden Fall der Hammer. Schade, dass mir das nicht eingefallen ist. Främing ät its bäst.
Astroturfing und Framing beeinflussen wiederum das Wahrnehmungsfenster (Overton Fenster). Dieses determiniert die Wahrnehmung für gesellschaftliche Themen. Weiters definiert es für die Bevölkerungsmehrheit, was als akzeptabel, umkämpft oder undenkbar gilt. Am besten funktioniert so etwas, wenn man die Öffentlichkeit in den Notfallmodus führen kann. Bild 3a gibt mal die Richtung vor.
Sind jetzt auch Fahrgäste willkommen, die für den Umweltschutz und gegen Klimaschutz sind? Oder haut man alles sicherheitshalber in einen Topf und verrührt es dann? Fragen über Fragen…
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Dauernd die Raunzerei. Ist ja nicht zum Aushalten. Da lob ich mir die Schweden. Haben in ihrer lokalen Chatapp eine Anwendung integriert, wo man die Explosionslautstärke bewerten kann. Dadurch sollen andere Chatteilnehmer Infos bekommen, wo man sich in der Stadt Malmö besser nicht gerade aufhält.
Für jene, welche die letzten Jahre in einer Felsspalte eingeklemmt waren: Malmö hat sich zwischenzeitlich zu einer Stadt gemausert, welche nun auch Individuen beherbergt, die ihre herkömmlichen Meinungsverstärker ein bisschen aufgerüstet haben.
Gemeint sind damit Granaten und Schusswaffenangriffe auf Polizeistationen und unter Gangs. Die einen haben die Granaten und die anderen programmieren und pflegen die Warnapps dafür. Ich will das jetzt nicht unbedingt als win-win-Situation bezeichnen, aber die Schweden machen zumindest das beste draus. Siehe Bild 3b.
Die Deutschen sind wieder mal hinten nach mit ihren analogen Flyern. Siehe Bild 3c. Oder kann so etwas jemand, der immerhin seine Schuhe zubinden kann, tatsächlich ernst meinen? Wobei die Hochzeiten das geringere Problem darstellen sollten. Gibts dafür nicht ohnedies die Rettungsgasse :-).
Indessen sperren sie schon ganze Autobahnabfahrten, wenn im Laufe eines städtischen Planquadrats sich ein paar leidenschaftliche Europäer in ihrer Ehre verletzt fühlen.
Ich glaub in Essen war’s zuletzt, dass bei einer Kontrolle binnen kurzer Zeit 200 Leute das kontrollierte Auto belagerten. Die Polizei hielt natürlich ihrerseits mit einer Hundertschaft dagegen und sperrte obendrein noch die Autobahnabfahrten in die Stadt, damit nicht noch mehr von auswärts kommen.
Europa ändert sich, ebenso die Ursachen für Autobahnstaus und der Bedarf an individuellen Apps. Irgendwer wird demnächst eine App für solche Situationen erfinden; jede Wette. Zumindest für Appentwickler brechen rosige Zeiten an.
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Ein Kollege machte einen Kurzurlaub in New York. Sah dort einen Amazon-Laden. Ja, so richtig einen zum Angreifen. „Brick and Mortar business“ sagen die Amis dazu. Er also rein und gestöbert. Das erste Auffällige an den ausgestellten Artikeln waren die vergebenen Sterne drauf, aber keine Preisangabe. Glücklicherweise gab es dort noch analoge Verkäuferinnen, die er sofort in Beschlag nahm, um den Preis zu erfragen. „Kommt drauf an, ob sie Primekunde sind oder nicht; außerdem ändern sich die Preise ständig.“, entgegnete diese.
Die Preisdifferenz zwischen Prime- und Normalkunden sind zum Teil ziemlich beträchtlich. Also fährt die Dame beim Regal mit ihrem Handscanner über sein ausgewähltes Produkt (irgend so ein Krimskrams Ding) und verkündet stolz: 8 Dollar für Prime und 16 für normale Kunden. Donnerwetter, denkt sich noch mein Kollege. Er solle einfach seine Amazon-App am Smartphone an der Kassa herzeigen, die erkennt dann seinen Primestatus und dann passt das schon.
So war es auch. Nur dass er statt der 8 dann 9 Dollar bezahlte. (Nachher kommen dann noch ein paar fees… also Steuern drauf. Klar!). Auf seine verdutzte Frage hin, dass die Kollegin ja vorhin die Ware mit 8 Dollar per Handscanner ausgewiesen hat, begegnete die Kassiererin mit einem „ja, das war der Preis vorhin. wie gesagt, die ändern sich ständig“. Das heißt, vom Regal bis zur Kassa sind Preisanpassungen Usus. Zum Glück war mein Kollege gut zu Fuß, wer weiß was ihm bei einem längeren Kassaanmarsch noch erwartet hätte 🙂
Vielleicht braucht Amazon die Kohle wirklich für ihren jahrelangen Rechtsstreit betreffend der TLD (Top Level Domain).amazon. Ein Bündnis von acht Staaten unter der Führung Brasiliens hat bei der Icann (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) seit 2012 dagegen protestiert. Letztendlich wurde diese TLD dann doch Amazon zugesprochen. Däts laif.
Arbeitswelt
In der Arbeitswelt finden sich auch immer häufiger wahrliche Bonmots. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mir die Einführung von digitalen Schrittzählern bei Paketzustellern lange entgangen war. Damit kann man das Bewegungsprofil eines Paketboten genauestens nachvollziehen und regulierend eingreifen. Zumindest ist dessen Träger dann meist in einem permanenten Rechtfertigungszustand gefangen.
