Ionity
Elektroautos sind noch eine Minderheit der Kraftfahrzeuge und längst ist das Laden der Elektroautos nicht so selbstverständlich wie das Tanken der Verbrenner. Um dem Kunden die Angst vor dem Hängenbleiben mit leerem Akku zu nehmen, haben sich Automobilhersteller 2017 zu gemeinsamen Aufbau eines Ladenetzes entlang der Autobahnen entschlossen. Das Projekt wurde von der EU mit 20 Prozent gefördert. Das Ionity-Konsortium besteht aus BMW, Mercedes, Ford, VW (mit Audi und Porsche) und Hyundai.
Das Ladenetz von Ionity ist in Westeuropa verbreitet. Noch etwas geringer bestückt sind Spanien, Süditalien, Tschechien, Slowakei, Ungarn. Polen; die Balkanländer sind noch nicht erschlossen. Die Ladestationen von Ionity befinden sich an den Standorten von Mineralöltankstellen wie zum Beispiel Shell. OMV, AAVIA, ENI, Q8 und anderen.
In Österreich gibt es 16 Ladestationen, jeweils so platziert, dass man kein Reichweitenproblem auf den Autobahnen hat. Wer bei der Abfahrt in Wien noch nicht vollgeladen hat (man soll ja das Elektroauto nicht mit 100% abstellen), kann das bei einem Frühstück nachholen:
Westen 43 km Ionity Steinhäusl Norden 41 km Ionity Hochleiten (zwischen Wien und Mistelbach) Osten 36 km Ionity Göttlesbrunn Süden 107 km Ionity Pinkafeld (Süden 20 km da-emobil Guntramsdorf)
Anschluss
Die Anschlüsse sind einheitlich CCS Typ 2 (bis 350 kW) für die Hochleistungslader, sonst Typ-2 (bis 50 kW). Die Abrechnung erfolgt bei den Hochleistungsladern verbrauchsbasiert, also pro kWh. Wenn der Akku gemäß seiner Ladekurve weniger Leistung aufnehmen kann, wird auch entsprechende weniger verrechnet.
In Österreich sind ausschließlich ABB-Ladesäulen verbaut, jeweils vier Ladepunkte pro Ladestation.
Zugang
Grundsätzlich kann jeder Fahrer eines Elektroautos an den Ionity-Ladesäulen laden. Der Preis ist 0,79 €/kWh.
mit Handy
Man kann an allen Ladestationen direkt mit dem Smartphone bezahlen, indem man den QR-Code scannt und über das dann angezeigte Webformular die Zahlung autorisieren. Wenn man sich registriert und nicht nur als Gast einloggt, bleiben die Zahlungsarten für die nächste Ladung gespeichert.
mit Ladekarte
Mit einer Ladekarte ermäßigt sich der Preis pro kWh auf 0,55 € oder auf 0,30 €.
Ionity selbst bietet keine eigenen Ladekarten an; man bekommt aber eine Ladekarte beim Kauf eines Elektroautos vom jeweiligen Hersteller.
me Charge Mercedes We Charge VW Charging Card BMW
We Charge
Die VW-Ladekarte We Charge kennt die drei Stufen Free, Go und Plus. Käufer eines iD.3 bekommen den Tarif We Charge Go für drei Jahre ohne Grundgebühr.
Ionity Aufschlag Grundgebühr Dauer €/kWh €/Ladung €/Monat Monate für alle E-Modelle 0,79 0,30 0,- 0 We Charge Free Für nicht schnellladefähige iD-Modelle 0,55 0,- 7,49 12 We Charge Go 0,30 0,- 17,49 12 We Charge Plus Für schnellladefähige iD-Modelle (für die Dauer von 3 Jahren) 0,55 0,- 0,- 12 We Charge Go 0,30 0,- 9,99 12 We Charge Plus
Es ist mein Eindruck, dass dieses Netz auch die Bauweise der Elektroautos mit beeinflusst. Nehmen wir an, dass es dieses Ionity-Netz nicht gäbe. Dann müsste der Hersteller eines Elektroautos trachten, dass sein Kunde bei möglichst allen möglichen Ladepunkten andocken kann, ganz egal, welche Stromform oder Ladeleistung (AC 3,7, 11, 22, 43 kW; DC 20, 50 > 50 kW) der Ladepunkt anbietet.
Aber alle Hersteller, die mit viel Aufwand ein eigenes Ladenetz betreiben, haben natürlich großes Interesse, dass ihre Kunden bei Fernfahrten das von ihnen finanzierte Ionity-Ladenetz benutzen. Das begünstigen sie mit zwei Maßnahmen: einerseits mit einem günstigen Ladetarif für ihre Kunden (wenigstens in den ersten Jahren) und anderseits damit, dass die Elektroautos (auch die teureren) nur eine einfache Wechselstrom-Lademöglichkeit (meist für die eigen Wallbox und die weit verbreiteten innerstädtischen 11 kW-Ladepunkte) haben und man daher bei Fernfahrten praktisch die Ionity-Ladesäulen nutzen wird.
