Geänderte Bedürfnisse
Technologische Evolution
In seinem Buch „Strategie der Genesis“ beschreibt Rupert Riedl Evolution auf allen Ebenen, beginnend beim Urknall; nicht als etwas rein Zufälliges – wie Kritiker der Evolutionstheorie es gerne bezeichnen – sondern als eine prozedurale Entwicklung von Zufall und Notwendigkeit, wobei der Spielraum des Zufalls durch die jeweiligen Gegebenheiten extrem eingeschränkt wird.
Anschaulich beschrieben bedeutet die Aussage von Riedl, dass es praktisch unmöglich ist, zu erwarten, dass aus einer Buchstabensuppe irgendwann die Ballade vom Zauberlehrling entsteht, wenn man es nur oft genug versucht. Das Universum wäre nicht alt genug, um das Gedicht herbeizuzaubern. Aber doch gibt es das Gedicht; Warum? Dazu musste die Evolution alles durchlaufen bis in die Epoche der Weimarer Klassik, in der Johann Wolfgang von Goethe, 1793 das Gedicht verfasst hat. Zwar hätte Goethe das Gedicht auch anders schreiben können, wenn er in einer anderen Stimmung gewesen wäre, aber insgesamt ist die Existenz des Gedichts ein Produkt seiner Randbedingungen. Evolution reduziert den Spielraum des Zufalls und macht Meisterwerke möglich. Zufall allein kann das nicht.
Ein Eisenbahnwaggon wurde nicht neu erfunden, sondern war eine Weiterentwicklung der Kutsche wie das Bild aus dem Buch von Rupert Riedl eindrucksvoll zeigt. Der Waggon hatte zunächst mehr das Aussehen einer Kutsche als eines Eisenbahnwaggons und veränderte sich nach und nach zu seiner heutigen Form.
Das Elektroauto ist ein weiterer Schritt in der Evolution der Individualfahrzeuge und derzeit äußerlich kaum von Verbrennern zu unterscheiden.
Manchmal hilft das grünlich schimmernde Kennzeichen oder der fehlende Auspuff als Unterscheidungsmerkmal.
Manche Konstruktionsmerkmale werden zunächst vom Verbrenner übernommen und erweisen sich im Laufe der Zeit als unpraktisch bei einem Elektroauto, zum Beispiel der Ort des Ladeanschlusses.
iD.3
Volkswagen hat versucht, mit der iD-Serie das Fahrzeug neu zu denken. Es wirkt auf jemanden, der vorher einen älteren Verbrenner gefahren ist, geradezu futuristisch, eigentlich ein Computer auf Rädern. Das Auto denkt an allen Ecken und Enden mit und man muss sich auf seine „Denkweise“ auch einstellen. Das Fahrzeug wandelt sich von einem Werkzeug zu einem „Wesen mit Charakter“, vor allem durch seine vielfältigen Reaktionen auf das Verhalten seiner Benutzer. Und dieser Charakter kann sich durch Software-Updates im Laufe des Autolebens auch noch wandeln.
Der „Tank“deckel
An einer Stelle hat man bei VW den Alltag mit dem Elektroauto nicht ganz zu Ende gedacht: beim Tankdeckel, besser Ladedeckel. Der befindet sich nämlich dort, wo er auch in den meisten Fällen an einem Verbrenner ist: auf der Längsseite rechts hinten. Beim Verbrenner ist das in Ordnung, weil die Zapfsäule sich in den meisten Fällen während des Tankens auf der rechten Seite, neben dem Fahrzeug befindet.
Der Ladeanschluss am Elektroauto gehört aber anderswohin, zum Beispiel nach vorne – zumindest wäre das nach meinen bisherigen Ladeerlebnissen mein Vorschlag. Viele andere Erzeuger von Elektrofahrzeugen haben das auch genau so gelöst.
- Ein Elektrofahrzeug steht beim Laden nie neben der Ladesäule, sondern immer davor oder dahinter, weil der Ladeplatz als Parkplatz ausgeführt ist. Man bleibt nicht nur kurz stehen, sondern verweilt längere Zeit. Ein Ladeanschluss am Bug oder am Heck erlaubt eine kurze Verbindung.
- Ein Ladeanschluss auf der Längsseite bewirkt, dass das Ladekabel – je nach Parkordnung – entweder auf der Straße oder am Gehsteig liegt.
- Laden dauert länger als das bisherige Tanken, und das Fahrzeug ist während dieser Zeit unbeaufsichtigt. Ein offener Ladedeckel, der in die Straße oder auf den Gehsteig ragt, ist keine daher gute Lösung.
- Herumliegende Kabel und offene Deckel laden irgendwie zum Vandalismus ein.
Ich plädiere dafür, diesen Ladeanschluss entweder auf der Hinter- oder Vorderseite des Wagens anzubringen. Zum Beispiel hinter einem aufklappbaren Logo oder hinter der abklappbaren Nummerntafel. Weiters sollte der Ladedeckel verschiebbar oder abnehmbar sein.
Franz war pensionierter HTL Lehrer (TGM), Präsident von ClubComputer, Herausgeber der Clubzeitung PCNEWS und betreute unser Clubtelefon und Internet Support. Er war leidenschaftlicher Rapid Wien Fan. Er ist leider Anfang Jänner 2024 nach langer schwerer Krankheit verstorben.
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