Bei der mobilen Heimhilfe mit ihren tragbaren Zeitüberwachungsgeräten war mir die digitale Entwicklung schon länger bekannt. Aber Schrittzähler zur Arbeitsplatzoptimierung (hüstel), das hat schon was.
Gegenwärtig gibt es ebenso Krankenhäuser, die den anwesenden, analogen Arzt über Nacht einsparen. Falls die verbliebene autarke Mannschaft eben jenen doch benötigen sollte, kontaktiert man diesen per Skype für eine Hilfestellung. Natürlich „betreut“ dieser Arzt nicht nur ein Krankenhaus. Personaleinsparungen im Wandel der Zeit.
Andererseits sind mir schon neue Arbeitsplatzkonzepte untergekommen, die eine ganz andere Richtung einschlagen. Speziell in EDV-nahen Dienstleistungen und Berufen habe ich eine erfreuliche Entwicklung wahrgenommen. Es ist derweil zwar noch im marginalen Bereich, aber immerhin.
In der Praxis verzichtet man dort auf externe Intranetzugänge ins Firmennetz außerhalb der Arbeitszeit. Der VPN-Zugang wird für Außendienstmitarbeiter rigoros um 16 Uhr firmenintern gekappt. Zudem ist die Mitnahme von Arbeitsunterlagen mit nach Hause strengstens verboten.
Ziel ist die saubere Abtrennung zwischen Arbeits- und Freizeit.
Firmen, die solche drastischen Maßnahmen in Anspruch nehmen, hatten meist schon zu viele Ausfälle des Humankapitals zu beklagen. Nenn es Burn Out oder was auch immer unter diesem Begriff momentan alles subsummiert wird.
Die um zwei Uhr nachts beantwortete E-Mail soll hier nur mal exemplarisch für das Problem der permanenten digitalen Verfügbarkeit herhalten.
Mittlerweile gilt schon jeder als diszipliniert, der ohne Smartphone zu einem Meeting kommt. Am lustigsten find ich ja immer noch jene, die bei einem eingehenden Anruf auf ihrem vor sich liegenden Smartphone eloquent mit einem „.ich nehms eh nicht.“.kontern.
Noch erschreckender sind aber die letzten Minuten vor einem anstehenden Meeting. Kein Ton, alle Augen auf ein Display 40 cm vor der Nase gerichtet und keine Kommunikation mit dem Nebenmann. Der Rest übt Still-Sein ohne Smartphone. Wie in der U-Bahn, dort aber mit Smartphone.
Schön ist auch die Sache mit der Wissensweitergabe zu beobachten. Die Angst, vielleicht als Vollpfosten entlarvt zu werden, versteckt man am besten hinter einem bedächtigen Kopfwiegen.
Das war schon immer eine gute Taktik. Geändert hat sich der Wissenszugang, der vor einiger Zeit noch in Form von vorgehaltenem Wissen nun mit dem schnell ergoogelten konkurrieren muss.
So sitzen heute mehr Leute mit Smartphones am firmeneigenen Porzellandampfer, um ihre Kompetenz per Wikipedia ein bisschen aufzumöbeln.
Heutzutage gibt es auch schon Kinos, die ihre Besucher am Lokus mit den neuesten Trailern versorgen. Siehe Bild 3d.
Keine Angst, am Urinal hab‘ ich auch schon Kollegen beidhändig Nachrichten verfassen gesehen. Nichts Menschliches ist mir mehr fremd auf diesem Planeten. Und dafür, dass man von der Kleidung angeblich auf den Menschen schließen kann, sieht man doch erstaunlich wenig Nichtraucherwesten (Zwangsjacken).
Hausverstand
Dies soll keine Wertung, sondern nur eine nüchterne Analyse meinerseits darstellen. Schadsoftware ist ein permanentes Problem. Nicht nur im Firmenumfeld, sondern auch und vor allem im Heimuserbereich. Die Gründe liegen auf der Hand. Daheim ist man allein den Tücken des Internets ausgeliefert. Im Firmenumfeld gibt es in der Regel bezahlte Leute, die sich um solche Sachen kümmern. Hauptberuflich.
Zu Hause bist Du Einzelkämpfer, dessen erste Sicherheitshürde mit dem obligatorischen „i pass e auf, woh i klick“. verbal konfiguriert wird.
Seit Windows7 wird der Defender standardmäßig mitgeliefert. Damals noch als Antispyware gelabelt. Dazwischen hieß er mal Security Essentials und was weiß ich noch. Unter Windows 10 ist er natürlich auch wieder drin.
Somit haben die bösen Buben immer einen sicheren Anhaltspunkt, welche Hürde sie bei Windows überwinden müssen. Das heißt im Umkehrschluss, dass sämtliche Schadsoftware schon mit dem Hintergedanken geschrieben wird, Windows Defender auszutricksen. Schlicht, weil er ohnedies zu jedem Windowssystem dazu gehört und eine fixe Konstante im Angriffsszenario darstellt.
Grundsätzlich ist ein Virenscanner nur dazu da, um das System vor den schlechten Angewohnheiten des Endanwenders zu schützen. Punkt.
Weiters bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass der beste Virenscanner noch immer zwischen den Ohren sitzt.
Der Virenscanner sollte demnach nur einen Teil eines Sicherheitskonzeptes darstellen. Die mannigfaltigen Fallstricke im Internet sind mittlerweile unzählbar.
