Fußball in der Gesellschaft

Hier ist zwar eine Computer-Blog aber morgen startet die EURO-2020, und das halbe Land steht dann im Bann eines der größten Wettbewerbe der Welt, heuer schaumgebremst durch die Pandemie; glücklicherweise, muss man als um die Umwelt Besorgter sagen, denn Spieler und Fans müssen extreme Distanzen zurücklegen, um von Spielort zu Spielort zu gelangen; eine Veranstaltung mit maximaler Umweltunverträglichkeit.

Ich wollte mir ein Bild machen vom Zusammenhang zwischen der sportlichen Bewertung von Ländern und verschiedenen gesellschaftlichen Kennzahlen. Daraus sind vier Artikel entstanden. Der Zusammenhang zur Computerei könnte man durch die verwendeten Excel-Diagramme herstellen.

Der vorliegende Beitrag ist nur eine Zusammenfassung, über den Link im Titel gelangt man zum vollständigen Artikel.

Liga und ‚Nati‘

Bewertung der Ligen und Nationalmannschaften

In Europa gibt es 52 Ligen und 53 Nationalmannschaften. (Liechtenstein spielt in der Schweizer Liga). Weil das Wort „Nationalmannschaft“ gar so lang ist, wurde es im Titel für diesen Artikel durch das prägnante „Nati“ der Schweizer ersetzt.

Wenn man den Erzählungen der ältesten Legenden folgt, kann man folgende Kurzformel ableiten: welche Mannschaft (Rapid oder Austria) damals in Wien der 1950er- oder 1960er-Jahre das letzte Wiener Derby gewonnen hat, stellte einen größeren Teil der Nationalmannschaft, und das war’s auch schon.

Die Welt von Franco Foda schaut ganz anders aus. Das Wiener Derby, ja die ganze österreichische Liga spielt in seinen Überlegungen fast keine Rolle mehr.

Das Streben der Spieler nach mehr (Geld und Ruhm), die Globalisierung (Mobilität) lässt die begehrtesten österreichischen Fußballer in die größeren Ligen abwandern und da sie dort einem härteren Wettbewerb ausgesetzt sind, sind sie die erste Wahl für den Teamchef geworden. Diese Spielerwanderung ist das Los der kleinen (Ausbildungs-)Ligen.

Die Spielstärke einer Liga und der Nationalmannschaft sind nicht gleich, weil eine Liga durch Zugang oder Abgang von Legionären gestärkt oder geschwächt wird und anderseits eine Nationalmannschaft durch Legionäre im Land geschwächt wird, gleichzeitig durch den Eigenexport auch gestärkt werden kann.

Liga und ‚Nati‘ II

Wert der Nationalmannschaft im Vergleich zum Wert einer durchschnittlichen Ligamannschaft

Beispiel Österreich

Wert der Liga: 358,45 Millionen €
Zahl der Mannschaften: 12
Durchschnittlicher Wert einer Mannschaft: 29,9 Millionen Euro

Dieser ziemlich hohe Wert kommt natürlich durch die Mannschaft von RB zustande, die allein einen Wert von 152 Millionen € darstellt. Rapid liegt mit einem Mannschaftswert von 40 Millionen fast im Durschnitt der Liga. Würde RB nicht an der Liga teilnehmen, wäre der durchschnittlich Wert einer Mannschaft nur 18,8 Millionen €.

Mit diesem durchschnittlichen Mannschaftswert liegt Österreich gerade an der Grenze zu den größeren Ligen.

Aber der Wert der österreichischen Nationalmannschaft ist 321 Millionen € und liegt daher um den Faktor 10 über dem Wert eine Ligamannschaft.

Liga und ‚Nati‘ III

Spielt Geld Fußball?

Wir können diese Frage auch ganz ohne Zahlen beantworten; nicht durch ein konkretes Spiel, denn wie man weiß, kann im Fußball immer auch der Schwächere das Spielglück auf seiner Seite haben und gegen einen unschlagbar scheinenden Gegner erfolgreich sein. Wie sonst könnten die Erzählungen entstanden sein, die an glorreiche Fußballspiele erinnern wie zum Beispiel das Rückspiel von Rapid gegen Sporting Lissabon 1996 oder die Spiele von Rapid gegen Aston-Villa usw.

