Die Arbeitsweise der Naturwissenschaften II

I. Einleitung

Das Technik- und Naturwissenschaftsbild hat sich also seit den 60er und 70er Jahren deutlich gewandelt: Es formieren sich breite Bevölkerungsgruppen, die sich gegen die Relevanz naturwissenschaftlicher Erkenntnisse wenden und „alternativen“ Weltbildern anhängen, die die strengen wissenschaftlichen Methoden verletzten (Reproduzierbarkeit im Experiment, weltweit anerkannter Formalismus, Beachtung der Wissenschaftshistorie, Zusammenhänge logisch versteh und erklärbar und damit nachprüfbar machen). Diese alternativen Zugänge ermöglichen den Wissenschaftsleugnern einen persönlichen Bezug zumeist medizinischen Themen gestatten, worin sich ihre Individualität herausstellen soll.

Nach dem ersten Teil, der sich den Wissenschaftsbereichen im Zusammenhang mit der Covid-Krise gewidmet hat, geht es nun um das Thema Klimaveränderung.

In den 70er Jahren wurde die von Ilya Prigogine und Isabelle Stenger in Brüssel entwickelte Theorie der dissipativen Strukturen in weiteren Kreisen bekannt. Sie ist für physikalische, chemische und biologische Systeme in gleicher Weise gültig. Das durch die weitgehend mathematische Begründung und Darstellungsweise nicht leicht zugängliche Werk Prigogines, in dem dieser letztlich klassische Mechanik, Thermodynamik und Quantentheorie zu vereinen versuchte, hat jedoch über Physik, Chemie und Biologie hinaus große Bedeutung. Nicht aber das Zustandekommen von komplexeren, stabilen Strukturen in Nichtgleichgewichtssystemen. Insbesondere das Vorhandensein von Leben scheint den thermodynamischen Gesetzmäßigkeiten zu widersprechen, weil Organismen Ungleichgewichte wie Konzentrations- und Temperaturunterschiede erhalten und Ordnung aufbauen können, anstatt der Entropiezunahme zu verfallen. Dazu müssen sie einen ständigen Energieumsatz aufrechterhalten (ein sogenanntes offenes System im Gegensatz zu geschlossenen Systemen der klassischen Thermodynamik). Basierend unter anderem auf den Arbeiten von Lars Onsager wandte Prigogine erstmals die Thermodynamik auf Systeme fern vom thermodynamischen Gleichgewicht an. Im Durchfluss von Energie, der ein System vom Gleichgewicht fernhält, herrschen Bedingungen, die Ordnung und stabile Strukturen entstehen lassen können, die sogenannten dissipativen Strukturen. Eine wesentliche Eigenschaft dieses Systems ist eine gewissen Trägheit, die durch das langsame Ansteigen der Entropie in einem offenen System verursacht wird. Das heißt für den Klimawandel konkret, dass eine Änderung in Hinblick auf eine Entgleisung des Klimas langsam von Statten geht. Allerdings, wenn man die Änderung bemerkt, ist es oft schon zu spät. Die Eigenschaften dissipativer Systeme lassen sich nur sehr schwer wieder umdrehen. Wenn die ersten manifesten Anzeichen sichtbar sind, ist es mit dem Gegensteuern und damit einer Verhinderung der Veränderung zum Schlechten (3°- Ziel) oft schon zu spät!    

II. Wetter und Klima

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) definiert das Klima als die Statistik des Wetters über einen Zeitraum, der lang genug ist, um diese statistischen Eigenschaften auch bestimmen zu können. Während das Wetter den physikalischen Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort beschreibt, ist Klima erst dann richtig gekennzeichnet, wenn die Wahrscheinlichkeit für Abweichungen vom Mittelwert angegeben werden kann, also auch Extremwerte Teil der Statistik sind. Zur Beschreibung des Klimas wird in der Regel eine Zeitspanne von 30 Jahren als Bezugszeitraum herangezogen. Die übliche Einteilung in Klimazonen folgt überwiegend dem Jahresgang der Temperatur und des Niederschlags.