Verschickte E-Mail-Anhänge werden in Zukunft auf eine neue Generation von Usern treffen, die dieses Kommunikationsmedium nur mehr vom Hörensagen her kennen. Ist so und das ist jetzt in Bezug auf die erwähnte Bedrohung nicht unbedingt als schlecht einzustufen. Wer dann jedoch die Miete der Kaspersky‑Angestell-ten zukünftig zahlen soll, hm. So gesehen hat Windows für die Arbeitsplatzsicherheit im Security, -und Wartungsbereich schon einiges getan, das darf man auch nicht vergessen.
Hosts Datei
Für „Spezialisten“ gibt es natürlich noch andere Maßnahmen, die das System ein bisschen sicherer machen. Eine Sache, die ich schon länger implementiere, ist die Adaptierung der hosts-Datei. Der Vorteil liegt einmal darin, dass deren Manipulation kostenfrei ist. Der Nachteil besteht in einer regelmäßigen Pflege dieser und in etwas längeren Zugriffszeiten auf Webinhalte.
Wenn ich das aber abwäge, ist mir ein etwas „langsameres“ System lieber, als immer die Feuerwehr zu spielen. Die nächste Stufe wäre dann schon ein Proxyserver oder sowas wie „dnsmasq“. Overkill für die meisten. Noch einmal, dies mach ich nur bei „Spezialisten“, welche dem Hausverstand nicht viel abgewinnen können oder wollen.
Was kann die hosts-Datei? Diese ordnet Webadressen den IP-Adressen zu.
Zuerst wird in dieser Datei nachgeschaut, ob ein entsprechender Eintrag dort vorhanden ist. Wenn nicht, kommt der sogenannte DNS ins Spiel (Domain Name Service). Wo ist das Glump überhaupt gespeichert? Bild 4 zeigt es oben an.
Danach geht man beispielsweise auf „www.someonewhocares.org“ und kopiert den Schamott in die Datei. Ja, es sind über 14.000 Zeilen. Haus rein und vergiss es danach. Hier ein Auszug der Datei. Siehe Bild 5.
0.0.0.0 gibt die Zieladresse an, wohin die Webseite geleitet werden soll. Da diese Adresse (0.0.0.0) ins digitale Nirwana führt, kann selbige Webseite auch nicht aufgerufen werden. Seite nicht erreichbar. Zweck erfüllt. Du ahnst es schon, in der hosts-Datei sind alle Adressen mit fragwürdigem Inhalt angeführt und laufen bei deren Ansteuerung ins Leere.
Den weiteren Vorteil sehe ich aber doch darin, dass diese Maßnahme nicht nur auf Webbrowser, sondern systemweit greift.
Obs was bringt? Schaden kanns einmal nicht. Bitte diese Maßnahme nicht als Allheilmittel zu betrachten. Es ist nur ein weiterer Baustein im Sicherheitskonzept, der aber nicht für jede Situation angemessen ist. Speziell für Kandidaten, die sich regelmäßig was „eintreten“, eine brauchbare Maßnahme und im Heimuserbereich auf einem Einzelplatzsystem durchaus in Erwägung zu ziehen.
Die Hardcorefraktion lässt sich mittlerweile ein CD-Laufwerk in die Kiste einbauen. Kein Spaß. Mit einer Linux-Live-CD das Glump gestartet und gut ist es. Sämtliche Daten schwirren im flüchtigen Speicher (RAM) herum und auf eine CD kann keine Schadsoftware schreibend zugreifen. Ich hab‘ Bekannte und Freunde, die das speziell für Onlinebanking oder Reisebuchungen verwenden.
Unterstützt die Bank das chipTAN-Verfahren, sollten sicherheitsbewusste Anwender zu diesem auf jeden Fall wechseln. Die Kombination bestehend aus einem (Offline-)TAN-Generator und der EC-Karte bietet insgesamt eine hohe Sicherheit.
Wer das Risiko noch weiter reduzieren möchte, der kombiniert das chipTAN-Verfahren mit einem Linux-Live-System Auch ein brauchbarer Ansatz. Bequemlichkeit und Sicherheit schließen sich immer gegenseitig aus. Wie weit man geht, da misch ich mich nicht ein.
Noch abschließend zur Schadsoftware. Klar ist so etwas unangenehm. Kann man aber in der Regel alles fixen. Bis auf die Ransomware (Erpressersoftware). Ja, jene die Daten verschlüsselt und den Zugang nur gegen Münzeinwurf wiederherstellt. Angeblich.
Das ist das einzige „Zeug“ vor dem ich „Federn“ hab. Dies sehe ich als die alleinige Gefahr. Die Lösung dafür liegt natürlich in regelmäßigen Backups. Die Daten sind das Wichtigste. Alles andere kann man wieder hinbiegen. Selbst wenn ich ein Betriebssystem neu installiere, kein Problem. Aber wenn die Daten verschlüsselt sind und kein aktuelles, funktionierendes Backup vorhanden ist, wirds ziemlich eng.
Die Browsererweiterung Adblock wurde vor einiger Zeit an eine dubiose Firma weiterverkauft. Wenn man Pech hat, ist man mit dieser Software irgendwo wieder dabei. Du kannst es drehen und wenden, wie Du willst. Der Zeitaufwand, um ein halbwegs sicheres System zu haben, ist nach meiner Meinung die größte Hürde. Abgesehen vom notwendigen Wissenserwerb.