Wenn man aber die Spiele in großer Zahl betrachtet, dann wendet sich das Blatt rasch zugunsten der finanzkräftigeren Vereine. Statistisch gesehen spielt Geld natürlich Fußball. Das letzte Jahrzehnt hat uns Rapidlern schmerzlich gezeigt, dass man mit ausreichendem Kleingeld eine Liga nach Belieben dominieren kann. Die Frage ist also mehr jene, wie man dieses Spiel der Großen mit dem Fußball unterbinden kann. Das wird in einem anderen Beitrag zu besprechen sein.

Liga und ‚Nati‘ IIII

Fußball, ein Abbild der Gesellschaft

Egal, ob es das Kolosseum im alten Rom oder die Fußballstadien in den modernen Metropolen ist: die dortigen Wettkämpfe widerspiegeln die Art, wie die Gesellschaft tickt. In diesem Beitrag werden daher gesellschaftsrelevante Größen mit dem fußballerischen Erfolg eines Landes verglichen.

Der Erfolg wurde für die Ligen an den UEFA-Punkten gemessen und und für die Nationalmannschaften an den FIFA-Punkten. Folgende Maßzahlen wurden untersucht:

  • Bevölkerung
  • Bruttoinlandprodukt (BIP)
  • Bruttoinlandprodukt pro Kopf (BIP)
  • Wirtschaftsfaktor Fußball (Wert der Mannschaften/BIP)
  • GINI-Index Einkommensverteilung
  • GINI-Index Vermögensverteilung
  • HD-Index (Human Development Index)

Zusammenfassung

Diese Zusammenhänge zwischen einigen gesellschaftsrelevanten Kenngrößen und dem fußballerischen Erfolg sind eine Dokumentation der Behauptung, dass Fußball ein Abbildung der Gesellschaft in einem Spiel ist. Wer immer auch der Gegner am Platz ist, hinter ihm steht die ganze Eigenart eines anderen Landes.

Bei allen Statistiken gilt, dass sie uns viel über die Vergangenheit aber nichts über das jeweils nächste Spiel sagen. Kommt aber ein Gegner auf uns zu, können uns die Zahlen helfen, seine fußballerische Leistungsfähigkeit einzuschätzen.

Unser erster Gegner in der EM-Gruppe C wird Nordmazedonien sein und es ist bereits ein Schlüsselspiel, das gewonnen werden sollte, will man die Gruppenphase überstehen.

Österreich hat noch nicht allzu oft gegen Nordmazedonien gespielt. Zwei Siege, Gesamttorverhältnis 8:2. Die Spiele waren Bewerbspiele aus der letzten EM-Qualifikation. Mit diesen zwei Spielen ist statisch nicht viel auszusagen, weil im Fußball der Zufall eine sehr große Rolle spielt.

Mit seinem Sieg gegen Deutschland in der WM-Qualifikation hat aber die dortige Mannschaft aufhorchen lassen. Die letzten vier Spiele hat Nordmazedonien nicht verloren.

Österreich liegt im FIFA-Ranking auf Platz 23, Nordmazedonien auf Platz 62. Betrachtet man die Bevölkerungszahl, das BIP und den HDI ist Österreich klarer Favorit.

Was wir aber nicht unterschätzen sollten – und DJ Ötzi hat es bei seinem Interview mit Franco Foda angesprochen – unsere Spieler singen die Bundeshymne mit zu wenig Empathie und das könnte ein Zeichen sein, dass die Spieler (allesamt Legionäre) weniger Nationalstolz mitbringen als ein junges Land, dessen Bürger noch viel Aufbauarbeit vor sich haben und für die der Kampf für ihre Farben ein wichtiger Teil ihrer Identität ist.

Franz Fiala

Ehemaliger Präsident Clubcomputer / Herausgeber PCNEWS bei ClubComputer.at
Franz war pensionierter HTL Lehrer (TGM), Präsident von ClubComputer, Herausgeber der Clubzeitung PCNEWS und betreute unser Clubtelefon und Internet Support. Er war leidenschaftlicher Rapid Wien Fan. Er ist leider Anfang Jänner 2024 nach langer schwerer Krankheit verstorben.

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