Glaube an die Wirkung von Homöopathie, die Voraussagekraft von Astrologie, Wirkung von Steinen hat eine ideologische Nähe zu Impfgegnerschaft, Anfälligkeit für die Akzeptanz von Verschwörungstheorien, Leugnung der Existenz von Corona und natürlich das „Wissen“ um die Gefährlichkeit von 5G. Das alles sind die Eckpfeiler des Weltbilds von Esoterikern. Diese werden sich gegen die Pauschalierung wehren, weil es ja ganz etwas anderes sei, an die Voraussagen der Astrologie zu glauben als an die Wirksamkeit von Homöopathie oder gar die Gefährlichkeit von 5G, aber das Verbindende aller dieser Glaubensrichtungen, ist Leugnung von naturwissenschaftlich gesichertem Wissen, die Verknüpfung von Erkenntnisebenen, die miteinander gar nichts zu tun haben und – vor allem- das dogmatische Festhalten an den Glaubenssätzen. Man erfindet Begriffe munter drauf los, die nicht zufällig Wissenschaftlichkeit andeuten wollen aber ansonsten nur leere Worthülsen sind. Eine These der Falsifizierbarkeit auszusetzen ist ebenfalls nicht vorgesehen. Das also sind die Zutaten, aus denen die Denkweise der Esoterik und ihrer Nachbarschaft besteht.
Die Skurrilität der Vorwürfe gegen neue Funktechnologien ist kaum noch zu überbieten. Das auch schon als todbringend vorausgesagte 4G war harmloser als gedacht, jetzt muss also das 5G zeigen, was es kann. Und es sind nicht nur die direkten Wirkungen auf den Organismus, 5G steht ja auch im Verdacht für Corona verantwortlich zu sein, auch so eine Verbindung zwischen Erkenntnisebenen, die miteinander nichts zu tun haben.
Hier also eine Auswahl an Wirkungen, die man 5G zuschreibt:
Höhere Frequenzen
Den höheren Frequenzen von 5G wird nachgesagt, dass sie tendenziell schädlicher sind und Krebs oder andere Zellveränderungen hervorrufen.
Ja, alle Arten von Strahlung, tief- und hochfrequente dringen in Gewebe ein. Eine Ausnahme macht das Licht, weil es absorbiert oder reflektiert wird und uns daher eine Orientierung in der Welt erlaubt. Je höher die Frequenz, desto größer die Photonenenergie, allerdings lässt sich der Photonencharakter erst im Bereich des sichtbaren Lichts nachweisen. Photonen der tieferen Frequenzen haben eine viel zu geringe Energie, um Veränderungen im Gewebe hervorrufen zu können.
Strahlung erzeugt in Körpern Wärme, sehr hochfrequente und als „ionisierend“ bezeichnete Strahlung kann Zellen zerstören. Tieffrequente Strahlung kann das nicht, und wir bezeichnen sie daher auch besser als Funkwellen. Die Eindringtiefe der Funkwellen in den Körper nimmt mit steigender Frequenz ab. Je höher die Frequenz, desto oberflächlicher wirkt sie. Sollen Funkwellen innere Organe beeinflussen (es geht dabei immer um Erwärmung), muss man tiefe Frequenzen wählen. Wenn also in einer Funktechnologie höhere Frequenzen zum Einsatz kommen, sinkt dadurch ihre Wirksamkeit im Körperinneren. Bei dem noch höherfrequenten Infrarot ist die Eindringtiefe im Millimeterbereich und darunter.
https://www.delfin-wellness.at/thera-med/infrarot-bedeutung.html
Mehr Sendemasten
Mehr Sendemasten sollten uns keine Angst einjagen, sondern uns im Gegenteil beruhigen, weil mehr Sendemasten weniger Strahlenbelastung am Körper bedeuten. Der Grund: Die Funkwelle, die durch die Basisstation an unserem Körper wirkt ist sehr schwach (1/r²) und vernachlässigbar. Nicht vernachlässigbar ist aber der Sender im Handy, der sich während eines Gesprächs unmittelbar am Kopf befindet. Und dessen Sendefeldstärke ist umso größer, je weiter der Sendemast von uns entfernt ist. Je dichter also die Sendemasten angeordnet sind, desto geringer die Sendeleistung; sowohl an den Basisstationen als auch am Mobiltelefon.