Windows 10
Ich weiß. Mit Abstand das größte Ärgernis sind die Updates. Sieh mal Bild 6 an. Sagt alles. Knapp 580 Millionen Aufrufe (Mitte April) für die Geschichte sagen alles. Das sind grob geschätzt 7 % der Weltbevölkerung, wobei die Hälfte davon nicht mal Internetzugang hat.
Wir können uns zumindest darauf einigen, dass das Updatethema noch nicht optimal gelöst wurde.
Selbst im Firmenumfeld griffen die Gruppenrichtlinien und die Konfiguration des Updateprozesses außerhalb der Arbeitszeiten nicht immer. Und alle 6 Monate wurden neue Spielregeln für das Konfigurieren mit den „Creators Updates“ eingespielt. Ärgerlich. Die Situationen im Heimuserbereich möchte ich hier jetzt nicht wirklich kommentieren.
Updates sind notwendig. Ja. Wie schon in der letzten PCNEWS-Ausgabe erwähnt, ist der Updateprozess mit anschließendem Reboot mitunter sehr zeitaufwändig. Das ist der Knackpunkt. Okay, dem rotierenden Todesring kannst‘ zuschauen, das wars aber auch schon. Wenn Du noch eine mechanische Festplatte hast, eben ein bisschen länger. Tja, und die Spielekonsole XBOX ist da natürlich auch dabei mit einem mehrere hundert GB großen Update.
Nebenbei hingen die 8.1er Windows-Jünger im März ungefähr ein Monat in der Luft. Siehe Bild 7.
Beim Arbeiten wurde ohne erkennbaren Grund und ohne Gelegenheit noch irgendetwas zu speichern dieses Bild eingeblendet, bis 100% hochgezählt und neu gestartet. Zum Glück wurde ich mit diesem Problem nur in einer Produktivumgebung konfrontiert. Da kommt Freude auf.
Begonnen hatte es mit dem Februar-Update. Mitte März (ich glaube um den 20sten herum) wurde dann KB4489893 als „Preview of Monthly Rollup“ veröffentlicht. Nach dessen Installation verschwanden die Bluescreens auch. Im Endeffekt ließ Microsoft seine 8.1er Jünger mit diesem Problem knapp einen Monat lang allein. Nicht schön.
Windows 8.1 wird noch bis 2023 mit dem erweiterten Support versorgt. In Windows 10, das ja mittlerweile „as a service“ fungiert, kommt es drauf an. Darum wurden ja die „erzwungenen“ Updates eingeführt. Ansonsten fällt man aus dem Supportzyklus raus. Updates aufzuschieben ist schön, aber verlagert das Problem eben nur nach hinten. Siehe Bild 8.
Die „Creators Updates“, die da zwei Mal im Jahr eingespielt werden, spiegeln nur die aktuelle Version des Betriebssystems wider. Darum brauchst Du ja auch nie neu installieren und deshalb sind diese Updates mitunter auch mehrere Gigabyte groß. In der Linuxwelt bezeichnet man dieses Vorgehen als „rolling release“. Immer das Neueste drauf.
Im Gegensatz dazu gibts in der Linuxwelt die „stable“ Versionen. Die heißen jetzt nicht nur so, weil sie es sind, sondern auch weil sie sich über einen längeren Zeitraum (5 bis 10 Jahre) auch optisch und technisch kaum verändern.
Nach einem Update ist dort noch alles am selben Platz. Auch die einmal getätigten Einstellungen sollten noch vorhanden sein. Mit einem Debian oder Centos Linux weiß ich genau, wie das Trum in den nächsten Jahren aussieht und funktioniert. Bei Windows 10 bin ich mir da nicht so sicher. Merkt man ja auch an den permanenten Änderungen bei den Einstellungsdialogen, die sich zum Teil ja auch überschneiden. Es wird eben dauernd daran herumgeschraubt. Einerseits gut, andererseits unterliegt das Zeug damit immer einer permanenten Änderung. Die einen begrüßen dies und die anderen freuen sich oder so ähnlich.
Ich für meinen Teil will eigentlich meine Ruhe haben und schraub mir ein stinknormales Debian oder Linux Mint rauf. fünf Jahre hab‘ ich dann Ruhe. Updaten tu ich wann und wie ich will. Entweder grafisch oder auf der Kommandozeile.
Darum musst Du bei Windows 10 immer „mitziehen“, damit man beim Updaten keine Schwierigkeiten bekommt. Ist wie bei einem rolling-release unter Linux. Arch und Gentoo seien hier mal aufgezählt.
Tolle Distributionen. Aber 6 Monate ohne Updates würde ich diese nicht laufen lassen. Wenn Du dann updaten willst, können durchaus Probleme auftreten. Der Zeitabstand zwischen den Updates wird dann einfach zu groß.
Ditto in Windows 10. Wenn es zu lange nicht upgedatet wird, kanns schon eng werden. Versuch mal ein Windows 10 von 2015 upzudaten. Darum gibts ja auch die Supportzyklen wie in Bild 8 dargestellt. Das hat schon seinen Grund. Die Schwierigkeit besteht lediglich darin, das System immer aktuell zu halten. Somit die „erzwungenen Updates“.