Die im Jahresgang und im Mittel unterschiedliche Einstrahlung der Sonne am Äquator und am Pol sorgt für wärmere und kältere Oberflächen und damit horizontale Temperaturunterschiede in der unteren Atmosphäre, wodurch Luftdruckunterschiede und daraus Strömungen entstehen. Die Atmosphäre ist aber kein isoliertes System, sondern steht mit der Hydrosphäre (Ozean und Wasserkreislauf auf Kontinenten und in der Atmosphäre), der Kryosphäre (Eis und Schnee), der Biosphäre (Tiere und Pflanzen), der Pedosphäre (Boden) und der Lithosphäre (Gestein) in Wechselwirkung. Diese Bestandteile des Klimasystems (siehe Abbildung) bewegen sich mit völlig unterschiedlicher Geschwindigkeit und sie haben drastisch unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten und Wärmekapazitäten. Die Dynamik des Klimasystems und die daraus folgende Statistik des Klimas, wird daher durch die stark unterschiedlichen Zeitskalen der Komponenten geprägt. Die unterste Atmosphäre passt sich in Stunden den Bedingungen an der Oberfläche an, die Tiefenzirkulation der Ozeane reagiert erst in Jahrhunderten voll auf die veränderte Zusammensetzung der Atmosphäre, und die Entstehung eines großes Inlandeisgebiet wie die Antarktis braucht dazu viele Jahrtausende.

Das Klima beschreibt den Zustand des Klimasystems über lange Zeiträume von Jahrzehnten bis hin zu erdgeschichtlichen Zeitskalen. Das Klimasystem besteht aus verschiedenen Komponenten (Atmosphäre, Hydrosphäre, Lithosphäre, Biosphäre, Kryosphäre). Zwischen ihnen besteht ein stetiger Austausch von Energie und Masse über bestimmte Flüsse (Strahlung, Wind, Verdunstung, Niederschlag, Meeresströmungen, chemische Umwandlungen usw.), die ein energetisches Gleichgewicht der Subsysteme anstreben. Diese Phänomene werden durch den Energiefluss von der Sonne sowie die ungleiche Verteilung dieser Strahlungsenergie auf der Erde gesteuert.

Die Beschreibung des langfristigen Zustandes des Klimasystems erfolgt über die Erfassung von Zustandsgrößen (Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind, Bodenfeuchte, Salzgehalt im Ozean usw.) und Flussgrößen (Strahlung, Verdunstung, Niederschlag usw.).

Ein mögliches Missverständnis bei Klimaproblemen liegt darin, dass es mit dem Wetter verwechselt wird. Wetter ist ein so genanntes „dynamisches Chaosphänomen“, dass sich über die Welt verteilt, immer wieder anders zeigt. Klima dagegen wird statistisch beschrieben: Auch wenn beispielweise im Januar 2010 die Temperaturen in Österreich wieder einmal sehr tief waren, so ist trotzdem die mittlere Erdtemperatur gestiegen.

Klimaforscher sehen zahlreiche Belege dafür, dass das Klima – bedingt durch menschlichen Einfluss – erneut im Wandel hat. Ein Indiz ist der Umstand, dass von den zehn heißesten Jahren seit Beginn der weltweiten Temperaturaufzeichnungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts sieben heiße Jahre auf das letzte Jahrzehnt entfielen.

Fazit

Um den Vergleich zwischen Wetter und Klima auf den Punkt zu bringen: Wetter ist ein Phänomen, auf das viele Faktoren (Luftdruck, Temperatur(unterschiede), Feuchtigkeit, Wind, Strömungen, solare Einstrahlung etc.) einwirken. Modelle des Wettergeschehens können für wenige Tage aufgestellt werden, wobei Erfahrungen von früher eingearbeitet werden. Beim Wetter können kleinste Luftströmungen im Zeitverlauf große Wirkungen erzielen (der Effekt heißt „Schmetterlingseffekt“). Der Schmetterlingseffekt besagt, dass in komplexen, nichtlinearen dynamischen Systemen wie dem Wetter schon kleinste Veränderungen in den Ausgangs­bedingungen dazu führen können, dass eine Vorhersagbarkeit hinsichtlich der weiteren Entwicklung eines Systems grundsätzlich auszuschließen ist). So kann eben das Flügelschlagen eines Schmetterlings in einer Region sich so aufschaukeln, dass in einer anderen Region ein starker Wind oder Sturm ausgelöst werden kann.