Fahrt nach Salzburg
Google-Maps
Fahren wir zuerst mit Google-Maps. Die Fahrzeit beträgt 2h 56′ ohne Aufenthalte. Wenn das Fahrzeug vollgetankt war, wird kein Tankstopp einzuplanen sein, auch bei einer Rückfahrt nicht. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.
So einfach ist das mit einem Elektroauto nicht. Natürlich könnte man „ins Blaue“ fahren und bei 30% Akkuladung nach dem nächsten Lader Ausschau halten. Doch gehört eine Reiseplanung zum Wesen der Elektromobilität. Sehr gut geeignet ist dafür „A Better Routeplanner“, weil dort typische Parameter von Elektroautos einstellbar sind.
ABRP (A Better Routeplanner)
SoC State of Charge (Akkumulator, Ladezustand)
Fahrzeug: VW iD.3, 58 kWh, Wärmepumpe
SoC bei Abfahrt: 100%
Referenzverbrauch: 5,75 km/kWh@110 km/h
Ladepunkte: CCS Schnelllader
SoC bei Ankunft am Ziel: 10%
SoC bei Ankunft bei Ladepunkt: 10%
SoC beim Laden: 100%
Batteriedegradation: 5%
Ladezeitaufwand: 5′
Geschwindigkeit: 90% (der erlaubten Höchstrgeschwindigkeit)
Maximalgeschwindigkeit: 130 km/h
Wind: 0 m/s
Temperatur: 5° C
Wetter: Trocken
Zusatzgewicht: 0 kg
Nun ist es nicht sehr praktisch, wenn man am Ziel mit einem so geringen Ladestand von nur 10% ankommt, Aber wenn man in St. Valentin etwas mehr als eine halbe Stunde stehen bleibt, kommt man in Salzburg mit 60% Ladestand an.
Hinweis: Bei Änderung der Umgebungsbedingungen (zum Beispiel Gegenwind) erhöht den Verbrauch beträchtlich und erfordert auch mehr Ladestopps. Hier ein Beispiel mit Gegenwind 30m/s (=100 km/h):
ABRP (A Better Routeplanner) Gegenwind 100 km/h
Links
- Ionity (Wikipedia)
- Ionity Homepage
- Ionity Support Portal
- Ionity Status Tracker (Österreich)
Bisher erschienen
- Langstrecke
- Verbrauch und Reichweite
- Ladepreise
- Körberlgeld für EVUs
- Kostenloses Laden
- Wechselstromladen
- Elektromobile Anmerkungen
- Nie wieder tanken
- Ladekarte
- Ladestellen in Österreich
- E-‘tanken’
- Förderung von E-Autos
Franz war pensionierter HTL Lehrer (TGM), Präsident von ClubComputer, Herausgeber der Clubzeitung PCNEWS und betreute unser Clubtelefon und Internet Support. Er war leidenschaftlicher Rapid Wien Fan. Er ist leider Anfang Jänner 2024 nach langer schwerer Krankheit verstorben.
Danke für die „Fahrt nach Salzburg“, welche mein bisheriges Argument gegen ein E-Auto war. Es ist also möglich 🙂
Man muß ein bischen Begeisterung mit bringen. Abgesehen von der längeren Fahrzeit sind die Kosten (Strom 41 EUR / Diesel 21 EUR ) beachtlich. Der Strom sollte noch billiger werden.
Hallo Herbert!
Ich habe in Facebook von Roman Korecky den Hinweis bekommen, dass ich wahrscheinlich in dem Planungsprogramm etwas falsch konfiguriert habe, weil er dieselbe Strecke mit nur einem Ladestopp bewältigt. Außerdem habe ich in dem Artikel ursprünglich nur das Ionity-Netz beschreiben wollen und verwendete die Salzburgfahrt nur zur Illustration. Roman hat bereit einige Reiseerfahrung und verwendet nicht die teuren Ionity-Ladestellen, sondern die von da-emobil.
Servus, Franz
Lieber Herbert! Roman hat mich auf einen Planungsfehler aufmerksam gemacht. Der Fehler war: Ich hatte Gegenwind mit 30m/s eingestellt und übersehen, dass das ziemlich viel ist, ca. 100 km/h. Dadurch steigt der Verbrauch enorm an. Die Reiseroute wurde daher korrigiert, jetzt gibt es nur einen Ladestopp in St. Valentin. Servus, Franz