Fazit
Windows 10 hat einen komplett neuen Ansatz als Betriebssystem. XP und Win7 waren die letzten mit einem herkömmlichen Zugang im Firmenumfeld. Einmal installieren und jahrelang auf demselben Trum arbeiten. Windows 10 ist ein „rolling-release“, das zwei Mal jährlich neue Funktionen und was-weiß-ich eingepflegt bekommt. Es ist deshalb einer ständigen Änderung unterworfen. Und damit dies möglichst reibungsfrei abläuft, gibts die erzwungenen, oder eben für einige Zeit aufschiebbare Updates. Anders gehts nicht.
Kleine Ärgernisse in Windows 10
Die Notificationbar halte ich schlicht für entbehrlich. Und was interessiert mich das ständig aufpoppende XING-Netzwerk in dieser Leiste? Welcher Schrott da herumlungert und immer wieder kommt, unfassbar.
Windows Store sollte auch rausgeschmissen werden. Die meisten Dienstleistungen und Software gibts dort sowieso nur gegen Münzeinwurf. Ich meine, dass Windows 10 und die Endanwender ohne diesen Store besser dran wären. Weg damit.
Natürlich steuert Microsoft dagegen. Ist ja auch ihr gutes Recht. Mit der Übernahme von github wurden die Intentionen ans Tageslicht gebracht.
Open source Software hat den unschätzbaren Vorteil, dass jene vom Community-Support lebt. Und dieser ist in der Regel sehr gut. Wieso tut sich aber Microsoft die Übernahme von github an?
Ich könnte mir denken, dass man auch im Microsoft App store vom grandiosen Community Support profitieren will. Letztendlich soll dieses Softwarerepo mit Google Play Store oder Apples App Store konkurrieren können. So gesehen ist die github Übernahme schon nachvollziehbar. Jetzt müsste man nur noch die entsprechende Open source Software für Microsoft dort rein bekommen.
Warum wurde Windows 10 ohne „safe mode“ Startoption ausgeliefert? Ein eindeutiger Rückschritt. Nächste Frage.
Deinstallation von Programmen ist noch immer ein Hund. Edge und Cortana seien hier nur einmal angeführt. Unmöglich. Updates sorgen schon regelmäßig dafür, dass Cortana immer wieder zum Leben erwacht. Seufz.
Das NTFS-Dateisystem ist ausführbar. Dateiendungen werden noch immer unter Windows standardmäßig ausgeblendet. Diese Kombination gibt’s schon wie lange? Haben die eine Kooperation mit Kaspersky?
Welcher unbedarfte Endanwender sieht sich bei den Telemetrieeinstellungen heraus? Und vor allem wie kann er diese sinnvoll einstellen. Die Einstellungsdialoge sind noch immer nicht zentral vereinheitlicht. Und alle 6 Monate wieder alles zurechtbiegen macht auf Dauer auch keinen Spaß.
Mit einer Enterprise LTSC Version könnte man das meiste davon abhaken. Kein Store, kein Cortana, kein Edge, keine unnötigen Updates, keine Kacheln (glaube mich daran erinnern zu können…, wasnimmagenau).
Aber leider ist diese Version nur für Unternehmen zugänglich.
Quick fix
Ich erläutere hier mal kurz, was bei einer Windows 10 Installation alles nachher konfiguriert wird. Von meiner Seite her. Gwik änt dörti.
Alles Unnötige runter. Wenn Du keinen Zugang zu einer Enterpriseversion hast, dann sind die in den nächsten Zeilen beschriebenen Maßnahmen zu empfehlen.
Windows Updates lass ich mal außen vor, weil ich die Situation in ein paar Monaten, wenn dieser Artikel rauskommt, nicht einschätzen kann.
Prinzipiell will ich aber meine Internetleitung mit der vollen Bandbreite nur für mich nutzen. Wenn Du das auch willst, dann stell es am besten geradeso ein. Siehe Bild 9. Andernfalls nimmst Du im Netz den Charakter eines Torrentknotens (peers) ein und versorgst andere über Deine Leitung automatisch mit Updates.
Updates und Sicherheit > erweiterte Optionen > Übermittlungsoptimierung. Schalte das weg wie auf dem Bild 9, ansonsten versorgst Du über Deine Internetleitung andere Computer mit Updates. Das wäre in dieser Rubrik das Wichtigste.
Weiters soll der ganze unnötige Kram runter. Mit dem „Sycnex/Windows10Debloater“ unter „github“ habe ich bisher immer gute Erfahrungen gemacht.
Eines vorweg: Wenn Du nicht weißt, wie man die komplette Registry wegsichert, lass es. Falls Du noch immer grübelst, was mit „unnötigem Kram und Bloatware/Werbung“ gemeint ist, lass es auch. Dann stört es Dich ohnedies nicht.
Dieses Skript ist auf eigene Verantwortung zu verwenden, e kloa. Eine genauere Beschreibung und Anleitung (in Englisch) findest Du dort unter github. Hier mal ein Screenshot. Siehe Bild 10.
Zip-file runterladen, entpacken und Anleitung durchlesen. Registry wegsichern, Powershell mit Adminrechten starten und dann betest Du zur Sicherheit noch einen verschärften Rosenkranz.
Dieses Skript sollte Dir den ganzen Junk vom System entfernen. Was das nächste große Update unter Windows 10 danach macht, weiß ich nicht. Lass das Skript wo liegen und wenn wieder „neuer Schrott“ auf das System gekommen ist, lass es nochmal durchlaufen.
So, zum Schluss gehen wir noch kurz die Telemetrieeinstellungen durch. Datenschutz > Allgemein. Schalt alles weg. Siehe Bild 11.