Klima ist ein statistisches Phänomen: Über längere Zeiträume werden Daten gesammelt, die ein energetisches Gleichgewicht der Klimasysteme anzeigen. Die statistische Vorhersagbarkeit ist groß.

Weil Wetter und Klima unterschiedliche Botschaften bezüglich der Vorhersagbarkeit senden, sollte man sie nicht verwechseln. Das ist die Botschaft dieses Abschnitts.  Für die Klimavorhersage sind sichere Prognosen möglich. Genau darum geht es im nächsten Kapitel.

III. Klimaprognosen und das IPCC

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen), im Deutschen oft als Weltklimarat bezeichnet, wurde im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatliche Institution ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist, für politische Entscheidungsträger den Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel zu vermitteln. Der Sitz des IPCC-Sekretariats befindet sich in Genf (Schweiz), 195 Regierungen sind Mitglieder des IPCC, darüber hinaus sind mehr als 120 Organisationen als Beobachter des IPCC registriert.

Hauptaufgabe des Ausschusses ist es, die naturwissenschaftlichen Grundlagen und den weltweiten Forschungsstand über die Auswirkungen der globalen Erwärmung und seine Risiken sowie Minderungs- und Anpassungsstrategien zusammenzutragen und aus wissenschaftlicher Sicht zu bewerten. Dazu beruft der IPCC tausende Wissenschaftler aus aller Welt. Diese erstellen die Sachstandsberichte des IPCC. Bisher hat der IPCC fünf Sachstandsberichte und mehr als zehn Sonderberichte sowie Richtlinien für die Erstellung von Treibhausgasinventaren veröffentlicht.

Die IPCC – Berichte gelten als „Goldstandard“ der Klimaforschung. Sie werden innerhalb der Wissenschaft als glaubwürdigste und fundierteste Darstellung bezüglich des naturwissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Forschungsstandes über das Klima und seine Veränderungen sowie über Möglichkeiten des Umgangs damit betrachtet. Die Schlussfolgerungen des IPCC werden von allen großen US-amerikanischen wissenschaftlichen Gesellschaften mit einschlägiger fachlicher Kompetenz bestätigt, unter anderem von der American Geophysical Union, der American Meteorological Society und der American Association for the Advancement of Science. Zudem werden sie u. a. von den nationalen Akademien der Wissenschaften vieler Staaten wie Frankreich, Russland, Deutschland, Japan, Italien, Kanada, China und Brasilien sowie der Royal Society bekräftigt. Der IPCC wurde 2007, gemeinsam mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Das IPCC betreibt als Dachorganisation selbst keine Forschung, sondern in seinem Auftrag tragen Experten die Ergebnisse der Forschungen aus verschiedenen Disziplinen zusammen, darunter der Klimatologie, den Sozialwissenschaften und der Technologie. Er bildet eine kohärente Darstellung dieses Materials in sogenannten Sachstandsberichten ab, den IPCC Assessment Reports.

Die Sachstandsberichte des IPCC bestehen aus drei Bänden, die jeweils von einer Arbeitsgruppe erstellt werden. Arbeitsgruppe 1 behandelt die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, Arbeitsgruppe 2 beschäftigt sich mit der Verwundbarkeit von sozioökonomischen und natürlichen Systemen gegenüber dem Klimawandel und dessen Auswirkungen. Zudem beschreibt sie Wege, wie sich die Menschen an eine globale Erwärmung anpassen können. Arbeitsgruppe 3 zeigt politische und technologische Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels auf. In jeder Arbeitsgruppe arbeiten mehrere hundert Experten aus aller Welt etwa drei Jahre an einem Bericht von jeweils mehr als tausend Seiten. Sonderberichte werden nach demselben Verfahren wie Sachstandsberichte erstellt, behandeln aber ein bestimmtes Thema sehr ausführlich.

Das IPCC formulierte auf dieser Grundlage im Jahr 2007 in seinem Klimabericht an die UNO: „Größtenteils beruht der beobachtete Anstieg der globalen mittleren Temperaturen wahrscheinlich auf dem beobachteten Anstieg der vom Menschen gemachten Treibhausgas-Emissionen“.