Pulsbetrieb
Oft wird behauptet, es sei ja gar nicht die Trägerfrequenz, die schädlich ist, sondern die Art ihrer Modulation, die sich auf Körperzellen auswirken würde. Nun wissen wir aber, dass man jede Modulationsart durch Fourier-Transformation in ihre spektralen Anteile zerlegen kann. Dabei kommt grob gesagt heraus, dass eine gepulste HF aus Spektralanteilen der HF und aus solchen der Pulsfrequenz besteht (zuzüglich der Summen und der Differenz der beiden Frequenzen). Was also problematisch sein soll, sind die tiefen Frequenzen. Aber diesen Frequenzen waren wir schon die letzten 100 Jahre ausgesetzt, denn es gibt keinen Frequenzbereich, der nicht technisch genutzt worden wäre, und daher haben unsere Organismen mit diesen Frequenzen bereits Bekanntschaft gemacht, lange bevor es 5G gab; und wir haben das heroisch überlebt.
Tumore
1G, 2G, 3G, 4G; von allen diesen Funktechniken wurde im Sinne einer Gesundheitsschädigung gewarnt. Wir haben alle diese Techniken seit den 1990er Jahren durchlebt. Gleichzeitig wurde von allen Statistik-Ämtern, also auch von der Statistik-Austria, die Zahl der Tumore registriert. Da wir das Mobiltelefon an den Kopf halten, wird besonders die Zunahme der Kopftumore befürchtet. Aber eine solche Zunahme gibt es—trotz Allgegenwart der Mobiltelefone—nicht.
https://clubcomputer.at/2020/03/10/kopftumore-und-mobilfunk/
Wir werden alle sterben
Es wird behauptet, dass 5G Krebs hervorrufen würde. (Man sagt nicht „könnte“, man sagt nicht „wir wissen es nicht“, nein, man sagt „es wird so sein“.) Aber 5G ist noch sehr wenig verbreitet und „hautnahe“ Erfahrungen haben in erster Linie jene Menschen gemacht, die an der Entwicklung der Systeme beteiligt waren. Man müsste also zuerst jene stark den Funkwellen ausgesetzten Personen beobachten, die als Pioniere die Systeme in Gang gesetzt haben. Aber diese Personen erfreuen sich offenbar bester Gesundheit.
Warum also Optimismus angesagt sein soll, liegt an einer Art spezialisiertem „Anthropischen Prinzip der Funkwellen“, das in einem mehr als 100 Jahre währenden Feldversuch zeigt, dass Funkwellen keine Gesundheitsschädigung hervorrufen, die über eine Wärmewirkung hinausgeht.
https://clubcomputer.at/2020/03/16/pioniere-des-elektromagnetismus/
Ängste schüren
Der Angst-Hype rund um 5G hat mehr mit Psychologie als mit fundiertem Wissen zu tun. Menschen, die Ängste schüren, verfügen über eine Machtposition, die in politisch ruhigen und friedlichen Zeiten sehr gut gedeiht, weil es uns einen ansonsten nicht vorhandenen existenziellen Kick verleiht. Im Nahen Osten wird wohl eine 5G-Diskussion ziemlich nachrangig sein.
Wir haben eine „Lösung“
Die Behauptung „5G ist krebserregend“ hat etwas Esoterisches, es fehlt alles, das man als Indiz verwenden könnte, dass es so sein könnte. Was allein der Satz bewirkt, ist das Herbeireden einer Angst vor dem Unbekannten.
Dabei bietet die Esoterik selbst „die Lösung“ an, die Furcht vor 5G ist also völlig unbegründet, man kann sich schützen. Die Lösung ist der Rosenquarz. Richtig angewendet soll dieses Mineral schädliche Strahlungen absorbieren. Ein Rosenquarz in der Tasche absorbiert Strahlung aller Art. Wie praktisch ist doch die esoterische Welt. 1:0 für die Esoterik! (Siehe Artikel „Glücksbringer“).
Franz war pensionierter HTL Lehrer (TGM), Präsident von ClubComputer, Herausgeber der Clubzeitung PCNEWS und betreute unser Clubtelefon und Internet Support. Er war leidenschaftlicher Rapid Wien Fan. Er ist leider Anfang Jänner 2024 nach langer schwerer Krankheit verstorben.
Danke für diesen Beitrag! Vorallem die Behauptung mancher Leute eine „Lösung“ zu haben, ist gefährlich, weil sie zum sorglosen Umgang mit Mobiltelefonen verleitet. Die Strahlungsleistung des Meobiltelefons in unmittelbarer Nähre des Kopfes ist, wie im Artikel erwähnt, sicher bedeutender als der Anteil der von der Basisstation kommt. Die grössere Gefahr sehe ich aber in ganz banalen Auswirkungen wie der Ablenkung durch Telefongespräche im Straßenverkehr und sozalen Auswirkungen auf eine „Always On“ Gesellschaft.