Cortana schalt ich auch weg, aber das soll jeder selbst entscheiden. Bild 12,
ich will auch keinen kennen lernen. Schalt es weg. Diagnose und Feedback > nie. Bild 13.
Hintergrundapplikationen, alles aus. Bild 14.
App Diagnose aus. Bild 15.
Kurz zum Verständnis. Keiner bekommt jetzt Schnappatmung, wenn er diese Einstellungen nicht beherzigt. Speziell die des Datenschutzes. Ob Du von Google, Facebook, Microsoft, Amazon, Billa oder der NSA ausspioniert wirst, egal. Es geht einzig darum, dass die Kiste geschmeidiger läuft. Sieh mal selber im Taskmanager nach, was da alles im Hintergrund läuft. Siehe Bild 16 und 17.
Auch wenn dazwischen zehn Jahre liegen, erschließen sich mir diese Prozessaktivitäten noch immer nicht ganz. 111 (Windows 10) zu 31 Prozesse (Windows 7). Und das obwohl ich schon das meiste unnötige Zeug mit dem „Debloater“ runtergehauen habe. Auch fühlt sich Windows 7 viel leichter von den Ressourcen her in der Bedienung an. Ob das Telemetrieeinstellungen sind, die da im Hintergrund herumwerkeln und sich gebärden, keine Ahnung. Auf jeden Fall kostet es Ressourcen, und das nicht zu knapp.
Speziell die CPU Belastung spiegelt die Aktivitäten recht gut wider. In Windows 7 wurde das Telemetriezeug auch im Laufe der Jahre eingepflegt. Trotzdem liegen da Lichtjahre zwischen Win 7 und Win 10, was den Umfang dieser Krake betrifft. Thats it.
Energieeinstellungen > zusätzliche Energieeinstellungen. Höchstleistung. Bild 18.
Du musst alle vorigen Einstellungen mit Deiner Hardware abstimmen. Natürlich steigt so der Energieverbrauch, der unter Laptops vielleicht eine andere Priorität hat.
Zum Schluss stell ich noch das „file-indexing“ ab. Bild 19, roter Pfeil.
Die Suche unter Windows wird dann zwar etwas eingeschränkt, ist aber total okay für die meisten. außerdem schont es noch die Festplatte. Deine Wahl.
So, mit den Einstellungen unter „Datenschutz“ und „Updates“ hat man einmal das Mögliche für ein leichtes System getan, ohne externe Software zu bemühen. Der „Debloater“ greift da schon tiefer ins System rein, zahlt sich aber für Leute aus, die Windows 10 hauptsächlich zum Arbeiten verwenden. Indexierung deaktivieren bringt auch einiges. Das war’s auch schon.
Ich betone noch einmal, dass ich nicht abschätzen kann und will, was nach einem neuen großen Update davon wieder „verstellt“ wird. Das halte ich momentan für das größte Problem. Die halbjährigen „Verbesserungen“ mittels Creator-Updates.
Für arbeitende Menschen ist die ständige Ummodelung nicht so prickelnd. Windows7 sieht heute noch genau so aus wie 2009. Anderes Konzept.
Windows 10 ist kein Betriebssystem mehr, sondern ein Service. Nenn es, wie Du willst. Rolling Release, bleeding edge… whatever. Dieses neue Konzept impliziert mit zum Teil Gigabyte großen Updates oft nicht unerhebliche Anpassungen im System, die den aktuellen Entwicklungen geschuldet sind.
In der Linuxwelt gibt es etwas andere Ansätze. „Stable“ bezieht sich jetzt nicht unbedingt nur darauf, dass ein System stabil läuft. Damit ist weiters gemeint, dass der User keine Überraschungen nach einem Update erlebt. Debian, Ubuntu LTS, Suse, Redhat sind so die Klassiker sowohl im Server, -als auch im Desktopbereich.
Das Zeug schaut immer gleich aus (Ubuntu 10 und Debian 6 Jahre). Ideal für Produktivumgebungen. Windows7 ditto. Sogar XP wird meines Dafürhaltens noch ein paar erfreuliche Jahre weiterhin seinen Dienst tun. Siehe Bild 20.
Was sind die Anforderungen und wie kann ich die am besten umsetzen? Eine 4-achsige CNC-Maschine inklusive Controller aus China um knapp 750 Euro. (inbegriffen der Versand nach England). Ist ein Uhrmacher von der Insel, mit dem ich schon länger in Kontakt bin und nebenbei ein Riesenfan von Open source ist. War sogar schon ein paar Mal auf seiner Ubuntukiste mit Teamviewer drauf.
50 Euro noch für den Laptop, das war’s.
Natürlich läuft die Software nur mehr auf XP. Da der Parallelanschluss nicht so prickelnd war, tuts jetzt ein USB-Anschluss auf einem 50 Euro Laptop. CNC-Maschine plus Controller und Laptop sind wir bei 800 Euro. Mit „freecad“ werden weiters die „path files“ für die Maschine erzeugt. Siehe Bild 21.
Diese geben grob gesagt die Arbeitsschritte an die Maschine aus. „freecad“ läuft noch immer auf einem stinknormalen Ubuntu 16.04.Fertig.
Dies sind so die üblichen Anforderungen in Kleinbetrieben. Wie lange gibts XP schon nicht mehr? Als Insellösung gut genug und die Maschine wird auch ordentlich angesteuert. Das komplette CAD-Glump wird auf Ubuntu unter „freecad“ bewerkstelligt.