Die Sachstandsberichte des IPCC (Assessment Report, im Deutschen oft auch „Weltklimabericht“) werden in unregelmäßigen Abständen publiziert:

  • 1990: Erster Sachstandsbericht des IPCC (AR1)
  • 1995: Zweiter Sachstandsbericht des IPCC (AR2)
  • 2001: Dritter Sachstandsbericht des IPCC (AR3)
  • 2007: Vierter Sachstandsbericht des IPCC (AR4)
  • 2013/2014: Fünfter Sachstandsbericht des IPCC (AR5)
  • 2021/2022: Sechster Sachstandsbericht des IPCC (AR6): Wurde ab 2017 erstellt. Die Beiträge der drei Arbeitsgruppen und der Synthesebericht wurden 2021/22 publiziert.

Der Sechste Sachstandsbericht (englisch Sixth Assessment Report, AR6; auch Sechster Weltklimabericht) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), ist eine systematische Übersichtsarbeit zum Forschungsstand der Klimaforschung. Die regelmäßig erscheinenden Sachstandsberichte des IPCC fassen auf mehreren tausend Seiten den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zur globalen Erwärmung, ihren Folgen, Klimaschutz und mögliche Anpassungsstrategien an die globale Erwärmung zusammen. Sie werden innerhalb der Wissenschaft als glaubwürdigste und fundierteste Darstellung bezüglich des naturwissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Forschungsstandes über das Klima und seine Veränderungen sowie über Möglichkeiten des Umgangs damit betrachtet.

Klimadiagramme der
vergangenen letzten 140 Jahre
und der letzten 1000 Jahre
im Vergleich

Die globale Durchschnittstemperatur in der Zeit von 1950 bis 2000 in Zahlen

Quelle der Zahlen: Worldwatch Institut – Vital signs 2003

Die Klimaforscher erwarten eine fortschreitende globale Erwärmung um etwa 0.2 ºC pro Jahrzehnt, überlagert von kurzfristigen Schwankungen. Die Zahlen ab 2005 beruhen auf Presseinformationen der NASA. Sie zeigen, dass die Erwartungen der Klimaforscher in den letzten anderthalb Jahrzehnten noch übertroffen wurden.

JahrTemperatur in Grad Celsius
195013,87
195513,89
196014,01
196513,9
197014,02
197513,94
198014,16
198514,03
199014,37
199514,37
200014,31
200514,51
201014,55
201414,59
201514,72

Seit 1950 kein Ende in Sicht: 2016 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – und setzt damit den Trend der Klimarekorde fort. Die globale Erwärmung hat in diesem Jahr schon 1,2 Grad über den vorindustriellen Werten erreicht, wie die World Meteorological Organization (WMO) berichtet. In Asien und im Nahen Osten gab es zudem lokale Hitzerekorde von über 50°C und auch die CO2 – Werte erreichten neue Höchststände. 15 der 16 wärmsten Jahre liegen im 21. Jahrhundert.

Die Kernaussagen des Berichts sind folgende:

A. Gegenwärtiger Zustand des Klimas

A.1 Es ist unbestritten, dass der Mensch die Atmosphäre, die Ozeane und das Land erwärmt hat. Weitreichende und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, den Ozeanen, der Kryosphäre und der Biosphäre sind eingetreten

A.2 Das Ausmaß der jüngsten Veränderungen im Klimasystem als Ganzes und der gegenwärtige Zustand vieler Aspekte des Klimasystems sind beispiellos über viele Jahrhunderte bis Tausende von Jahren

A.3 Der vom Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Erde aus. Belege für beobachtete Veränderungen bei Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen und insbesondere deren seit dem Fünften Bewertungsbericht (AR5) haben sich die Hinweise auf den menschlichen Einfluss verstärkt.

A.4 Verbesserte Kenntnisse über Klimaprozesse und die Reaktion des Klimasystems auf einen zunehmenden Strahlungsantrieb führen zu einer besten Schätzung der Gleichgewichts-Klimasensitivität von 3°C.

Der Anstieg der globalen Temperaturen ist menschgemacht, die Natur allein würde die blaue Kurve erzeugen.

B. Mögliche Klimazukünfte

B.1 Die globale Oberflächentemperatur wird bei allen betrachteten Emissionsszenarien mindestens bis zur Mitte des Jahrhunderts weiter ansteigen. Die globale Erwärmung von 1,5°C und 2°C wird im Laufe des 21. Jahrhunderts überschritten werden, wenn nicht in den kommenden Jahrzehnten die Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen stark reduziert werden.

