Digitale Kompetenzen neu geordnet

Erstmalig in Österreich ist es möglich, IT-Zertifikate zum Nachweis digitaler Kompetenzen in einer Zertifizierungssystematik gemäß dem digitalen Kompetenzmodell für Österreich – DigComp 2.2 AT zu erlangen. 

Der Digital-Competence-Pass (DCP) ist nun als Marke europaweit eingetragen: Es gibt zwei Basis­zertifikate „Typing“ in verschiedenen Geschwindigkeiten und „Fit4DCP“ als Einstieg in das digitale Allgemeinwissen, eine Grundstufe des DCP zu den IT- Grundlagen und Office-Grund­lagen und eine „Plus“- Stufe zur Datenverwaltung, zum Abfassen wissenschaftlicher Doku­mente und Formen der digitalen Zusammenarbeit (siehe Skizze).

Das System der Zertifizierung digitaler Kompetenzen versteht man am besten im Vergleich zur Fremd­spra­chen­ausbildung: 2001 wurde der gemeinsame europäische Sprachrahmen erstmals auf Deutsch veröffent­licht (als Initiative des Europarates). Die Kürzel A1 und B2 sind seither fixer Bestandteil von Lebensläufen geworden. Für das Fremdsprachenlernen ist dieser „europäische Sprachrahmen“ ein Qualitätssprung geworden, der weit über das Schulwesen hinausgeht.

Der europäische „Digitale Kompetenzmodell DigComp“ ist vergleichsweise jung und noch in Entwicklung. Es ist mit dem Sprachrahmen vergleichbar. Die Entwicklungsdynamik ist bei den digitalen Kompetenzen nur deutlich höher. Mit „fit4internet DigCERT“ und „DigComp-CERT“, beide Kompetenzmodelle von der ein­fachen Nutzung des Mobiltelefons bis zur berufsbezogenen EDV verfügt Österreich seit Sommer 2021 über ein einfach zugängliches und differenziertes System, valide Momentaufnahmen einen persönlichen Datenprofils auszuzeichnen und anzuerkennen. Das kann ein wesentlicher Baustein zur Förderung lebens­begleitenden Lernen werden und damit ein Nachweis für eine persönliche Anschluss- und Zukunftsfähigkeit. Weitere Hinweise: http://www.fit4internet.at/view/FAQ-digcomp-cert

Bausteine des neuen DCP

  1. Typing 1000 und 1500 ist eine Ausbildung im Tastaturschreiben im 10 Fingersystem, wobei 1000 bzw. 1500 Anschläge pro Minute erreicht werden. Die Prüfung ist ein Online-Test (Abschreiben eines Textes).
  2. Fit4DCP ist ein Zugangsmodul für den DCP und handelt von digitalem Allgemeinwissen (Computer­bedienung, Verwalten von Dateien, Internet, Smartphone, soziale Medien). Wird im Prüfungszentrum oder „remote“ in ca. 45 Minuten geprüft.
  3. Die Grundstufe des DCP („DCP – Basic“) kann in vier „kleinen“ oder zwei „großen“ Modulen erlernt und geprüft werden. Nach einer einmaligen Registrierung ist die Wahl der 2- oder 4-Modul-Variabnte möglich.     Bei den IKT – Grundlagen werden sowohl instrumentelle Fertigkeiten geprüft („wie verwalte ich Dateien“) als auch informelle („Lizenzrecht und Datenschutz“, „Safer-Internet“). Bei den Office- Grundlagen stehen die Erstellung von Textdokumenten, der Einsatz von Tabellen, die Anfertigung von Präsentationen und die Vernetzung der genannten Arbeitsvorgänge im Vordergrund. Es geht nicht allein um das Erlernen der Handhabung von einzelnen Office-Produkten, sondern um zusammenhängendes Arbeiten zur Bewältigung konkreter anwendungsbezogener Aufgaben, wobei die Beachtung von Regeln bei der Verwendung fremder Werke nicht fehlen dürfen.
  4. Für den Abschluss der Modulstufe „DCP – Plus“ gibt es zwei Wege: Die Bearbeitung des Moduls „Daten­verwaltung“ und „digitale Zusammenarbeit“ oder „wissenschaftliche Dokumente“ und „digitale Zusammenarbeit“. „Datenverwaltung“ beschäftigt sich mit komplexeren Daten, deren Verarbeitung bis zur graphischen Darstellung der Ergebnisse auf dem Niveau einer guten kaufmännischen Ausbildung. Das Modul „wissenschaftliche Dokumente“ die ideale Vorbereitung für die Arbeit mit und an umfangreichen Texten wie vorwissenschaftliche Arbeiten, Diplomarbeiten auch auf hochschulischem Niveau. Auch hier werden wieder praktische Fähigkeiten (Layout und Gliederung wissenschaftlicher Arbeiten) mit formalen Aspekten (Zitation, Urheberrecht, Verhinderung von Plagiaten) verbunden. Das Modul „digitale Zusam­menarbeit“ widmet sich dem modernen Bürobetrieb: E-Mail-Versand, Anlegen von Gruppen, Verwalten digitaler Kalender und von Terminen, das Teilen von Files und Teamnotizen, die Nutzung von Foren und Lernplattformen, die Ausrichtung von Online – Meetings und die Verwendung von Kommunikations­platt­formen.
  5. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Stufen 1 und 2 sowie 3 und 4 kann das jeweilige Zertifikat (DCP -Basic oder DCP – Plus) selbst ausgedruckt werden.
  6. In weiterer Folge sind nun Module höherer Stufen unter dem Label „DCP – professional“ geplant, die sich unter dem Titel „Coding“ mit dem Erlernen einer aktuellen Programmiersprache (Python, C++ oder C#, Java) oder dem Aufbau von Computernetzen („Infrastruktur und IT-Netzwerke“) beschäftigen.

Dorninger Christian DI Dr. 1954

  • Lehrer an der HTL-Wien 10
  • Mitarbeiter bei der Firma IT4education
  • Absolvent der TU-Wien, Technische Physik
  • Interessen: Informatikdidaktik, Curriculum­ent­wick­lung
  • cdorninger@it4education.at

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