Natürlich kannst Du „aktuellere“ Linuxdistris ausprobieren. Arch und Gentoo (rolling release) seien hier mal erwähnt. Damit lernst Du dein Betriebssystem extrem gut kennen. Hab‘ ich früher auch gemacht. Warum? Weil es geht.
Stundenlanges herumprobieren hilft beim späteren Problemlösen ungemein. Dann fängt das „Distrohopping“ an. Eine gefährliche und extrem zeitraubende Krankheit. Man springt von einer Distri zur anderen und wägt immer die Schwächen mit den Stärken ab. Hochinteressant das Ganze.
Nur am Ende des Tages muss doch die Arbeit erledigt werden. Fernwartungen, Artikel schreiben, Recherchieren, Videos schneiden, Mails abarbeiten, Daten retten, Firewalls konfigurieren… der übliche Kram eben. Da hab‘ ich keine Zeit und Muße, mir ein System mit den „allerneuesten Features“ runterzuladen und täglich upzudaten. Ich brauch fernerhin kein „bleeding edge“. Andere haben vielleicht konträre Ansichten. Auch gut.
Ich installiere lieber Linux Mint komplett in einer halben Stunde mit meiner Konfiguration und schau das Trum fünf Jahre nicht mehr an.
Ja, ist eine „Anfängerdistri“. Und? Funktionieren muss es. Keine Bloatware, kein Telemetriedatengefummel, kein Aktivierungskrempel, solide Updates und genug Software zum Arbeiten. Passt.
Wichtig sind sowieso nur die Applikationen drauf. Und die sind genauso wie das System stable genug. Weiters ändert sich durch Updates nichts Gravierendes an der Bedienung und/oder dem „workflow“ im System. Alles bleibt an seinem Platz mit denselben Einstellungen. Das ist für mich extrem wichtig. Red‘ auch mal mit Windows7-Nutzern, dann weißt Du was ich meine.
„Stable“ ist Windows 10 auch, keine Frage. Normalerweise stürzt heute nichts mehr so leicht ab. In der Linuxwelt sind Updateeinspielungen in den LTS-Versionen sowas von langweilig, während unter Windows diese möglichst hinausgezögert werden. Durch die aktuelle Situation versteh ich’s auch ein bisschen.
Nur wie Windows 10 in einem Jahr aussehen und funktionieren wird, keine Ahnung. Aber wie Ubuntu oder Debian nächstes Jahr aussieht, das weiß ich. Sogar mit den „alten“ Einstellungen, welche ja nicht umsonst getätigt wurden. Manche wollen wirklich „nur“ arbeiten auf dem System :-).
Im Umkehrschluss heißt dies jetzt für unsere Konfigurationseinstellungen von Windows 10, dass man nach jedem Update (zumindest beim Creators Update) diese kontrollieren sollte. Däts laif.
Aber vielleicht sind alle diese Sachen 2020 sowieso obsolet, weil das Meiste dann auf dem Smartphone erledigt wird. „Windows as a service“ sollte da keinen mehr überraschen. Der Weg in die Cloud ist vorgezeichnet und der Webbrowser avanciert immer mehr zum zentralen Werkzeug. „Os agnostic“ nennt man sowas. Einhergehend mit der Zentralisation der Daten und Prozesse an einem Platz werden sich neue Geschäftsfelder und Möglichkeiten auftun.
Standing on the shoulders of giants
Eigentlich schon beachtlich, was die Debian Entwickler da immer auf die Beine stellen. Für Dritte sei hier nur mal angemerkt, dass Debian die zweitälteste noch aktive Linuxdistribution ist. Nach Slackware. 1993 wars glaub ich. Und die ganze Zeit ist sie ihrer Prämisse von freier Software hartnäckig treu geblieben. Mittlerweile im Serverbereich sehr dominant unterwegs, erfreut sich Debian auch am Desk, -und Laptop weiterer Beliebtheit.
Linux Mint, die Ubuntus und noch eine ganze Menge anderer Linuxe sind alles direkte Abkömmlinge von Debian. Nebenbei, der Name Debian stammt von Deborah und Ian Murdock, den damaligen Schirmherren dieses Projektes. Tausende Entwickler weltweit arbeiten großteils freiwillig an diesem Projekt, das demnächst die aktuelle stabile Version mit Namen „Buster“ herausbringt.
Angemerkt sei nur, dass Debian zum Installieren nichts für reine Anfänger ist. Aber es ist hochgradig konfigurierbar. Das ist der springende Punkt. Die „Drecksarbeit“ haben eh schon andere gemacht. Nämlich die ganzen Debian Entwickler.
Und somit hat auch Nordkorea ihr nationales Betriebssystem namens Red Star. Siehe Bild 22.
Das kannst Du getrost Deiner Schwiegermutter installieren. Keine Ahnung, was die da alles reingepflanzt haben. Indien hat ihr „BOSS“ Betriebssystem und Indonesien ihr IGOS. Alles Debian-Abkömmlinge. Letztlich hat sich auch Google von Ubuntu zugunsten Debians getrennt.
Google benutzte jahrelang Ubuntus Long Term Support (LTS). Wie auch immer, hat Debian jetzt mit Google einen aktiven Unterstützer, der seine Änderungen nun auch upstream einfließen lassen wird. Upstream bedeutet sehr vereinfacht jetzt, dass Entwicklungen von der Quelle direkt an den Verbraucher weitergegeben werden.