B.2 Viele Veränderungen im Klimasystem werden in direktem Zusammenhang mit der zunehmenden globalen Erwärmung größer. Dazu gehören die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzeextremen, marinen Hitzewellen und Starkniederschlägen, landwirtschaftlichen und ökologischen Dürren in einigen Regionen, und der Anteil intensiver tropischer Wirbelstürme sowie der Rückgang des arktischen Meereises, der Schneedecke und ständig gefrorener Böde.

B.3 Die fortgesetzte globale Erwärmung wird voraussichtlich den globalen Wasserkreislauf weiter verstärken, einschließlich seiner Variabilität, der globalen Monsun-Niederschläge und der Schwere von Regen- und Trockenperioden.

B.4 In Szenarien mit steigenden CO2-Emissionen werden die Kohlenstoffsenken im Meer und an Land weniger wirksam sein, um die Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre zu verlangsamen.

B.5 Viele Veränderungen, die auf vergangene und künftige Treibhausgasemissionen zurückzuführen sind, sind für Jahrhunderte bis Jahrtausende unumkehrbar. Jahrhunderte bis Jahrtausende unumkehrbar, insbesondere Veränderungen der Ozeane, der Eisschilde und des globalen Meeresspiegels.

C. Klimainformationen für Risikobewertung und regionale Anpassung

C.1 Bei einer weiteren globalen Erwärmung wird jede Region den Projektionen zufolge zunehmend mit gleichzeitigen und mehrfachen Veränderungen der klimatischen Einflussfaktoren konfrontiert sein. Veränderungen bei mehreren klimatischen Einflussfaktoren wären bei 2°C im Vergleich zu 1,5°C globaler Erwärmung weiterverbreitet und bei höheren Erwärmungsgraden noch weiterverbreitet und/oder ausgeprägter.

C.2 Wenig wahrscheinliche Folgen wie der Zusammenbruch von Eisschilden, abrupte Änderungen der Ozeanzirkulation, einige zusammengesetzte Extremereignisse und eine Erwärmung, die deutlich größer ist als die sehr wahrscheinliche Bandbreite der künftigen Erwärmung, können nicht ausgeschlossen werden und sind Teil der Risikobewertung.

Fazit: Forschungsarbeit heißt nicht nur, im Labor oder mit wissenschaftlichen Instrumentarien Ergebnisse zu erzielen und auf „Neues“ drauf zu kommen. Es können genauso in Metaanalysen Ergebnisse anderer (vieler) Forscher*innen zusammengetragen und überprüft werden. Das leisten oft wissenschaftliche Panels, die als Sachbearbeitern in internationalen Räten und Wissenschaftler*innen zusammengesetzt sind und einzelne Messungsergebnisse und die daraus gezogenen Schlüsse überprüfen. Diese Abstimmung kann ein längerer mühsamer Prozess sein, der aber schlussendlich dazu führt, eine international konsistente Studie oder einen umfangreichen Bericht zu bekommen. Die Sachstandsberichte des IPCC sind ein Musterbeispiel für internationale Zusammenarbeit und haben ein hohes Prestige. Vor allem, dass diese Arbeiten im Fünfjahresrhythmus laufend wiederholt und ergänzt werden, zeigt die Qualität der „rollierenden“ Ergebnisdarstellung. Die Berichte sind die Grundlagen einer Handlungsanleitung für weltpolitisches Handeln, eine Vorgangsweise, die aufgrund vieler unterschiedlicher Zielsetzungen und der Abwägung von Partikularinteressen schwieriger und komplexer nicht sein könnte. Es scheint aber so zu sein, dass nur Änderungen von menschengemachten Emissionen auf der gesamten Welt dazu führen können, eine Pandemie zu bekämpfen oder die fortschreitende Erderwärmung zu reduzieren.

