Elektrofahrzeuge können mit Gleich- oder Wechselstrom geladen werden. Für das Wechselstromladen befindet sich im Fahrzeug ein Gleichrichter. Die Ladeleistungen für Wechselstromladen sind durch unser Stromnetz vorgegeben. Mit dem defacto-Standard des Typ-2 Steckers sind folgende Ladeleistungen möglich:

Symbol
StromartACACACAC
Phasen1333*1,73
Spannung [V]230230230400
Strom [A]16163263
Leistung [kW]3,7112243
Wien Energie
[Anzahl der Ladepunkte=772]
9560631
+ (15 Partner)
25 (Partner)
Preis pro Stunde [€]1,202,904,9015
Preis pro kWh [€*)]0,320,260,220,35
Ladeleistungen einer Typ-2-Verbindung

*) Vorausgesetzt, das E-Auto kann die abgegebene Energie auch nutzen.

Innerstädtisch findet man praktisch ausschließlich Wechselstomladepunkte. [Gleichstromladung ist etwas für die Langstrecke. Gleichstromladepunkte findet man vorzugsweise auf Autobahnen. In Favoriten zum Beispiel befinden sich vier Hochleistungslader am Verteilerkreis.]

Zeitverrechnung

An allen Ladestellen mit 3,7, 11, 22 und 43 kW wird eine Zeitgebühr verrechnet, die minutengenau abgerechnet wird. Es ist der Ladestelle egal, ob während dieser Zeit die angegebene Leistung auch verbraucht wird.

Wenn also zum Beispiel

  • das Fahrzeugakku die angebotene Leistung nicht aufnehmen kann
  • oder der Akku voll ist und kein Strom mehr fließt
  • oder wenn am Ende des Ladevorgangs wegen der Ladekurve des Akku die Ladeleistung abnimmt
  • oder wenn das Fahrzeug nur einphasig laden kann
  • oder wenn einfach ein Fehler vorliegt,

wird dennoch die volle Leistung des Ladepunktes verrechnet, solange die Kabelverbindung zum Auto besteht.

Raum Wien

Die allermeisten Ladestellen im Raum Wien sind Ladesäulen mit zwei Ladepunkten mit je 11 kW. Alle Elektrofahrzeuge, die ihrerseits 11 kW aufnehmen können, haben mit diesen Ladepunkten kein Problem.

AC-Ladeleistung der Elektroautos

Als Elektromobil-Theoretiker dachte ich, dass es wegen der Gegebenheiten der öffentlichen Ladestellen klar sein müsse, dass jedes Elektroauto alle diese Ladeleistungen 3,7, 11, 22 und 43 kW auch verarbeiten kann. Wie man sich irren kann! Die meisten Elektroautos können die leistungsfähigeren Ladepunkte mit 22 und 43 kW gar nicht nutzen. Hier ein paar Beispiele für die maximale Ladeleistung:

22 kW Renault Zoe
11 kW Mercedes EQC
11 kW VW iD.3
11 kW BMW iX3
7,2 kW Hyundai Ionic Elektro (einphasiges Laden)
3,7 kW Mazda MX10 (einphasiges Laden)

Man fragt sich, wer wohl an den 25 Ladepunkten in Wien mit 43 kW Ladeleistung laden wird. Keines dieser E-Autos kann diese Leistung verarbeiten, Fahrer eines Renault Zoe würden das Doppelte, die anderen das Vierfache zahlen, und die Mazda-Fahrer sind ganz besonders arm, weil sie nur einphasig laden können.

E-Auto-Fahrer, die nicht wissen, dass die auf der Ladesäule angegebene Leistung nicht unbedingt auch von Ihrer Batterie aufgenommen wird, die tragen dazu bei, dass sich Betreiber durch die zeitbasierte Verrechnung ein Körberlgeld erwirtschaften.

Was macht der Fahrer eines Elektroautos, wenn er an einer Ladestelle die Auswahl zwischen 43 KW, 22 kW und 11 kW Ladeleistung hat? Er könnte geneigt sein, den 43 kW Ladepunkt zu wählen, weil er meint, damit schneller laden zu können. Leider wäre er dabei aber im Irrtum, denn er bekommt nur maximal jene Leistung, die sein Fahrzeug maximal aufnehmen kann, in den meisten Fällen 11 kW. Zahlen muss er aber das Vierfache!

Fernöstliche Spezialitäten

Asiatische Autohersteller (aber nicht nur solche) bauen offenbar in erster Linie für den amerikanischen Markt, denn dort dominiert der Typ-1-Stecker, der für einphasiges Laden gedacht ist. Kommen dann dieselben Fahrzeugtypen auf den europäischen Markt, wird nicht etwa ein Gleichrichter für die dreiphasige Infrastruktur eingebaut, man belässt es beim einphasigen Laden. Da aber die innerstädtischen Ladesäulen nach Zeit und nicht nach konsumierter Energie abrechnen, bezahlt der Autofahrer den dreifachen Preis für das Laden.

Beispiele für einphasig ladende Fahrzeuge: Citroen Berlingo Electrive L1 und L2, Citroen C-Zero Seduction, Kia Soul EV, Mazda MX 30, Mitsubishi iMiev, Nissan e-NV200 (Kastenwagen), Nissan e-NV200 (Evalia), Peugeot iOn, Peugeot Partner (Kastenwagen), Renault Kangoo Z.E., VW e-Golf (bis 02/2017), VW e-UP.

Da Wien Energie keine Rücksicht auf diese Fahrzeugklassen nimmt, müssen Fahrer von einphasig ladenden Elektrofahrzeugen dazu übergehen, Ladepunkte mit Schukodosen zu verwenden. Das Laden dauert dann für sie genau so lang wie bei einem 11 kW-Ladepunkt (weil sie dort nur eine Phase nutzen), sie zahlen aber an der Schukosteckdose nur ein Drittel.

Die KELAG nimmt mit einem besonderen Tarif auf diese Fahrzeuge Rücksicht. Link

Verrechnung an den Ladesäulen

Wer in Wien lebt und eine Ladekarte der Wien Energie hat, kann mit moderaten Ladepreisen rechnen. Mit der einfachen TANKE WIEN START Karte bezahlt man zwischen 0,22 und 0,35 € pro kWh. Und in den Nachtstunden (22:00-08:00) sogar nur 0,07 € .

Wer aber von anderswo kommt und keine TANKE WIEN Ladekarte besitzt und seine Ladekartensammlung aus der Tasche zieht, möchte wissen, welche seiner Ladekarten wohl den günstigste Tarif hat. Einfach wäre es, wenn man die Ladekarten der Reihe nach über den Kartenleser zieht und die Ladesäule am Display den Ladepreis anzeigt. Leider kann das die Ladesäule nicht. Man ist auf eine App angewiesen. Siehe ladepreise.at

Bisher erschienen

Titelbild aus Pixabay

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