Da hinter Ubuntu eine Firma steht (Canonical) müssen jene jetzt zur Kenntnis nehmen, dass sie einen Großkunden verloren haben. Ubuntu ist zwar am Servermarkt und in Cloudlösungen ziemlich weit vorne dabei, aber den Verlust eines solchen Kunden muss man auch erst mal abfedern. Zudem fehlt nun auch der freiwillige Support seitens Google an dem Projekt Ubuntu. Dieser wendet sich nun naheliegenderweise Debian zu.
Aber auch beim neuen Betriebssystem (Debian Buster) setzt man nicht auf die öffentliche Version, sondern hat Anpassungen vorgenommen und dem System einen eigenen Namen verpasst. Welche Veränderungen vorgenommen worden sind ist unbekannt, und auch die Gründe für den Wechsel wurden nicht kommuniziert.
In Sachen Betriebssystem ist man bei Google sowieso mit Android und Chrome OS sehr gut aufgestellt. Demzufolge wird auch dieses adaptierte Debian wohl kaum öffentlich zugänglich sein.
Debian ist heutzutage darüber hinaus das Standardsystem auf Millionen Rasperry Pis namens „Raspian“.
Ganz ehrlich. Wenn Du erstmals deren Webseite als Anfänger besuchst…, sieht doch einladend aus. Bild 23.
Wie aus den 90ern. Normalerweise müsstest Du wie eine Tennisspielerin aufstöhnen und in die Rolle des toxischen Besserwissers verfallen.
Aber. Kein unnötiges Gedöns, kein Javascript oder andere Behübschungen. Sieh Dir mal die Bilder 24 und 25 an. Bild 24 zeigt das Plugin auf der Microsoftseite. Bild 25 das von Debian. Alles klar?
Wenn man lesen kann, tut man sich natürlich leichter. Falls Du absoluter Anfänger bist, such Dir einen kompetenten Freund, der Dir bei der Installation hilft. Dieser kennt sich gewiss auch auf der Webseite aus. Oder kämpf Dich so durch. Deine Wahl.
Auf der Webseite findest Du alles. Von Isos für 9 verschiedene Architekturen angefangen, bis zur Paketsuche und Howtos.
Und das alles für lau. Ich will da jetzt nicht auf die Pauke hauen, nur es hat schon seinen Grund, warum Debian im Unternehmensumfeld eine fixe Größe darstellt.
Das ist keine Frickeldistri. Man kann daran herumfrickeln, stimmt. Durch die offene Architektur ist es eben so vielseitig einsetz.-und adaptierbar. Und vor allem stable, transparent und von einer offenen Community supportet.
CERN migriert gerade von Microsoft weg, da sie durch ihren universitären Charakter einer Bildungseinrichtung bisher immer in den Genuss von vergünstigten Microsoft-Lizenzen gekommen sind. Diese Vergünstigungen sind heuer erstmals weggefallen und die Migration wurde damit angestoßen. Klar wird das Jahre dauern. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? CERN ist ja keine Hinterhofquetsche.
Die Monopolstellung sehen sie als das größte Problem. Microsoft macht mitunter auch hervorragende Software. Keine Frage. Nur ist man damit eben von einem Unternehmen und dessen Fahrtrichtung abhängig.
Und wenn dieses die Bedingungen ändert (wie jetzt mit den Lizenzen bei CERN), schaut der Privatuser durch die Finger, und CERN wirft eben ihre Ressourcen ins Gefecht, um sich unabhängig zu machen.
Dort fahren sie schon länger auf rpm-basierten Systemen. Centos und Scientific-Linux kommen mir da gleich in den Sinn. Schlecht? Nö.
Dies ist der springende Punkt. Diese Linux-Distris werden von einer „Community“ betreut. Ditto bei Debian. Da steht keine Firma mit ihren nachvollziehbaren Intentionen dahinter.
Darum sehen deren Webseiten auch teilweise so altbacken aus. Die Leute dort haben einfach Wichtigeres zu tun und machen einfach erstklassige Software. Zum Großteil in ihrer Freizeit. Unbezahlt. Auf deren Webseiten gibts auch nichts zum Kaufen. (außer vielleicht eine Verlinkung auf Supportfirmen).
Also wird auf das Bling Bling eher gepfiffen. Ich versteh‘s. Auch kann ich nachvollziehen, dass Debian eher „roh“ und nicht immer augenfällig rüberkommt. Wen interessiert das, außer der Zopfmelanie, die ihre Emojs vermisst. Nicht falsch verstehen, Debian muss und kann man natürlich optisch wunderschön herrichten. Wenn Du sowas willst ohne Zeitaufwand, dann geh lieber zu Ubuntu oder Mint. Die machen einen wirklich fantastischen Job.
Vielleicht erläutere ich das mit Linux und Open Source noch mal genauer in einem der nächsten Artikel. Hier wirds schon langsam eng mit dem Platz.
Abschließend kann ich nur konstatieren, dass Debian eine fantastische Linux-Distribution ist. Ubuntu LTS ist nichts anderes als ein Snapshot von Debian Testing. Alle anderen Ubuntu Versionen kommen vom „unstable“ Zweig Debians. Bitte nicht schlagen, dies ist alles stark vereinfacht wiedergegeben. Genaueres in einem der nächsten Artikel.
Schluss, aus, i wü nimma. Zu heiß.
Murphys Gesetz lässt mich auch wieder hängen. Absichtlich das Fahrrad zu waschen, damit der nachfolgende Regenguss eintritt, klappt auch nicht immer. Seufz.
Man liest sich
Gruß Günter
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