IV. Warum geht es in der aktuellen Auseinandersetzung?

Das Thema „Klimawandel“ ist brandaktuell und werden in der aktuellen öffentlichen Auseinandersetzung oft als „übertrieben“ oder „mit falschen Fakten“ unterlegt, hingestellt. Allerdings wird hier versucht zu zeigen, dass die Arbeitsweise der Naturwissenschaften (und der eng damit verbundenen Mathematik und Statistik) Sicherheiten anzubieten hat, diesen Erkenntnisprozess überprüfbar und transparent zu halten. Die Naturwissenschaften sind es als eine der wenigen Wissenschaftsdisziplinen gewohnt, universell im glei­chen Maßstab zu denken. Das Betreiben einer Atmosphärenphysik oder Biochemie in Japan unterscheidet sich in keiner Weise von dem Betrieb dieser Wissenschaftsdisziplinen in Deutschland oder Österreich. Trotz möglicher kultureller Unterschiede kann eine Publikation eines japanischen Wissenschaftlers in Deutschland oder Österreich sofort gelesen und verstanden werden. Daher gab es auch immer weltweiten internationalen Austausch und umfangreiche Kooperationen (z.B. die Forschungskooperationen in der Teilchenphysik). Man kann sogar sagen, eine wichtige Publikation, die von führenden Instituten anerkannt wurde, muss jeder Fachfrau/ jedem Fachmann dieser Disziplin in kurzer Zeit bekannt sein. Wenn sich hier jemand ein halbes Jahr später unwissend bei Konferenzen auf eine „alte Theorie“ beruft, wird er/sie nicht mehr ernst genommen und auf der Konferenz mit verbindlichem Lächeln übergangen!

Alternative Denkmodelle hingegen sind meist lokal geprägt und haben außerhalb der „verschworenen Gemeinschaft“ wenig Chance, bestehen zu können. Sie sind, trotz Verbreitung in den elektronischen sozialen Medien nur „lokal“ zu verstehen und haben dort ihre “Fangemeinden“. Ihre Aussagen wirken für diese Kerngruppen überzeugend, halten aber einer experimentellen Überprüfung oder einem Austausch wichtiger Aussagen über mehrere Kontinente hinweg nicht stand. So gibt es natürlich auch zum Thema „Klimawandel“ viele Interpretationen und „Theorien“, die keine großen Veränderungen „vorhersagen“.

Klimaveränderung ist höchst politisch geworden: Beide beeinflussen die gesellschafts- und Wirtschaftspolitik entscheidend. Sie sind damit auf das Schlachtfeld der Meinungen und Gegenmeinungen getreten, auf dem vehement um die Interpretationshoheit gerungen wird, mit allen Mitteln. Das war in der Ideengeschichte der Naturwissenschaften lange nicht üblich. Die Debatte um die Kernwaffen in en 50er und 60er Jahre und die Verwertung der Kernenergie ab etwa 1975 (nun wieder aktuell in einer EU-Strategie der Dekarbonisierung), immer auch unterlegt mit ökologischen Werten, waren eine der ersten heftigen Auseinandersetzungen in diesem Bereich. Genomforschung, Interventionen im ökologischen Bereich, der Aufbau militärischer Vernichtungspotenziale und nun der Einsatz von künstlicher Intelligenz folgen als „Bedrohungsthemen“. Die Erderwärmung war schon seit Jahren Thema und kehrt nun als Menetekel mit sehr konkreten Daten wieder zurück. Der Umgang mit einer Viruspandemie kam unerwartet hinzu. Die westlichen liberalen Demokratien, die sich als beste der schlechten Regierungsformen halten, müssen damit umgehen lernen. Das können sie vor allem, wenn die Entscheidungen von Maßnahmen wissen(schaft)sbasiert gefällt werden. Genau darum geht es. Und da können „alternative Ansätze“ nur allzu rasch in totalitäre Maßnahmen führen. Genau das sollten wir verhindern. Ein neuer Dialog zur Methodik und den Wirkungspotentialen der Naturwissenschaften ist dringlich!

Quellen

Isabelle Stengers, Ilya Prigogine (1986), Dialog mit der Natur, neue Wege naturwissenschaftlichen Denkens, Piper-Verlag

https://mpimet.mpg.de/kommunikation/fragen-zu-klima-/-faq/was-ist-der-unterschied-zwischen-wetter-und-klima

WMO Catalogue for Climate Data (2022), The WMO Catalogue for Climate Data is a trustworthy source for climate data. The datasets have been assessed through an internationally agreed maturity evaluation process.  An initial 18 global climate datasets have been so far submitted by international domain Subject Matter Experts (SMEs) and assessed.

Sechster IPCC-Sachstandsbericht – AR6 – de-IPCC. In: de-ipcc.de. 9. April 2018, abgerufen am 8. August 2019.

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